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Der Eurovision Song Contest 2016


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61. Eurovision Song Contest - 14. Mai 2016
Stockholm

Halle Globen
Motto Come Together
Moderation Petra Mede & Måns Zelmerlöw
Pausen-Act Petra Mede & Måns Zelmerlöw
Wertung Jury-/Televoting 50/50%
Teilnehmer 43 Länder (Finale 26 /Semifinale jeweils 18)

 

norway

Siegerland: Ukraine

Interpretin:

Jamala

Titel:

"1944"

Musik & Text:

Jamala

    Jamala© Thomas Hanses, EBU

 

  


 

ALLGEMEINE INFORMATIONEN

ESC-2016-Globen© SVT

Der 61. Eurovision Song Contest fand am 14. Mai 2016 (Semifinale am 10. und 12. Mai) im Stockholmer Globen statt. Der verantwortliche Sender SVT hatte Bewerbungen schwedischer Städte entgegengenommen. Stockholm hatte sich mit drei Hallen (der Friends Arena, der Tele 2 Arena und dem Ericsson Globen) beworben, Sandviken mit der Göransson Arena, Göteborg mit dem Scandinavium, Linköping mit der SAAB Arena und Örnsköldsvik mit dem Fjällräven Center. Malmö hatte seine Bewerbung schon frühzeitig zurückgezogen, da die Halle ausgebucht sei.   

Die endgültige Entscheidung für Stockholm und den Globen-Komplex wurde von SVT am 08.07.2015 bekannt gegeben. Dieser Komplex beinhaltet den Globen (ESC 2000) mit 14.000 bis 16.000 Plätzen je nach Aufteilung sowie die die Tele 2 Arena und "Annexet" und "Hovet". Im Hovet wurde das Pressezentrum untergebracht, Annexet blieb den Delegationen vorbehalten.

 

43 Länder nahmen teil, wieder dabei waren Bosnien & Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Tschechien und die Ukraine, nicht dabei waren Portugal, die Slowakei und die Türkei. 

Am 25.01.2016 fand die Auslosung der in den Semifinals teilnehmenden Länder auf die erste oder zweite Hälfte des ersten oder zweiten Semifinals statt. Die Moderatoren Alexandra Pascalidou und Jovan Radomir nahmen die Auslosung vor. Dazu wurden zuvor wie üblich mehrere "Töpfe" gebildet, in die die teilnehmenden Länder je nach geografischer Lage und früherem Wertungsverhalten verteilt wurden. 

Israel wurde auf Wunsch direkt dem zweiten Semifinale zugeordnet, um eine Kollision mit dem Nationalfeiertag am ersten Semifinaltag zu vermeiden. Die übrigen Länder wurden auf die jeweiligen Hälften der Semifinals ausgelost. Die endgültige Startreihenfolge wurde später von den Produzenten der Show des SVT in Abstimmung mit der EBU festgelegt. 

Australien wurde erneut die Teilnahme ermöglicht, allerdings musste der australische Act im Semifinale antreten.   

Die BIG-5 Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und das Vereinigte Königreich sowie das Sieger- und Austragungsland Schweden waren bereits für das Finale gesetzt. Australien durfte nach der Premiere 2015 erneut teilnehmen, musste aber im Gegensatz zum letzten Jahr in einem Semifinale antreten. Bei der Auslosung wurde zudem bestimmt, welche Länder der BIG-5 welches Semifinale übertragen mussten und dort abstimmen durften. Deutschland wurde auf Wunsch der ARD für das zweite Semifinale gesetzt, Schweden auf Wunsch von SVT auf das erste Semifinale: Semifinale 1: Frankreich, Schweden, Spanien - Semifinale 2: Deutschland, Italien, Vereinigtes Königreich.

 

Das Wertungssystem wurde erstmals seit 1975 einer grundlegenden Änderung unterzogen. Bisher wurden die Wertungen der nationalen Jurys und des nationalen Televotings rechnerisch kombiniert und es wurde eine gemeinsame Wertung der TOP 10 verkündet. Das hatte oft zur Folge, dass bereits weit vor der Bekanntgabe der letzten Länderwertung der Sieger feststand. Es war nun beim ESC in Stockholm erstmals so, dass sowohl das Resultat des Juryvotings als auch das Televoting pro Land in die Punkte 1,2,3,4,5,6,7,8,10,12 umgesetzt wurde.

 

 

MOD© ECG e. V.

Die Moderatoren waren Petra Mede (ESC 2013) und der ESC-Sieger 2015 Måns Zelmerlöw.

Petra Mede ist die erste Frau seit 1974 (Katie Boyle), die den ESC mehr als einmal moderiert hat. Ihren Durchbruch im schwedischen Fernsehen hatte sie mit der Moderation des Melodifestivalen 2009. Nach ihrer viel gelobten Solo-Moderation des ESC 2013 moderierte sie gemeinsam mit Graham Norton auch die Jubiläumsshow in London.

Måns Zelmerlöw hatte seinen Durchbruch als Popsänger bei der schwedischen Vorentscheidung 2007, wo er mit "Cara mia" Dritter wurde. 2009 belegte er mit "Hope & Glory"  den vierten Platz und 2010 moderierte er das Melodifestivalen. Seit 2007 hat er zahlreiche Alben veröffentlicht und in Musicals mitgespielt. Drei Jahre lang moderierte er auch die die beliebte schwedische TV-Gesangssendung "Allsång på Skansen" im Stockholmer Freilichtmuseum. Bisheriger Karrierehöhepunkt vor der Sieg beim ESC 2015 mit "Heroes". 

 

Zelmerlöw sagte dazu: "Ich bin so unglaublich glücklich, noch einmal beim Eurovision Song Contest dabei sein zu dürfen und das gemeinsam mit Petra Mede, die ich für eine herausragende Moderatorin und einen äußerst reizenden Menschen halte". Und Petra Mede lobte Zelmerlöw als extrem professionell, sie mache sich also mehr Sorgen um sich selbst und was sie anziehen solle. "Es ist, als wenn ich zum ersten Mal Achterbahn gefahren wäre, und dann sagt mir jemand, ich könne das jetzt gemeinsam mit einem tollen Jungen noch einmal machen!"

logo2016

Das Motto lautete: COME TOGETHER.

Die Botschaft der Einheit sei einer der Gründe für dieses Motto, so Österdahl. "Wir glauben, dass die Idee der Einheit heute genauso wichtig ist wie in den 1950er Jahren, als der Eurovision Song Contest begann. Beim ESC geht es nie um Grenzen, Politik oder Ideologien. Es geht darum, alle Grenzen zu überwinden, die uns Menschen voneinander trennen!" Symbolisiert wurde diese Botschaft durch eine Pusteblume als Zeichen der Widerstandfähigkeit und Belastbarkeit, aber auch der Kraft zur Erneuerung, denn wenn der Samen des Löwenzahns fortfliege, erschaffe er neues Leben, wo er niederfalle.


stage 1© SVT

Das Bühnendesign für den ESC 2016 stammte von Frida Arvidsson und Viktor Brattström, die auch die Bühne 2013 in Malmö entworfen haben. Ihr Bestreben sei es gewesen, durch Licht eine besondere Tiefe zu erzeugen. Es gab eine innovative LED-Wand, in die die Interpreten "hineingehen" konnten. Im Gegensatz zum sehr reduzierten Bühnenbild 2013 wollte man dieses Mal mit dem Raum spielen und optische Illusionen erzeugen.

 

 

 

Die sog. Postcards, die Filme, die den jeweils nächsten Act ankündigen, wurden im Heimatland des entsprechenden Interpreten gedreht und zeigten sowohl sein persönliches Leben als auch Impressionen des Landes. Dabei spielte die Pusteblume des Logos eine Rolle. 

  

FAZIT

 

Durch das neue Wertungssystem und die Präsentation wurde deutlich, wie unterschiedlich die Beurteilungen der einzelnen Lieder waren. So kämpften Australien, Russland und die Ukraine um den Sieg. Australien gewann das Juryvoting, Russland das Televoting, aber Siegerin wurde als lachende Dritte Jamala aus der Ukraine. 

Über den Sieg der Ukraine kann man geteilter Meinung sein: Ist der Siegertitel „1944“ politisch oder nicht, und hat die Ukraine damit berechtigt gewonnen? In der Presse sah man das durchaus unterschiedlich, und auch in Fankreisen gab es hierzu kontroverse Ansichten. Dass die Ukraine sich im letzten Moment der Wertung an den beiden Favoriten Australien und Russland vorbei nach oben geschoben hat, war durch das neue Wertungssystem an Spannung kaum zu überbieten. Insofern war die Änderung des Votings und dessen Präsentation eine durchaus positive Neuerung.

Es gab wieder einen Skandal um die Jurys: Dieses Mal betraf es ein Mitglied der russischen Jury, das eine Szene der russischen Jurywertung verbotenerweise mit dem Smartphone gefilmt und ins Netz gestellt hatte. Wenn man diesen Clip gesehen hat, lässt es erneut an der Berechtigung der Jurys zweifeln, wird man doch völlig desillusioniert ob solchen demonstrativ zur Schau gestellten Desinteresses.

Während Russlands Superstar Sergey Lazarev und sein "Dream Team" um Philip Kirkorov und Dimitris Kontopoulos alles an Videotechnik aufgeboten hatten, was man sich vorstellen konnte und die hohe Bewertung durch das Televoting wohl auch dieser technisch beeindruckenden Inszenierung von "You Are The Only One" geschuldet war, überzeugte die Australierin Dami Im durch ihre Stimmgewalt. 

 

Bulgarien erreichte im zweiten Versuch mit  Poli Genova nach 2011 dieses Mal das Finale und sogar einen großartigen vierten Platz, bis dato die beste Platzierung für das Land. Die Zweitplatzierte von 2002, Ira Losco, versuchte es erneut für Malta, aber dieses Mal reichte es nur für Platz 12.

Greta Salóme (Island) und Kaliopi (EJR Mazedonien) scheiterten beide bei ihrem zweiten Versuch nach 2012 im Semifinale. Erstmals überstanden auch Griechenland und Bosnien & Herzegowina das Semifinale nicht. 

 

Frankreich schickte mit Amir und "J'ai cherché" einen Uptempo-Song, der Platz sechs erreichen konnte. 

Ein große Überraschung war der 13. Platz für Österreich. Zoë entwickelte sich vor Ort zum Liebling der Fans, überall, wo sie auftauchte, sangen alle mit ihr "Loin d'ici".  

Schweden schickte mit dem jungen Frans und "If I Were Sorry" einen für Schweden eher untypischen Song ins Rennen, der aber Platz fünf erreichte und international den stärksten Nachhall erreicht haben dürfte. Man hört ihn auch im deutschen Radio immer noch wieder.

Demgegenüber ist der deutsche Beitrag "Ghost" mit der "The Voice"-Siegerin Jamie Lee nach ihrem letzten Platz in der Versenkung verschwunden. Offenbar fehlte das Verständnis bei Juroren und Televotern für das Mädchen im Manga-Outfit.  

Nach übereinstimmender Meinung der meisten Fans sowohl vor Ort als auch unter den Fernsehzuschauern waren die drei ESC-Shows aus Stockholm, die das schwedische Fernsehen SVT geboten hat, mit das Beste, was man je beim ESC bis dato gesehen hatte. Auch für die angereisten Fans war es ein Highlight der ESC Geschichte, weil den Fans vor Ort sehr viel geboten wurde inklusive dem Zugang zum EuroClub und dem großartigen Euro Fan Café.

 

petra mede and mans zelmerlow by bbc© BBC

Show-Highlights waren besonderes für alle ESC-Fans zum einen die Eröffnung des zweiten Semifinales mit einer Revue-Nummer nach Broadway-Manier, “The Story Of ESC / What Is The Eurovision Song Contest?“, und vor allem der Pausen-Act im Finale mit den Moderatoren „Love, Love, Peace, Peace“,  geschrieben vom Melodifestivalen-Stammkomponisten Fredrik Kempe: Da jagte ein Gag den nächsten inklusive Überraschungsauftritten von Alexander Rybak und Lordi.

Jedem ESC-Fan musste dabei einfach das Herz aufgehen. Aber nicht nur diese gemeinsamen Gesangs- und Tanznummern, auch die in die Moderation eingestreuten Wortspiele und Gags waren großartig, ebenso wie der Gastauftritt von Justin Timberlake mit "Can't Stop The Feeling". (Erstmals wurde der ESC in den USA ausgestrahlt.)

  


 

 DIE TEILNEHMENDEN - FINALE 

  

 

1.Belgien

Laura Tesoro

"What's The Pressure"

Punkte: 181
Platz: 10

 

M.: Sanne Putseys,
Birsen Uçar
  T.: Sanne Putseys,
Louis Favre,
Yannick Werther

   
 

2.

Tschechische Republik

Gabriela Gunčíková

 "I Stand"

HOL 58

Punkte: 41
Platz:  25

 

M.: Christian Schneider,
Sara Biglert
T.: Aidan O'Connor,
Sara Biglert

   
 

3.

Niederlande

Douwe Bob

"Slow Down"

FRA 58

Punkte: 153
Platz:  11

 

M. & T.:
Douwe Bob Posthuma,
Jan-Peter Hoekstra,
Jeroen Overman,
Matthijs van Duijvenbode

   

4.

Aserbaidschan

Samra

"Miracle"

ISL14n

Punkte: 117
Platz:  17

 

M. & T.:
Amir Aly,
Jakke "T.I Jakke" Erixson,
Henrik Wikström

   

5.
Ungarn


Freddie

"Pioneer"

NOR14

Punkte: 108
Platz:  19

 

M.: Szabó Zé
 T.: Borbála Csarnai

   

6,

Italien

Francesca Michelien

"No Degree of
Separation"

ROM14n

Punkte: 124
Platz: 16

 

M.: Fabio Gargiulo,
Federica Abbate,
Cheope
  T.: Francesca Michielin,
Federica Abbate,
Norma Jean Martine

   

7.

Israel

Hovi Star

"Made of Stars"
ASE 10 2

Punkte: 135
Platz:  14

 

M. & T.:
Doron Medalie

   

8.

Bulgarien

Poli Genova

"If Love Was a Crime"

BLR 10

 

Punkte: 307
Platz:  4

 

M. & T.:
Borislav Milanov,
S. Arman,
J. Persson,
Poli Genova

   

9.

Schweden

Frans

"If I Were Sorry"

ALB 10

Punkte: 261
Platz:  5

 

M. & T.:
Frans Jeppsson Wall,
Fredrik Andersson,
Michael Saxell,
Oscar Fogelström

   

10.

Deutschland
 

Jamie Lee

"Ghost"


GRE14n

Punkte: 26
Platz: 11

 

M.: Thomas Burchia,
Anna Leyne,
Conrad Hensel
T.: Anna Leyne

   

11.

Frankreich

Amir

"J'ai cherché"
AUT14neu

Punkte: 257
Platz:  6

 

M.: Nazim Khaled,
Amir Haddad,
Johan Errami
T.: Nazim Khaled,
Amir Haddad

   

12.

Polen

Michał Szpak

"Color of Your Life"

BLR 10

Punkte: 229
Platz:  8

 

M.: Andy Palmer
T.: Kamil Varen

   

13.
ADAustralien

Dami Im

"Sound of Silence"

ALB 10

Punkte: 511
Platz:  2

 

M. & T.:
David Musumeci,
Anthony Egizii

   

14.
ADZypern

Minus One

"Alter Ego"

ARM 10

Punkte: 96
Platz:  21

 


M & T.:
Thomas G:son,
Minus One

   

15.ADSerbien

Sanja Vučič ZAA

"Goodbye (Shelter)"

RUS14n

Punkte: 115
Platz: 18



M. & T.: Ivana Peters

   

16.
AD
Litauen

Donny Montell

"I've Been Waiting
For This Night"

BLR 10

Punkte: 200
Platz:  9

 

M. & T.:
Jonas Thander,
Beatrice Robertsson

   

17.
AD
Kroatien

Nina Kraljić

"Lighthouse"

ALB 10

Punkte: 73
Platz: 23

 

M. & T.:
Andreas Grass,
Nikola Paryla

   

18.
AD
Russland

Sergey Lazarev

"You Are The Only One"

FIN14n

Punkte: 491
Platz:  3

 

M.:Philip Kirkorov,
Dimitris Kontopoulos
T.: John Ballard,
Ralph Charlie

   

19.
AD
Spanien

Barei

"Say Yay!"

ASE 10 2

Punkte: 77
Platz:  22

 

M. & T.:
Barei,
Ruben Villanueva,
Victor Pua

   

20.
AD
Lettland

Justs

"Heartbeat"

BLR 10

Punkte: 132
Platz:  15

 

M. & T.:
Aminata Savadogo

   

21.
AD
Ukraine

Jamala

"1944"

ALB 10

Punkte: 534
Platz:  1

 

M. & T.:
Jamala

   

22.
AD
Malta

Ira Losco

"Walk On Water"

MALneu

Punkte: 153
Platz:  12

 

M. & T.:
Lisa Desmond,
Tim Larsson,
Tobias Lundgren,
Molly Pettersson-Hammar,
Ira Losco

   

23.
AD
Georgien

Nika Kocharov &
Young Georgian Lolitaz

"Midnight Gold"

ASE 10 2

Punkte: 104
Platz:  20

 

M.: Kote Kalandadze,
Thomas G:Son
  T.:Kote Kalandadze

   

24.
AD
Österreich

Zoë

"Loin d'ici"

BLR 10

Punkte: 151
Platz:  13

 

M. & T.:
Christof Straub,
Zoë Straub

   

25.
AD
Ver. Königreich

Joe & Jake

"You're Not Alone"

ARM 10

Punkte: 62
Platz:  24

 

M. & T.: *
Matt Schwartz,
Justin J Benson,
S. Kanes

   

26
AD
Armenien

Iveta Mukuchyan

"LoveWave"

ASE 10 2

Punkte: 249
Platz:  7

 

M.: Lilith Navasardyan,
Levon Navasardyan
  T.: Iveta Mukuchyan,
Stephanie Crutchfield 

 

 DIE TEILNEHMENDEN - SEMIFINALE 1

 

1.Finnland

Sandhja

"Sing It Away"

Punkte: 51
Platz: 15

 

M. & T.:
Heikki Korhonen,
Markus Savijoki,
Milos Rosas,
Petri Matara,
Sandhja Kuivalainen

   
 

2.

Griechenland

Argo

 "Utopian Land"

Punkte: 44
Platz:  16

 

M.& T.:
Vladimiros Sofianides

   
 

3.

Moldau

Lidia Isac

"Falling Stars"

Punkte: 32
Platz:  17

 

M.& T.:
Gabriel Alares,
Sebastian Lestapier,
Ellen Berg,
Leonid Gutkin

   

4.
Ungarn

Freddie

"Pioneer"



Punkte: 197
Platz:  4

 

M.: Szabó Zé
 T.: Borbála Csarnai

   

5.
Kroatien


Nina Kraljić

"Lighthouse"

NOR14

Punkte: 133
Platz:  10

 

M. & T.:
Andreas Grass,
Nikola Paryla

   

6,

Niederlande

Douwe Bob

"Slow Down"

ALB14

Punkte: 197
Platz: 5

 

M. & T.:
Douwe Bob
Posthuma,
Jan-Peter Hoekstra,
Jeroen Overman,
Matthijs van Duijvenbode

   

7.

Armenien

Iveta Mukuchyan

"LoveWave"
ASE 10 2

Punkte: 243
Platz:  2

 

M.: Lilith Navasardyan,
Levon Navasardyan
T: Iveta Mukuchyan,
Stephanie Crutchfield

   

8.

San Marino

Serhat

"I Didn't Know"

BLR 10

 

Punkte: 68
Platz: 12

 

M.: Olcayto Ahmet Tuğsuz
  T.: Nektarios Tyrakis

   

9.

Russland

Sergey Lazarev

"You Are The Only One"

ALB 10

Punkte: 342
Platz:  1

 

M.:Philip Kirkorov,
Dimitris Kontopoulos
T.: John Ballard,
Ralph Charlie

   

10.

Tschechische Republik
 

Gabriela Gunčíková

"I Stand"


ARM 10

Punkte: 161
Platz: 9

 

M.: Christian Schneider,
Sara Biglert
T.: Aidan O'Connor,
Sara Biglert

   

11.

Zypern

Minus One

"Alter Ego"
MOL1neu

Punkte: 164
Platz:  8

 


M & T.:
Thomas G:son,
Minus One

   

12.

Österreich

Zoë

"Loin d'ici"

SMA14

Punkte: 170
Platz:  7

 

M. & T.:
Christof Straub,
Zoë Straub

   

13.
ADEstland

Jüri Pootsman

"Play"

POR14

Punkte: 24
Platz:  18

 

M. & T.:
Stig Rästa,
Vallo Kikas,
Fred Krieger

   

14.
ADAserbaidschan

Samra

"Miracle"

BLR 10

Punkte: 185
Platz:  6

 

M. & T.:
Amir Aly,
Jakke "T.I Jakke" Erixson,
Henrik Wikström

   

15.ADMontenegro

Highway

"The Real Thing"

MTG14

Punkte: 60
Platz: 13

 

M.: Skansi,
Luka Vojvodić,
Maro Market
T.: Srđan Sekulović Skansi

   

16.
AD
Island

Greta Salóme

"Hear Them Calling"

ALB 10

Punkte: 51
Platz: 14

 

M. & T.:
Greta Salóme
Stefánsdóttir

   

17.
AD
Bosnien & Herzegowina

Dalal & Deen feat.
Ana Rucner & Jala

"Ljubav je"

BLR 10

Punkte: 104
Platz: 11

 

M.: Almir Ajanović
  T.: Almir Ajanović,
Jasmin Fazlić - Jala

   

18.
AD
Malta

Ira Losco

"Walk On Water"

MTG14

Punkte: 209
Platz:  3

 

M. & T.:
Lisa Desmond,
Tim Larsson,
Tobias Lundgren,
Molly Pettersson-Hammar,
Ira Losco

 
 

 DIE TEILNEHMENDEN - SEMIFINALE 2

 

1.Lettland

Justs

"Heartbeat"

MAL14n

Punkte:132
Platz: 8

 

M. & T.:
Aminata Savadogu

   
 

2.

Polen

Michał Szpak

 "Color of Your Life"

ISR14

Punkte: 151
Platz: 6

 

M.: Andy Palmer
T.: Kamil Varen

   
 

3.
AD
Schweiz

Rykka

"The Last of Our Kind"

NOR14

Punkte: 28
Platz:  18

 

M. & T.: 
Rieder,
James, Dawson,
Livesey

   

4.
Israel

Hovi Star

""Made of Stars"

GEO14jpg

Punkte: 147
Platz:  7

 

M. & T.:
Doron Medalie

   

5.
Belarus


IVAN

"Help You Fly"

ALB 10

Punkte: 84
Platz:  12

 

M.: Victor Drobysh
T.: Alexander Ivanov,
Timofei Leontiev,
Mary Susane Applegate

   

6,

Serbien

 Sanja Vučič ZAA

"Goodbye (Shelter)"

AUT14neu

Punkte: 105
Platz: 10

 

M. & T.:
:Ivana Peters

   

7.

Irland

Nicky Byrne

"Sunlight"
LIT1n

Punkte: 46
Platz:  15

 

M. & T.:
Nicky Byrne,
Wayne Hector,
Ronan Hardiman

   

8.

EJR Mazedonien

Kaliopi

"Dona"

FIN14n

 

Punkte: 88
Platz: 11

 

M.: Romeo Grill
T.: Kaliopi

   

9.

Litauen

Donny. Montell

"I've Been Waitung
For This Night"

IRL14

Punkte: 222
Platz:  4

 

M. & T.:
Jonas Thander,
Beatrice Robertsson

   

10.

Australien
 

Dami Im

"Sound of Silence"


BLR14

Punkte: 330
Platz: 1

 

M. & T.:
David Musumeci,
Anthony Egizii

   

11.

Slowenien

ManuElla

"Blue And Red"
MAC14

Punkte: 57
Platz:  14

 


M.: Manuella Brechko,
Marjan Hvala
T.: Leon Oblak

   

12.

Bulgarien

Poli Genova

"If Love Was a Crime"

SUI14

Punkte: 220
Platz:  5

 

M. & T.:
Borislav Milanov,
S. Arman,
J. Persson,
Poli Genova

   

13.
ADDänemark

Lighthouse X

"Soldies of Love"

IRL14

Punkte: 34
Platz:  17

 

M. & T.:
Søren Bregendel,
Johannes Nymark,
Martin Skriver,
Sebastian Owens,
Daniel Durn, 
Katrine Klith Andersen

   

14.
ADUkraine

Jamala

"1944"

BLR14

Punkte: 287
Platz:  2

 

M. & T.:
Jamala

   

15.ADNorwegen

Agnete

"Icebreaker"

MAC14

Punkte: 63
Platz: 13

 

M. & T.:
Agnete K. Johnsen,
Gabriel Alares,
Ian Curnow

   

16.
AD
Georgien

Nika Kocharov &
Young Georgian Lolitaz

"Midnight Gold"

SUI14

Punkte: 123
Platz: 9

 

 M.: Kote Kalandadze, 
Thomas G:Son
T.: Kote Kalandadze

   

17.
AD
Albanien

Eneda Tarifa

"Fairytale"

BLR 10

Punkte: 45
Platz: 16

 

M. & T.:
Olsa Toqi

   

18.
AD
Belgien

Laura Tesoro

"What's The Pressure"

MTG14

Punkte: 274
Platz:  3

 

M.: Sanne Putseys,
Birsen Uçar
T.:Sanne Putseys,
Louis Favre,
Yannick Werther

 (Fotos Teilnehmertabellen: © EBU / eurovision.tv)

 


 

DIE WERTUNG

 

Eine gravierende Änderung betraf das Votingsystem, das erstmals seit 1975 einer grundlegenden Änderung unterworfen wurde: Bisher wurden die Wertungen der nationalen Jurys und des nationalen Televotings rechnerisch kombiniert, und es wurde eine gemeinsame Wertung der TOP 10 verkündet. Das hatte oft zur Folge, dass bereits weit vor der Bekanntgabe der letzten Länderwertung der Sieger feststand. 

Es war nun so, dass sowohl das Resultat des Juryvotings als auch das Televoting pro Land in die Punkte 1,2,3,4,5,6,7,8,10,12 umgesetzt wurde. Das bedeutet, dass die "Spokespersons" der nationalen TV-Sender nur die Höchstwertung der jeweiligen nationalen Jury verlasen. Anschließend wurden dann die Televotingpunkte dazu addiert. Diese Wertungen wurden von den Moderatoren verlesen, angefangen mit dem Land mit der niedrigsten Televoting-Punktzahl eines Landes bis hin zur höchsten. Das sollte garantieren, dass der Sieger wirklich erst mit der letzten Wertung bekannt wurde. Jedes Land vergab also insgesamt 2x12 = 24 Punkte für den jeweils Erstplatzierten, und die zu vergebende Gesamtpunktzahl wurde dementsprechend verdoppelt.

Alle Einzelwertungen wurden wie bisher nach der Show veröffentlicht. In der Sendung erfuhrt man dadurch allerdings nicht, aus welchem Land die Televotingergebnisse jeweils stammten. Für die Semifinalwertungen galt das gleiche Prinzip, allerdings wurden hier wie bisher nur die TOP 10 in der Sendung bekannt gegeben. 

Das neue Prinzip ist angelehnt an das seit Jahren bei der schwedischen Vorentscheidung Melodifestivalen erprobte System. In den Fällen, wo ein Land kein gültiges Televoting- oder Juryergebnis vorlegen kann (hier San Marino), griff man auf eine "Ersatzwertung" zurück, die aus einer vorher festgelegten Kombination anderer Ländervotings bestand. Dies hatte bereits im Vorfeld zu Protesten z. B. von San Marino geführt, das ja bisher wegen der geringen Bevölkerungszahl kein Televotingergebnis erstellen konnte.

Der Executive Producer der EBU, Jon Ola Sand, sieht vor allem den Vorteil, dass der Song, der in einem Land beim Televoting siegt, auf jeden Fall auch 12 Punkte bekommt, egal wie die Jury ihn bewertet hat. Es passe vorzüglich, dass diese Änderung genau wie die Einführung des 12 -Punkte-Systems 1975 wieder in Stockholm eingeführt wird.    

 

 DIE WERTUNG-FINALE

 

 

Wertung Finale© ECG e. V.

 

 

DIE WERTUNG - SEMIFINALE 1 + 2

 

Wertung Semifinale 1© ECG e. V.

Wertung Semifinale 2© ECG e. V.

 

 


  

AUS DER PRESSE

 

 

Ab jetzt wieder seriös! Die Zeit der Freakshows ist vorbei: Der ESC 2016 ist eine Leistungsschau des Mainstream-Pop – ein bisschen vorhersehbar, aber hoch professionell.


TV-Spielfilm 10/2016, von C. Holst


Im Jahr 2016 ist der Eurovision Song Contest endgültig das geworden, was seine Macher schon lange in ihm sehen wollten: ein durchaus ernst zu nehmender Wettbewerb, eine Europameisterschaft des Pop, und eben keine Kuriositätenschau. Als solche gewann das Wettsingen ab 1998 („Guildo hat euch lieb“) verlorene Popularität zurück. Es war die Zeit, als postmoderne Gagbeiträge, die außer im Herkunftsland nirgendwo verstanden wurden, auf traditionelle Diseusen im Gardinenkleid und popkulturell noch unbeleckte Osteuropäer trafen. Kult nannte man diesen Clash of Cultures damals.
Globalisierter Popcontest Im Jahr 2016 ist die Globalisierung beim Mainstream-Pop auch beim altehrwürdigen Songcontest vollendet. Es ertönen Countryklänge aus den Niederlanden und Slowenien, rappende Griechen treten in Wettstreit mit einem französischen Chanson aus Österreich. Zum ungarischen Beitrag trommelt ein buddhistischer Mönch, und für Deutschland singt Mangaprinzessin Jamie Lee, die sich modisch und musikalisch in Südkorea zu Hause fühlt. Vielleicht hat sie Gelegenheit, in Stockholm Dami Im kennenzulernen. Die gebürtige Koreanerin tritt für Australien an. Sie ist nicht die einzige Migrantin im Wettbewerb. San Marino schickt den türkischen Sänger Serhat ins Rennen, die Schweiz wird von der Kanadierin Rykka vertreten. Die armenische Gesandte Iveta Mukutschjan wiederum dürfte vielen deutschen ESC-Zuschauern bekannt vorkommen. Die in Hamburg aufgewachsene Sängerin nahm 2012 bei „The Voice of Germany“ an. Natürlich singt auch sie auf Englisch. Seitdem die Teilnehmer nicht mehr in ihrer jeweiligen Landessprache trällern müssen, ist der Anteil der englischsprachigen Beiträge kontinuierlich gestiegen. 2016 erlauben sich nur noch Bosnien und Mazedonien die Extravaganz, pures Heimatidiom zu Gehör zu bringen – und damit vermutlich sich selbst um jede Chance auf den Sieg.
Milde Ethnowürze Nicht nur sprachlich zeigt sich ESC-Europa im Jahr 2016 weitestgehend vereint, auch musikalisch herrscht länder-und kulturübergreifender Geschmackskonsens. Dass im Blindtest nicht feststellbar ist, ob die Interpretin, die da zu Dance-Rhythmen Angesoultes tremoliert, aus Moldau oder Malta kommt, hat seinen Grund: Beide Songs stammen wie viele andere im Wettbewerb aus weltweit agierenden Hit-Schmieden und wurden von schwedischen Produzenten auf internationale Vermarktbarkeit feingetunt. Hier und da sorgen ein paar Takte folkloristisches Gefiedel und Geflöte für milde Ethnowürze. Hoch professionell sind auch die meisten der auftretenden Sänger. Viele stehen bei großen Labels wie Sony oder Universal unter Vertrag. Fast die Hälfte der Solokünstler, die in Stockholm antreten, ist durch das Stahlbad einschlägiger Castingshows gegangen. Die internationalen Geschwisterformate von „DSDS“ oder „Popstars“ liefen in fast jedem Teilnehmerstaat und exportierten Sounds und Styles des internationalen Pop-Mainstreams zuverlässig bis in die entlegenste Ex-Sowjetrepublik. War früher also alles besser? Wer auf den Gedanken verfällt, soll sich bei YouTube mal durch die ESC-Geschichte klicken. Schräges und Bizarres findet sich dort zuhauf, aber vor allem jede Menge triviales Tirili, das zu Recht längst vergessen ist. Der ESC 2016 liefert stattdessen eine perfekte Show und Pop, der wirklich auf der Höhe der Zeit ist. Nicht das Schlechteste für einen Samstagabend.

ESC? Da schläft Sarah Connor immer ein!

Stern.de, 17.05.2016, von Jens Maier


Langweilig, unlustig, lieblos: Das ESC-Vorprogramm „Countdown für Stockholm“ steht symptomatisch für die Ideen- und Ratlosigkeit, die beim NDR in Sachen Eurovision Song Contest vorherrscht. Höchste Zeit, den Sender und Sarah Connor aufzuwecken. 9,33 Millionen Fernsehzuschauer haben am Samstagabend das Finale des Eurovision Song Contest in Deutschland verfolgt. Nicht wegen, sondern trotz des Vorprogramms in der ARD. Die Live-Show „Countdown für Stockholm um 20.15 Uhr war - mit einem Wort zusammengefasst - eine Katastrophe. Und das lag nicht am miesen Wetter auf der Hamburger Reeperbahn. Dass Moderatorin Barbara Schöneberger in einer Tour erzählte, die Jury würde zum ersten Mal 50 Prozent der Stimmen vergeben - geschenkt. Das tut sie zwar seit 2008, aber die Regeln sind eben kompliziert. Dass in einem Einspielfilm die Armenierin Iveta Mukuchyan, die zudem noch in Hamburg wohnt, als Albanerin ausgegeben wurde - Fehler passieren eben.
Sarah Connor schläft beim ESC immer ein Dass aber Sarah Connor, Mitglied der deutschen Jury, da stehen durfte und sagen: „Ich habe es noch nie geschafft, einen ESC von Anfang bis zum Ende zu schauen, weil ich immer dabei eingeschlafen bin“, ist schon bemerkenswert. Der Satz zeigt, welche Künstler der verantwortliche Sender NDR einlädt, um den ESC zu begleiten: Solche, die den Musikwettbewerb immer noch für eine Freakshow halten. „Ist das Musik - oder kann das weg“, „Tut es dir schon leid, dass du für diesen Job zugesagt hast?“ oder „Überraschenderweise hat‘s wirklich Spaß gemacht“ - in zahlreichen Bemerkungen wurde die Missachtung für den Wettbewerb deutlich. Begeisterung? Fehlanzeige. Von Herzen kam da gar nichts.
Wie die Eröffnung der Fleischermesse Überhaupt machte die Veranstaltung den Eindruck, die eingeladenen Künstler seien nicht wegen, sondern trotz ESC da. Die Aussicht, am Samstagabend zur besten Sendezeit auftreten zu dürfen, ist Verlockung genug. Wäre da nicht die Live-Schalte zu Jamie-Lee Kriewitz nach Stockholm gewesen, hätte es angesichts der Bratwurst-Atmosphäre drum herum auch die Eröffnung der Fleischermesse sein können, die da wegmoderiert wurde. Langweilig, unlustig und vor allem lieblos: So war der „Countdown für Stockholm“. Und damit will der NDR den deutschen Zuschauern Lust auf den Eurovision Song Contest machen? Aha. Die Vorab-Show steht symptomatisch für die Ideen- und Ratlosigkeit, die beim Sender zum Thema ESC vorherrscht. „Feel your Heartbeat“, spür deinen Herzschlag - so lautete das schöne Motto beim Heim-ESC 2011 in Düsseldorf. Inzwischen droht akute Infarktgefahr. Wie‘s besser geht, zeigten die Schweden. Mit viel Liebe zum Detail und mit Selbstironie haben sie den ESC und alle seine Schrulligkeiten auf die Schippe genommen. „Love Love Peace Peace“ hieß der Pausenact, der sowohl ESC-Hasser als auch ESC-Liebhaber einte. Aber da schlief Sarah Connor ja bereits.

 

Was Deutschland beim ESC reformieren muss

welt.de, 16.05.2016, von Holger Kreitling


Wieder Schlusslicht beim ESC. Ist Merkel schuld? Oder versteht das Ausland den deutschen Musikgeschmack nicht? Die meisten Gründe aber sind ARD-hausgemacht.
Die schönste Art des Verzeihens gilt immer den Unschuldigen. Jamie-Lees Großmutter erklärte also nach der ESC-Pleite Deutschlands: „Das war super gut, ich muss sie bewundern, dass sie das so hingekriegt hat. Sie ist ja erst 18 Jahre alt, und sie hat keine musikalische Ausbildung.“
Am Sonntagnachmittag stand Jamie-Lee in Berlin am Flughafen, ganz in Schwarz, mit Basecap und Sonnenbrille und Schal vor dem Gesicht, als wolle sie im Boden versinken. Die junge Sängerin trifft sicher am allerwenigsten Schuld an dem Debakel. Sie hatte gekämpft und alles gegeben, ihr Auftritt war eindrücklich und gut gewesen. Und dann der letzte Platz, elf magere Punkte für Deutschland. Das ist wegen der neuen Wertung noch schlechter als die null Punkte von 2015 für die Sängerin Ann Sophie. Der Zweitletzte, die Tschechische Republik, lag mit 41 Punkten schon weit entfernt. Zum Vergleich, Siegerin Jamala aus der Ukraine gewann mit 534 Punkten vor Australien (511) und Russland (491).
AfD gibt Angela Merkel die Schuld Zehn Punkte für Jamie-Lee kamen vom Publikum, acht Punkte aus der Schweiz, zwei aus Österreich, dazu ein Punkt von der Jury aus Georgien.
Natürlich wird jetzt gerätselt, interpretiert, kritisiert, verflucht, werden Änderungen herbeigewünscht. An der Spitze von Russland, das sich wegen der Jury-Votings betrogen fühlt (von dort kamen zu wenig Punkte, die Zuschauer hatten den Russen vorn). Etliche Politiker schießen in Richtung Ukraine und fühlen sich betrogen. Und im Keller, weil es Erklärungen geben muss für das nun zweite Desaster Deutschlands in Folge. Verschiedene AfD-Politiker erklärten prompt Angela Merkel zur schuldigen Gesangsdirektorin. Deshalb lohnt es sich, in das Aufnahmestudio für kontrafaktischen Gesang zu gehen, und ein paar Zahlen auszubreiten, welche die deutsche Seele ein wenig beruhigen mögen.
Die Wählerstimmen waren in diesem Jahr erstmals geteilt und wurden einzeln gewertet und dann zusammengezählt. Das war für die Zuschauer ziemlich verwirrend. Wenn es nur nach den Zuschauern gegangen wäre, hätte doch die Tschechische Republik den letzten Platz belegt. Deutschland wäre Vorletzter geworden. Wenn nach dem alten System abgestimmt worden wäre, also Zuschauer und Jurys gemeinsam, dann wäre Jamie-Lee ebenfalls Vorletzte geworden, einen Platz vor der Tschechischen Republik. Dann hätte übrigens auch Australien den Sieg davon getragen, recht deutlich vor der Ukraine. Ja, wenn. War aber nicht so.
Die Deutschen wiederum können sich über seltsame Votings nicht wirklich beschweren. Die Jury mit unter anderem Sarah Connor, Anna Loos und Musikern von The Boss Hoss vergab ihre zwölf Punkte an den Superschmachtfetzen aus Israel, zehn an Schweden, acht an den Rocksong aus Georgien. Die Zuschauer wiederum gaben die höchsten Punkte an Italien, die jaulende Badenixe aus Armenien und den Countrysong aus den Niederlanden. Alles sehr konfus. Haben wir einfach einen nicht-kompatiblen Musikgeschmack? Denkbar ist das.
Das ganze verrückte und verwirrende System machte aber nicht nur die ahnungslosen Zuschauer am Samstagabend wuschig. Auch Experten hatte ihre liebe Not damit. Ein Mitglied der dänischen Jury gestand mittlerweile, die Punkte komplett falsch vergeben zu haben. Statt zwölf Punkte für Australien und null für die Ukraine vergab Hilda Heick, 69, zwölf für die Ukraine und null für Australien. Sie hatte den Modus falsch verstanden, sei aber nicht senil, entschuldigte sie sich. Das Endergebnis beeinflusste die Ex-Sängerin jedoch nicht; und auch Deutschland kam in ihrem Voting nicht vor.

Der NDR als Sendeanstalt hält sich bisher sehr zurück. NDR-Mann und ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber, der seit Jahren den ESC betreut, hatte noch in der Nacht nach der Show schriftlich nahegelegt, das womöglich ältere Publikum habe das Manga-Outfit Jamie-Lees nicht goutiert. Er wies also ins Ausland: die verstehen uns nicht.
Tänzeln auf rutschiger Bühne Es sind aber mehr Gründe für das schlechte Abschneiden Deutschlands zu nennen, und die meisten sind hausgemacht. Zweimal nacheinander völlig unbekannte junge Sängerinnen als Ersatz zu senden ist eine wirklich schlechte Lösung. Schreiber hatte Xavier Naidoo nominiert und war damit krachend gescheitert, unter anderem im eigenen Haus. Die Idee, einen gestandenen Musiker mit breiter Fanbasis für den ESC zu gewinnen, ist richtig. Es wird nun noch schwerer, jemand zu finden, der bereit ist, auf dieser rutschigen Bühne zu tänzeln.
Der NDR behandelt den nationalen Vorentscheid seit dem Abgang von Stefan Raab recht dilatorisch. Ohne Herz, ohne Mühe, ohne Aufwand. Es werden die Plattenfirmen angerufen und gebeten, ihre Neulinge vorbeizusenden. Dann gibt es spät im ESC-Ablauf eine Show, fertig. Dabei setzte sich jeweils eine Kandidatin durch oder ein Trio wie Elaiza 2014. Sie tingeln mehr oder weniger durch die Morgen-Shows der ARD. Weil Deutschland zu den großen Geldgebern gehört, sind sie sowieso für das Finale gesetzt. Das nimmt sowohl Energie als auch Darstellungsmöglichkeiten im Halbfinale.
Vor Ort ist dann jeweils bei den Aspirantinnen die Überraschung zu sehen, wie groß und erbarmungslos der Song Contest mit mehr als 40 antretenden Nationen sein kann. Und es gibt Showbühnen, die weiten Auslauf anbieten und nach Bombast schreien oder nach einer cleveren Alternative. Deutschland steht dort oft überfordert wie, sagen wir, San Marino oder die Faröer-Inseln: Huch, wir wollen doch nur singen, geht‘s nicht kleiner?
Jamie-Lee hat es nicht geschafft, Interesse und Sympathie im eigenen Land zu wecken, geschweige denn im Ausland. Ihr fehlte es an Zeit und Möglichkeiten. Stattdessen saß sie in Berlin und nahm Musik auf. Der Geisterwald, durch den sie in der Show schritt, muss international wie ein Rätsel ohne Lösung gewirkt haben. Es war abzusehen, dass bei diesen Voraussetzungen nicht die Top Ten erreicht werden. Aber das erneute Schlusslicht erhöht doch die Dringlichkeit der Reformen.
Die meisten Nationen schicken mittlerweile Sieger von Musik-Castingshows; auch Jamie-Lee hatte ja „The Voice of Germany“ von ProSieben gewonnen. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hält sich da raus. Castingshows sind hier oft fiese, zu Recht schlecht beleumundete Sendungen. Das liegt zum größten Teil an „DSDS“, wo die Idee der Castingshow vulgarisiert, zur völligen Belanglosigkeit stilisiert und damit gleich ganz diskreditiert wurde.
Die ARD, wenn sie wirklich die Chancen beim ESC verbessern will, könnte hier ansetzen und neue Shows entwickeln. Das würde Geld kosten und mühsam sein. Oder die ARD könnte erneut mit ProSieben kooperieren und so Musiker gewinnen, die ähnlich wie Raab eng mit dem ESC verknüpft sind. Es wäre auch denkbar, dass eine andere ARD-Anstalt den Finger hebt und den Song Contest betreut.
Und es wäre keine schlechte Idee, statt junge Frauen einmal junge Männer zu entsenden. Der ESC zeigt von Jahr zu Jahr: Frauen sind weit eher bereit, für Favoriten anzurufen als für andere Frauen, und die für den ESC enorm wichtige gay community sowieso. Wie sonst hat diesmal der absurde Jesus im roten Zirkusrock aus Polen die drittmeisten Zuschauerstimmen bekommen?
Eins noch zur Entschuldigung. Wir sind mit der unglückseligen Orientierungslosigkeit nicht allein in Europa. Großbritannien, das Mutterland des Pop, ist schon viel länger als Deutschland auf Misserfolg gepolt. Seit 2003 waren sie dreimal Letzter, dreimal Vorletzter und dazwischen auf den hinteren Plätzen. Es geht also noch schlechter und womöglich noch länger.
Letzte Meldung: Ralph Siegel, 70, ist bereit, Deutschland zu vertreten. Er will noch einmal beim ESC antreten, sagt er. Das, liebe ARD, muss doch Ansporn sein, etwas anderes zu versuchen.

 

ESC-Debakel für Jamie-Lee: Die Letzten werden die Letzten sein

Schon wieder ist Deutschland beim Eurovision Song Contest auf dem letzten Platz gelandet. Was läuft da schief? Und warum machen wir offenbar immer wieder denselben Fehler?

FAZ, 15.05.2016, von Julia Bähr


Es muss gehen. Andere schaffen es doch auch! Und auch Deutschland ist es immerhin in jüngerer Zeit einmal gelungen, den ESC zu gewinnen: 2010, mit Lena Meyer-Landrut. 2011 kam sie noch auf Rang 10, und im Folgejahr schaffte Roman Lob einen beachtlichen achten Platz. Seitdem dümpeln die deutschen Beiträge weit hinten vor sich hin: Cascada auf Rang 21, Elaiza auf Rang 18, Ann Sophie als Letzte mit null Punkten und nun auch Jamie Lee als Letzte – mit immerhin elf Ehrenpunkten.
Vor allem zwei Reaktionen hat die gestrige Niederlage hervorgerufen. Erstens: Die deutsche Politik ist schuld, man mag uns nicht in der Welt! Und überhaupt schieben sich immer die Osteuropäer die Punkte zu! Nun ist aber beides nicht recht haltbar, schließlich ist Deutschland als sich großzügig zeigendes Aufnahmeland etlicher Flüchtlinge aktuell eher beliebter als von 2010 bis 2012 und schneidet überhaupt in internationalen Beliebtheitsumfragen immer sehr gut ab. Außerdem können die Osteuropäer nicht mehr als Sündenböcke herhalten, schließlich kamen die letzten fünf Sieger aus Österreich, Dänemark, Aserbaidschan und gleich zwei Mal aus Schweden.
Die zweite Reaktion klingt noch beleidigter: Wir blamieren uns da! Aufhören! Wir machen da nicht mehr mit! Deutschland hat es einfach nicht drauf! Dass irgendjemand nun mal der Letzte sein muss bei einem Wettbewerb, und ja, womöglich auch zwei Mal hintereinander – mag sein, aber doch nicht wir! Als wäre es ehrenrührig, das zu tun, was Deutschland nun mehrfach getan hat: Ein Lied zu einem internationalen Contest zu schicken, das nicht mal im eigenen Land ein großer Erfolg ist, dazu eine mediokre Bühnenshow zu basteln und Punkte dafür zu erwarten. Es ist nicht mal peinlich, das zu tun. Man gewinnt eben nicht damit, das ist alles. Und die einzigen, die daraus eine große Sache machen, sind die Verlierer selbst.
Dabei ist die Begeisterung in Deutschland für den ESC ungebrochen. 9,33 Millionen Zuschauer schauten das Finale im Fernsehen an. Sie sahen, wie man es besser macht: Mit einem Auftritt wie „1944“ von Jamala, der selbst dem größten Popbiz-Zyniker authentisch vorkommt. Mit einer Bühnenshow wie der des Russen Sergej Lasarew, die die Grenzen zwischen Kulisse, Licht und LED-Technik verschwimmen ließ. Oder vielleicht einfach mal wieder mit einer richtig schönen, großen Hymne wie „Made of Stars“, dem israelischen Beitrag, der bei der deutschen Jury auch am besten ankam.
Deutschland hingegen schickte Jamie-Lee Kriewitz, der man wirklich überhaupt nichts vorwerfen kann: Sie sang bei diesem angsteinflößend großen Auftritt besser als bei allen zuvor. Das ändert nichts daran, dass „Ghost“ ein musikalisch wie textlich vollkommen uninteressantes Liedchen ist, das eine bessere Platzierung bei einem Liederwettbewerb schlicht nicht verdient hätte. Die Show, die bei anderen über schwache Songs hinweg tröstet, wirkte auch eher, als habe man eine Schultheateraufführung mit unbegrenzten finanziellen Mitteln ausgestattet: dürre Bäume, aus denen grüne Laserstrahlen kommen, standen um Jamie-Lee herum. Der monströse Hintergrund war auch eher gewitterdüster. Dazwischen diese junge Frau, die ihren Kleidungsstil damit beschreibt, so niedlich wie möglich aussehen zu wollen, was ihr zweifellos geglückt ist. Leider passten diese unterschiedlichen Teile der Inszenierung so wenig zueinander, dass man sich mitten im Übergang zwischen Manie und Depression wähnte.
Das soll nicht heißen, dass ein anderer der beim deutschen Vorentscheid angetretenen Kandidaten besser abgeschnitten hätte. Die Fehlentscheidungen begannen einfach schon im Vorfeld des Vorentscheids, wie damals bei Elaiza auch. Es soll heißen, dass Deutschland den ESC natürlich durchaus gewinnen kann – mit einem guten Lied und einer kreativen, passenden Show. Wie man die bekommt? Es gibt da einen, der weiß das genau, denn die größten Erfolge der vergangenen zwanzig Jahre gehen auf sein Konto: die Plätze 7, 5, 8, 1, 10, 8. Und jetzt als Fernsehrentner hat er doch Zeit. Spätestens nach gestern Abend dürfte es ihn sowieso schon wieder jucken. Man muss dem NDR dringend empfehlen, auf Knien zu Stefan Raabs Altersruhesitz zu rutschen.

 

Elf Punkte sind schlimmer als null Punkte

Die Welt, 15.05.2016, von Holger Kreitling

Die Ukraine siegt mit Kalkül, Deutschland schafft erneut einen Totalausfall. Sogar der österreichische Songbeitrag auf Französisch war offenbar verständlicher als Jamie-Lees Manga-Outfit.

 
Egal wie todtraurig ein Lied ist, Siegesfreude darf sein. Soll sein, muss sein. Jamala hüpfte also lange nach dem ESC-Gewinn umher, als hätte sie zuvor einen Partyknaller zum Vortrag gebracht. Und Europa endlich wieder gute Laune beschert. Sie strahlte, lachte. Was auch sonst, wenn man gerade den weltweit größten Gesangswettbewerb in der denkbar knappsten Entscheidung gewonnen hat, noch dazu gegen den ärgsten Konkurrenten. Mehr noch, gegen den Gegner, den Feind. Den Adressaten und Angesungenen. Jamala trug bei der Pressekonferenz eine Tatarentracht, und sie hängte die ukrainische Fahne vor sich, was den Anspruch untermauerte, mehr darzustellen als nur Nationalstolz. Die Gemengelage bei diesem ESC-Sieg ist einzigartig, weshalb das deutsche Desaster davor verblasst, jedenfalls vorerst.
Das Land siegt zum zweiten Mal in der Geschichte des Wettbewerbs; 2004 hatte Ruslana mit „Wild Dances“ gewonnen. Jamala siegt mit dem Lied „1944“. Die Krimtatarin besingt die Zwangsumsiedelung der Krimtataren durch stalinistische Peiniger. Sie klagt die Täter an, die gleich in der ersten Strophe ins Haus eindringen und Morde begehen. Es wird gemeuchelt und geheuchelt. Wir sind unschuldig, sagen die Täter. Das Lied schraubt sich zur tragischen Jammerarie empor, die wohl unerträglich wäre, wäre da nicht der Dancebeat, der den Song so modern macht, so verführerisch klingen lässt. So anschlussfähig und global.
Erstaunlich, dass das Siegerlied überhaupt zugelassen wurde Das Kalkül ist hör- und sichtbar. Jamalas blaues Kleid glitzerte, die Lichtarrangements waren blutrot, dann wurde auch noch Feuer und Wind eingesetzt. Die Ukraine hat viel investiert, sehr wohl wissend, dass die Botschaft gehört wird. Es ist eine politische Botschaft, die unausgesprochen bleibt. Stalin und Putin: Zwei Herrscher, die auf der Krim Unheil angerichtet, die Unrecht begangen haben. „1944“ ist ein Fanal, und es ist erstaunlich, dass das Lied trotz Protesten zugelassen wurde, denn eigentlich sind politische Lieder beim ESC nicht erlaubt. 2015 hatte es Armenien allerdings schon geschafft, den Völkermord an den Armeniern zu besingen.
137T.O.M. • top of music in europe
Und dieses Lied hat den großen Favoriten geschlagen, der bei allen Buchmachern und Google-Rankings vorne lag: Russland. Jamala bekam 534 Punkte, Sänger Sergey Lazarev wurde Dritter mit 491 Punkten. Sängerin Dami Im sorgte für Australien für die eigentliche Überraschung und wurde mit 511 Punkten erst ganz zuletzt überholt. Es war die denkbar spannendste Stimmenauswertung seit Jahren. Alles andere, die verrückten Einlagen mancher Länder, die geschmacksunsicheren Auftritte, die feine Show der Schweden, das routinierte Können von Gaststar Justin Timberlake verblasst dagegen.
Man muss in das Wirrwarr der Auszählung ein wenig Licht bringen. Die Votings wurden erstmals in diesem Jahr geteilt und verdoppelt. Die Jurys vergaben die Punkte, die Zuschauer ebenso. Dann wurde beides getrennt bekannt gegeben und erst live zusammengezählt.
Dahinstampfender Song aus Russland Die 42 Jurys votierten zunächst klar für Australien, 320 Punkte für Dami Im vor Jamala aus der Ukraine mit 211 Punkten. Dann kamen die Televotings. Dort siegte eindeutig Russland. Die Zuschauer in ganz Europa plus Israel und Australien vergaben zusammen 361 Punkte an den russischen Beitrag „You Are The Only One“. Australien bekam nur 190. Dennoch war der Vorsprung zu groß. Das heißt, die Ukraine lag weder bei den Jurys noch bei den Zuschauern (323 Punkte) vorne. Und siegte dennoch. Russland hat also bei den Jurys verloren. Ein interessantes Urteil: Während die Show des Russen Sergey Lazarev ziemlich cool und überzeugend war, stampfte der Song weniger inspiriert vor sich hin. Manche erinnerten sich schaudernd an Helene Fischers „Atemlos“. Hat Europa politisch gewählt? Die Ukraine gekürt und zugleich Russland wegen der Krim-Annektierung abgestraft? Schwer zu sagen. Der Zuschauerzuspruch für Russland war ja da. Eher hat sich Jamala gut verkauft, für ihre Geschichte viel Aufmerksamkeit im Vorfeld bekommen.
Jetzt aber zum deutschen Desaster Jamie-Lee belegt mit ihrem Lied „Ghost“ den letzten Platz. Wie 2015 will niemand auf dem ganzen Kontinent etwas für Deutschland tun. Alle weltgesanglichen Tatsachen ereignen sich bekanntlich laut den Backstreet Boys, Hegel & Marx zweimal, einmal als Tragödie, einmal als Farce.
Im vergangenen Jahr teilte die glücklose Ann Sophie sich den Null-Punkte-Rang mit Österreich, das diesmal mit beachtlichen 151 Punkten – vor allem vom Publikum belohnt – 13. wurde, obwohl die junge Zoë auf Französisch sang. Offensichtlich war das deutlich verständlicher als das Manga-Outfit von Jamie-Lee und der doch statische Auftritt im nebelumwaberten Geisterwald. Elf Punkte. Elf Punkte bekam Deutschland. Elf Punkte sind null Punkte. Es fühlt sich nur ein bisschen mehr an. Der zweitschlechteste Beitrag aus der Tschechischen Republik hatte 41 Punkte, in diesen eisigen Tiefen ist das ein echter Abstand. An der neuen Wertungsart lag es nicht. Ann Sophie mit ihren null Punkten hätte nach der jetzigen Auswertung 29 Punkte bekommen und wäre Drittletzte geworden. Deutschland liegt demnach 2016 sogar noch hinter den null Punkten. Es ist brutal. Aber ein Faktum.
Kein Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise Elf Punkte. Schlusslicht Europas. Ist auch das ein politisches Votum Europas gegen Deutschland? In sozialen Medien blühen alberne Verschwörungsknospen, Deutschland sei verhasst, die Kanzlerin würde abgestraft wegen der Flüchtlingspolitik. Die Länder seien gegen die Willkommenskultur und für geschlossene Grenzen, deshalb die Missachtung bei der Punktevergabe. Das ist Blödsinn. Schon deshalb, weil Jurys tatsächlich auf Musik und Show als Kriterien achten statt auf Gesellschaftsimages und Bedeutungshuberei oder grenznahe Freundschaftsdienste. Von den 42 Jurys haben 41 gar keine Punkte an Deutschland gegeben. Nur Georgien hat sich mit einem Punkt verewigt. Das Lied kam einfach nicht an. Der Auftritt blieb unverständlich. Die arme Jamie-Lee mag gekämpft haben. Es war vergebens. Die anderen zehn Punkte kamen von den Zuschauern aus 42 Ländern, Mitleidsbekundungen näher als echten Zuteilungen.
Heimisches Desinteresse war der Anfang vom Ende Elf Punkte. Der zweite Totalausfall. Es sind die gleichen Strukturen zu beobachten und anzukreiden: Eine Newcomerin muss einspringen, weil zuvor etwas nicht geklappt hat. Mal brach mit Andreas Kümmert der Sieger mit Publikumsrückhalt zusammen und weg. Mal geriet die Star-Akklamation mit Xavier Naidoo zum Verhängnis und musste abgebrochen werden.
Der jungen Frau und Not-Notlösung fehlte es sodann an Rückhalt und Zuspruch. Nicht mal im eigenen Land war sie bekannt. Mit heimischem Desinteresse im Rücken hat noch kein ESC-Beitrag je etwas gerissen. Warum sollte dann in den Nachbarländern Deutschland jemand für Jamie-Lee stimmen? Warum weiter weg? Jamie-Lee musste nach dem sehr späten Vorentscheid erst hastig ein Album aufnehmen, statt durch Deutschland und das Ausland zu tingeln und sich bekannt zu machen. Und wenn man noch Details braucht: Warum muss Deutschland immer im Dunkeln anfangen? Ann Sophie stand 2015 mit dem Rücken zum Publikum, was nur beim heiligen Miles Davis toleriert wurde, und von dem wusste das Publikum, was er konnte. Und Jamie-Lee stand am Anfang als Schattenriss vor einem großen Mond, es dauerte lange, bis sie zu sehen war, und dann nicht mit Großaufnahmen und ohne Lächeln. Zweimal schnitt die Regie von ihrem Gesicht weg zu den Background-Sängerinnen. Den Background-Sängerinnen, herrje, musste das sein?
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Ohne Stefan Raab läuft nicht mehr viel Der NDR hat seit dem Abgang Stefan Raabs als Motor und Mentor eine schlimme Bilanz vorzuweisen.
2013: Platz 21 (von 26), 2014: Platz 18 (von 26), 2015: Letzter, 2016: Letzter.
Das kann eigentlich nicht so bleiben. Womöglich muss mehr geändert werden, als nur eine neue Sängerin zu suchen. Vielleicht ein junger Sänger? Oder nach den getragenen, eher schleppenden Rhythmen mal frech einen flotteren Beat wagen, dieses neumodische Klicka-Klack, das sogar die Ukraine kennt? Kann das große Deutschland nicht vielleicht doch bessere Musik? Das sind so Fragen.
Jamie-Lee und der NDR-Mann und ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber wollten eigentlich in der Nacht noch Fragen beantworten. Sie sagten ab. Im Fall der jungen Sängerin kann man das verstehen. Sie kann wohl am wenigsten dafür. Es kam eine erklärende Mail. Jamie-Lee und „Ghost“ hätten bisher eher junge Zuschauer angesprochen, hieß es. International und beim Publikum in allen Altersschichten habe offenbar Unverständnis geherrscht, dass ein Manga-Mädchen aus Deutschland antritt. Es ist ein Teil der Wahrheit.
Jamie-Lee schrieb den Satz: „Nächstes Jahr wird Deutschland einen besseren Platz belegen, da bin ich mir sicher.“ Die Hoffnung singt zuletzt.