Der Wettergott scheint ein ESC-Fan zu sein, so strahlte gestern die Sonne auf den türkisenen Teppich herunter, als die 37 Delegationen sich der Presse und den Fans stellten. Jedes Jahr werden die Regeln für diese offizielle Eröffnungszeremonie neu aufgestellt, selten führen sie zu echten Verbesserungen. So versammelten sich gestern auf der einen Seite akkreditierte Pressevertreter und akkreditierte Fanmedien, von denen allerdings nur ein kleiner Bruchteil zugelassen wurde, was einen Tag vorher erst kommuniziert wurde. Auf der anderen Seite standen ca. 1.000 Fans, die sich vor einigen Wochen um ein Zugangsticket bewerben konnten. Freilich war der Teppich in diesem Jahr im Vergleich zu anderen Jahren eher kurz, dennoch wirkte die Szenerie im Fernsehen dann doch etwas nüchtern, zumal hinter den Fans ein großer leerer Platz zu sehen war. Erst gegen 17.30 füllte sich der Platz, auf dem die National Lottery das große Eröffnungskonzert am Abend veranstaltete. Es standen sich nun also Presse und Fans gegenüber und die Künstlerinnen und Künstler mussten sich entscheiden, welcher Seite sie die Gunst schenken sollten. Dirigiert wurden sie von ihren Delegationsleitern, und da wunderte es nicht, dass die Entscheidung häufig gegen die Fanseite ausfiel.
Euphorische Stimmung kam selten auf, aber sie kam auf. Käärijä aus Finnland war gar nicht mehr vom Teppich zu bekommen und hatte sichtlich Spaß, sich mit Fans ablichten zu lassen. Es kam auch zu einer Begegnung mit seiner größten Konkurrentin Loreen, die sehr harmonisch ausfiel, schließlich lagen sie sich in den Armen.
Über vier Stunden dauerte das Schaulaufen mit mal mehr mal weniger geglückten Outfits. Frankreichs La Zarra setzte sich mit am besten in Szene in ihrem an ein Schachbrett erinnerndes Kleid und einem riesigen Hut. Eher schlicht kamen da unsere Mannen von Lord of the Lost daher, außer den türkisenen Lidschaffen, passend zum Teppich. Neben mir stand ein Fan aus Italien, für den Deutschland in diesem Jahr die Nummer eins ist, wie passend, denn meine ist Italien.
Heute nun ist das Wetter umgeschlagen und es weht ein starker Wind über den Mersey und dieser hat auch eine Menge Regen im Gepäck.
Vor wenigen Stunden wurde endlich auch das Pressezentrum eröffnet, welches nun Mediacenter heißt. Für ca. 500 Medienvertreterinnen- und vertreter ist hier Platz, alles recht großzügig und praktisch eingerichtet. Recht dominant befindet sich der Stand des Sponsors Morrocanoil, zu dessen Ehren ja auch der Teppich beim Empfang seit einigen Jahren türkis ist. Es werden wohl wieder lange Wege in die Halle werden, denn zwischen Halle und Medienzentrum liegt noch die Halle, in der die Delegationen untergebracht sind. Aber das sind natürlich Kleinigkeiten, vielmehr überwiegt jetzt die Freude und Spannung in etwas über einer Stunde endlich die erste Probe live in der Halle mitzuverfolgen. Endlich geht es richtig los und morgen schon fallen die ersten Entscheidungen. Auf einen wundervollen Eurovision Song Contest 2023.