Guten Morgen aus dem noch spärlich besetzten Mediacenter. Man kann mit Fug und Recht sagen: Der ESC ist in Basel angekommen. Noch nie gab es ein derart großartiges Volksfest, bei dem die einheimische Bevölkerung so stark in die Eröffnungsfeier eines ESC einbezogen wurde. Eine Mischung aus Karneval, Oscarverleihung und CSD bot den Zuschauenden entlang des türkisfarbenen Teppichs ein echtes Potpourri der guten Laune – wie man früher gesagt hätte.
Wenig überraschend wurde der fröhliche Festzug von Demonstrierenden genutzt, um auf die Lage im Nahen Osten aufmerksam zu machen – ein Thema, das nun leider erneut die Schlagzeilen in Europa beherrscht. In der Basler Zeitung findet sich dazu ein Kommentar mit der Überschrift: „Mahnwachen verbieten, aber Aktivisten gewähren lassen – das geht nicht.“ Wie schon im letzten Jahr wird es also auch diesmal ein Ritt auf der Rasierklinge, wie die Veranstalter mit den Protesten gegen die Teilnahme Israels umgehen werden.
Am Abend hatte ich Gelegenheit, mich mit unserer Delegationsleiterin Alex Wolfslast zu unterhalten, die von der Fahrt vom Rathaus ins Eurovision Village berichtete. Die Organisatoren hatten entschieden, dass sich Deutschland und Israel einen Tramwagen teilen – was sich im Nachhinein als Spießrutenlauf erwies. Propalästinensische Aktivisten bedrängten die Tram – um es vorsichtig auszudrücken. Abor & Tynna hätten sich dabei sehr korrekt verhalten und auch ihre Solidarität mit Yuval Raphael gezeigt. Einmal mehr bewahrheitet sich die alte Binsenweisheit: Der ESC findet nicht im politisch luftleeren Raum statt.
Für die Medienvertreter bot sich am Zielort die Gelegenheit, kurze Interviews mit den Teilnehmenden zu führen. In einer Messehalle wurden hierfür nach Prioritäten verschiedene abgetrennte Bereiche eingerichtet – sogenannte Boxen. Natürlich waren die „spezialisierten Medien“, wie Fanmedien in diesem Jahr genannt werden, in Box Nummer sieben von sieben untergebracht.
Nach fünf Stunden an der Bande unserer Box kam die erste Delegation vorbei. Weitere anderthalb Stunden später waren gerade einmal fünf Delegationen durch. Etliche bogen bereits nach der zweiten Box ab und gingen direkt zum Empfang – was man ihnen angesichts des bevorstehenden Juryfinales nicht verdenken kann.
© Stephan Mehner/ECG e. V.
Erstaunt war man darüber, dass das ansonsten nüchterne Messegelände eine so schöne Oase bieten kann wie die kreisförmige Terrasse, die sich um einen begrünten Innenhof erstreckt. Kein Wunder also, dass sich der Willkommensempfang der Delegationen genau dort konzentrierte. Eine Person überstrahlte die Veranstaltung: die Queen of Austria – Conchita. Zahlreiche Sängerinnen und Sänger suchten die Nähe der Diva wie die Motten das Licht.
© Stephan Mehner/ECG e. V.
Ich gebe zu, dass ich Abor & Tynna bei diversen TV-Auftritten eher distanziert wahrgenommen habe – fast, als würden sie ihren eingeschlagenen Weg bereuen. Im direkten Gespräch jedoch musste (oder durfte) ich meine Befürchtungen revidieren: Sie wirken sehr reflektiert und sympathisch. Noch immer arbeiten sie daran, ihren Auftritt zu perfektionieren – auch unabhängig von den offiziellen Bühnenproben.
Mir persönlich fehlte in dem von der EBU zur Verfügung gestellten Clip noch die nötige Power, vor allem in der Bildregie. Aber auch daran wird weiterhin gefeilt, sodass wir wohl erst zur ersten Generalprobe am Mittwoch ein realistisches Bild vom deutschen Beitrag bekommen werden.
Claude © Stephan Mehner/ECG e. V.
EMMY © Stephan Mehner/ECG e. V.
Klavdia © Stephan Mehner/ECG e. V.
Marko Bosniak © Stephan Mehner/ECG e. V.
Tommy Cash © Stephan Mehner/ECG e. V.
Mamagama © Stephan Mehner/ECG e. V.
Hazel Brugger & Sandra Studer© Stephan Mehner/ECG e. V.
Princ © Stephan Mehner/ECG e. V.
Abor & Tynna mit Conchita © Stephan Mehner/ECG e. V.
Abor & Tynna mit Tautumaitas © Stephan Mehner/ECG e. V.
Miriana Conte & Conchita © Stephan Mehner/ECG e. V.
Adonxs & Conchita © Stephan Mehner/ECG e. V.
Theo Evan & Conchita © Stephan Mehner/ECG e. V.
In etwas mehr als drei Stunden dürfen wir in der Halle die erste Generalprobe mitverfolgen – von der ich im Anschluss berichten werde, auch wenn kein Bildmaterial nach außen gelangen darf.