Deutsche Vorentscheidung 1999                         

                                                         21.Februar 1999 / Stadthalle, Bremen

 

"Countdown Grand Prix 1999"

Moderation: Axel Bulthaupt & Sandra Studer

 

Auch in diesem Jahr werden alle elf Interpreten von ihren Plattenfirmen nominiert. Nach dem großen Rummel um Guildo Horn geht das ganze Spektakel in diesem Jahr erst einmal etwas ruhiger über die Bühne. Die bekannten Künstler scheuen sich auch nicht mehr, sich an so einem Wettbewerb zu beteiligen. Neben Patrick Lindner wird auch Matthias Reim für das Finale angemeldet. Er zieht jedoch seinen Beitrag "Verdammt ich lieb dich - immer noch" zurück, ohne Bekanntgabe von Gründen.

Durch die Abschaffung der Sprachregelung werden auch Titel in anderen Sprachen, überwiegend in Englisch, zugelassen. Die deutschsprachigen Lieder sind jedoch in der Überzahl (6 von insgesamt 11 Titeln).

Axel Bulthaupt bekommt Unterstützung von seiner Schweizer Kollegin Sandra Studer, die 1991 unter den Namen Sandra Simó für die Schweiz beim Grand Prix in Rom ins Rennen ging und Fünfte wurde. Das Schweizer Fernsehen entsendet sogar einen eigenen Beitrag nach Bremen, auf Einladung der ARD. Da die Schweiz in dem Jahr aussetzen muss, ist es doch eine schöne Geste und sorgt für mehr Spannung. Im Fall eines Sieges hätte der Titel "Bye, bye Bar"  disqualifiziert werden müssen, weil der Titel offiziell als Schweizer Beitrag in Bremen ins Rennen ging. Disqualifiziert wird auf jeden Fall der Titel der Siegerin der Bild-Zeitung, Jeanette Biedermann, da er erhebliche Ähnlichkeiten mit dem Jam & Spoon-Titel "Caleidoscope Sky" aufweist.

5,7 Millionen verfolgen dieses Jahr am Fernsehschirm den Wettbewerb. Über T-Vote-Call werden 681.000 Anrufe registriert. Ca. 33 % der Anrufer sorgen für ein überraschendes Ergebnis. Denn die Wahl fällt auf die 28-jährige Bremerin Corinna May und ihren Titel "Hör' den Kindern einfach zu". Corinna May, von Geburt an blind, kann ihr Glück nicht fassen. Sie war auch die Favoritin der Internetauswertung.

Die stimmgewaltige Sängerin durfte jedoch nicht nach Jerusalem fahren. Denn am Dienstag nach dem nationalen Finale wird ihr Siegertitel disqualifiziert, da der Komponist Frank Zumbroich das Lied schon 1997 als Promo-Cd (gerade mal 500 Exemplare) mit seiner eigenen Band Number Nine in der englischen Fassung "Where have all the good times gone" veröffentlicht hatte.

So kam die von Ralph Siegel zusammengeführte türkische Gruppe Sürpriz zum Zuge. Nur, bei dem Titel "Reise nach Jerusalem" handelte sich auch nicht um etwas Neues. Denn ein ähnlich klingender Song erschien 1984 unter den Titel "Wohin geht die Reise" als B-Seite der Single des Vorentscheidungstitels von Harmony Four "Tingel Tangel Mann", komponiert von Ralph Siegel. Nach vielen Kontoversen wird die Teilnahme der Gruppe Süpriz erst nach Ablauf der Anmeldefrist bestätigt. Eine unabhängige Jury, bestehend aus Mitgliedern der EBU in Genf und dem israelischen Fernsehen, erklärt den Titel für neu, obwohl beide Songs deutliche Ähnlichkeiten hätten. Der Song enthalte viele eigene Merkmale.

 

1. Jeanette Biedermann: "Das tut unheimlich weh"

Platz 4 /12,2 %

Musik: Andreas Bärtels, Rick Rossi, Text:

Kristina Bach (Polydor/Bild)

2. Carol Bee: "Lover Boy"

Platz 8

Musik: Candy de Rouge, Text: C. de Rouge,

C.Bee (Columbia/Sony)

3. Patrick Lindner: "Ein bisschen Sonne,

ein bisschen Regen"

Platz 9

Musik: Alfons Weindorf, Text: Bernd Meinunger

(BMG Ariola)

4. Megasüß: "Ich habe meine Tage"

Platz 7

Musik & Text: Windsor Robinson, Jürgen

Magdziak, C. Funke (EMI)

5. Sürpriz: "Reise nach

Jerusalem /Kudüs´e seyahat"

Platz 2 / 16,2 %

Musik: Ralph Siegel, Text: Bernd Meinunger

(Jupiter Records)

6. Elvin: "Heaven"

Platz 5

Musik & Text: Andreas Linse, Eric Brodka (WEA)

7. Corinna May: "Hör' den Kindern einfach

zu"

Platz 1 / 32,6 %

Musik & Text: Frank Zumbroich (Universal)

8. Naima: "Itsy Bitsy Spider"

Platz 11

Musik & Text: Ol. Göddecke, Alexander Seidl,

Robert Parr (Mercury)

9. Michael von der Heide: "Bye Bye Bar"

Platz 6

Musik: Thomas Fessler, Jeannot Steck, Micha

Lewinsky, Text: Micha Lewinsky (eingereicht

durch BMG Schweiz und DRS)

10.Wind: "Lost in love"

Platz 10

Musik: Norbert Beyerl, Text: Werner Schüller

(Koch International)

11.Cathrin: "Together we're strong"

Platz 3 / 15,9 %

Musik: Hermann Weindorf, Text: Peter

Bischof-Fallenstein (Intercord)

 

Wieder werden nur die erste drei Plätze bekannt gegeben. Das restliche Resultat ist nicht offiziell bestätigt worden.

Reise nach Jerusalem-Kudüs´e seyahat

Musik: Ralph Siegel

Text: Bernd Meinunger


Selâm, Selâm, lasst uns geh'n

Auf die Reise nach Jerusalem

Selâm, Selâm, hadi gidelim

Kudüse hep Birlikte

 

Schon als ich ein Kind war

Spielten wir dieses Spiel

Reise nach Jerusalem

Einer nur kommt ans Ziel

Denn wenn der Rhythmus plötzlich schweigt

Heißt das, es ist vorbei, kein Platz mehr frei.

 

Selâm, Selâm, lasst uns geh'n

Auf die Reise nach Jerusalem

Selâm, Selâm, hadi gidelim

Kudüse hep Birlikte

 

Wir haben einen Traum

Der nie die Kraft verliert

Leben ist eine Reise, die nach morgen führt

Frieden ist mehr als nur ein Spiel

Bei dem nur einer gewinnt

Weil wir Menschen sind

 

Selâm, Selâm, lasst uns geh'n

Auf die Reise nach Jerusalem

Selâm, Selâm, hadi gidelim

Kudüse hep Birlikte

 

We walk hand in hand to a peaceful land

Baris olsun diye, yürüyelim el ele

We walk hand in hand to a peaceful land

Dost kalirsak eger, yarisamaya deger

And if we stay friends our dream will live

forever

Ve bir zaman, hedefe vardigimiz an

Irgendwann kommen wir an

 

Selâm, Selâm, lasst uns geh'n

Auf die Reise nach Jerusalem

Selâm, Selâm, hadi gidelim

Kudüse hep Birlikte


Selâm, Selâm, lasst uns geh'n

Auf die Reise nach Jerusalem

Selâm, Selâm, hadi gidelim

Kudüse hep Birlikte


Selâm, Selâm, hand in hand

On the journey to Jerusalem

Selâm, Selâm, laßt uns geh'n

Auf die Reise nach Jerusalem

 

 

 

 

 

 

 

 

Sürpriz

Die Gruppe Sürpriz, bestehend aus sechs in

Deutschland geborenen und aufgewachsenen

Türken, singt den Titel in Deutsch und

Türkisch. Beim internationalen Finale in

Jerusalem belegt die Gruppe überraschend

den dritten Platz. Die Formation wurde extra

für den Wettbewerb von Ralph Siegel

zusammengestellt. Der Grand-Prix-Beitrag

schafft nicht den Sprung in den Charts, und

die Gruppe gerät in Vergessenheit.

 

 

Dagegen konnte Corinna May mit ihrem

disqualifizierten Song erste Charterfolge

feiern. Jeanette Biedermann stürmte ca. zwei Jahre später mit "Go Back" die Charts und spielte in der RTL-Serie "Gute Zeiten,

schlechte Zeiten". Naima hatte auch einige

Achtungserfolge.