Eurovision Song Contest
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Dienstag, 19 Mai 2015 09:20

Das Land in dem man nichts darf


Wirklich neue Erkenntnisse hat das Juryfinale nicht gebracht. Nach wie vor gibt es den meisten Applaus für Russland, Dänemark und Serbien. Was ich im Falle von Bojana schon als ziemlich verlogen ansehe. Steigt sie morgen in die U-Bahn, möchte wieder niemand neben ihr sitzen. Ansonsten wurde ja immer behauptet, auch die Juryfinals seinen ausverkauft. Wo waren die Leute dann nur alle? Der Stehplatzbereich war mit etwas gutem Willen zu 2/3 gefüllt, im Sitzplatzbereich gähnend leere Reihen. Vermutlich sind es hier wieder mal die Sponsoren, die riesige Kontingente erhalten, aber dann doch nicht nutzen.

Und so schön langsam gehen mir diese ewigen Verbote auf den Nerv. Bereits am 1. Abend wurden wir in einem Straßencafé zurechtgewiesen, als Kiko (Teil des DK-Teams) seinen fast leeren Eisbecher von Burger King mitbrachte. Kurz später verbot man uns, einem freundlich fragenden Obdachlosen eine Zigarette zu geben. Sowas zieht sich hier durch die Tage. Eigentlich dachte ich immer, nur die Deutschen seien glücklich wenn sie jemanden zurechtweisen dürften, aber für die Österreicher gilt dies ebenfalls. Gestern im Juryfinale waren vor mir 2 Reihen komplett leer, ich saß unter dem Hallendach, vielleicht waren noch 4 oder 5 Reihen hinter mir. Es wurde mir aber verboten, die mazedonische Fahne über die Brüstung vor mir zu legen. Anderer Leute Fahnen im Publikum, die vor allem auch mehrfach das Fernsehbild störten, waren aber vollkommen ok. Hust. Als ich dann aus der Halle zurück ins Pressezentrum wollte (wie schon bei den Einzelproben als auch nach der 1. Generalprobe) wurde mir der Zutritt verweigert. Mit der Begründung, ich hätte dort als D-Akkreditierte gar nicht erst rausgehen dürfen. Interessanterweise hatte man mir 2 Stunden vorher an eben jeder Stelle aber gesagt, dass ich dort raus solle inkl. der üblichen Ein- und Ausbuchung am Drehkreuz. Da wurde sogar ich etwas ungehalten, insbesondere da ich durch die Delegationsstraße zurück ins Pressezentrum sollte. Für diesen Weg bin ich nach den Proben aber gar nicht mehr freigeschaltet. Oder aber ich solle ganz raus und einmal um die Halle herum um wieder reinzugehen. Lächerlich, wirklich. Der mich zurechtweisende Herr entschied aber dann zusammen mit seinem Vorgesetzen großmütig, dass ich ausnahmsweise doch die 5m durch den verbotenen Teil laufen dürfe um über den gewohnten Weg durch die Kantine ins Pressezentrum zu gelangen. Offenbar mache ich also nicht den Eindruck einer Terroristin, die die Stadthalle auseinander nehmen will.

Da ich später wohl nicht mehr dazu komme: ich habe mittlerweile schon Angst vor heute Abend. Wenn 10 Leute sagen, dass unser Beitrag toll ist, aber nur einer sagt "no chance", dann bleibt natürlich genau das hängen. Ich weiß nicht ob es für Mazedonien reicht. Ich hoffe es. Denn ich sehe, wieviel harte Arbeit und wenig Freizeit, dafür haufenweise Ärger, Geld (sogar privates) und Vernachlässigung von Freunden und Verwandten in solch einem Projekt steckt. Gerade wenn man kein ESC-Lieblingsland wie Schweden oder Russland ist, wo Budget keine Rolle spielt und dem Künstler jeder Furz abgenommen wird. Wahrscheinlich müssen sich diese Herrschaften nicht mal die Nase selbst putzen. Niemand aus dem DK-Team bekommt Geld für seine Arbeit, wir glauben einfach an Daniel. Das wird sich auch nach 23:00Uhr heute nicht ändern. Man möchte einfach nur, das er für seinen Einsatz belohnt wird, denn er strahlt auf der Bühne für uns alle und müsste sich in der Öffentlichkeit für einen Misserfolg rechtfertigen. Er gibt alles für Mazedonien, hoffentlich bekommt auch etwas zurück. So oder so: hab dich lieb, kleiner Bruder <3

Anke

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ESC-Reporter 2015

Hier berichtet das ECG-Team seit dem 11. Mai 2015 aus Wien von den Proben, Empfängen und anderen Ereignissen. Diese Berichte sind natürlich rein subjektiv und sollen nicht in erster Linie eine detailgenaue Beschreibung der Proben liefern (diese kann man ja in verschiedenen Portalen teilweise sogar live verfolgen), sondern einen ganz persönlichen Eindruck unserer Erlebnisse und Erfahrungen live vor Ort darstellen. 

 
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