1. Wähle den ESC-Jahrgang:

2. Wähle eine Rubrik zu 2025:

Artikel nach Datum gefiltert: Montag, 12 Mai 2025

Montag, 12 Mai 2025 18:40

Erste Generalprobe - 1. Semi

stephan

Soeben läuft noch die erste Generalprobe. Allerdings mussten wir direkt nach den Beiträgen die Halle verlassen – die Interval Acts und die Verkündung der Ergebnisse finden ohne Presse statt. Über Neuerungen bei der Qualifikation der Acts wurde heute im Rahmen des täglichen Mediabriefings informiert. Es werden neun Dreiergruppen gebildet, aus denen jeweils ein Act direkt weiterkommt. Die beiden nicht Genannten haben jedoch weiterhin die Chance, in einer weiteren Gruppe aufzutauchen – oder, wenn es um den letzten Platz geht, weiterhin hoffen zu dürfen. Klingt kompliziert – und ich fürchte, dass das die Zuschauer eher verwirrt als gespannt macht.

Begleitet von Volunteers wurden die Medienvertreter in Gruppen in die Halle geleitet, um sicherzustellen, dass niemand unerlaubt in den abgeschirmten Delegationsbereich gelangt. In der Halle wurde dann alle in einen relativ kleinen Bereich geführt – wobei „klein“ schon das Stichwort ist. Es ist tatsächlich eine der kleinsten ESC-Hallen, an die ich mich erinnern kann. Nur rechts und links der Bühne gibt es Sitzränge. Am Ende der Halle befinden sich lediglich der Greenroom und die Kommentatorenkabinen, von denen es auch immer weniger gibt, da einige Länder nur noch von daheim kommentieren. Rund 80 % der Hallenmitte werden von der Bühne eingenommen – und um es vorwegzunehmen: einer atemberaubenden Bühne. In der Mitte gibt es einen riesigen Rahmen, der nicht nur eine tolle Perspektive bietet, sondern auch einen praktischen Zweck erfüllt – er dient als Stütze für die Deckenkonstruktion.

Die Regeln sind in diesem Jahr sehr strikt: Während der Generalprobe sind keine Bilder oder Videos erlaubt. Insgesamt kommen 28 Kameras zum Einsatz, die bei einem wundervollen Opening einiges zu tun haben – eine Inszenierung, bei der Tradition auf Moderne trifft. Geschickt werden Alphörner mit Jodlern und Tänzern kombiniert – alles wirkt sehr kraftvoll, zumindest in der Halle.

Unsere beiden Moderatorinnen, Hazel Brugger und Sandra Studer, machen einen soliden Job. Bei der ersten großen Probe gibt es noch kleine Abstriche, aber ich denke, sobald Publikum in der Halle ist, können sie gut mit den Menschen interagieren.

Einige Infos gab es ja bereits im Laufe der letzten Woche – aber die komplette Inszenierung zu sehen, wirft doch noch mal einiges über den Haufen. Hier nun meine ersten Eindrücke:

Island
Viel hat sich im Vergleich zur Vorentscheidung nicht geändert. Die Jungs von Væb springen immer noch wie Gummibälle über die Bühne und verbreiten – das muss ich sagen – wirklich gute Laune. Klar, viele werden diesen Mix aus Santiano und Mini Playback Show kindisch finden – für mich funktioniert die Nummer. Auch das schnell zusammengezimmerte Boot, das wir bereits aus dem isländischen Vorentscheid kennen, kommt wieder zum Einsatz. Schön fand ich auch, dass man den beiden kurz in die Augen sehen kann – sie streifen tatsächlich ihre großen Sonnenbrillen nach oben. Hübsch auch der Effekt, wenn einer der Tänzer auf einem Skateboard liegend Schwimmbewegungen macht, während auf dem Bühnenboden das Meer tobt. Könnte weiterkommen.

Polen
Eines kann man Justyna nicht vorwerfen: dass sie nicht alles geben würde. Zwar ist kaum eine Melodie zu erkennen, aber Feuer, Purzelbäume, schleiertanzende Toreros und schließlich eine schwebende Sängerin lenken vom spröden Lied ab. Es wirkt ein wenig wie bei Ruslana – allerdings meint Justyna das Ganze offenbar ernster. In der Halle waren keine schiefen Töne zu hören, doch das schrille Schreien – wie schon 1995 – könnte abschreckend wirken. Ein sicherer Finaleinzug ist das nicht.

Slowenien
Prognosen und Wetten gehen davon aus, dass Slowenien es nicht ins Finale schafft. Ich oute mich als Fan der ersten Stunde dieses Acts. Auch kann ich die Kritik am Text nur bedingt nachvollziehen: Ja, er schildert nüchtern und sachlich eine Abfolge von Gedanken – fast wie eine Reportage. Aber für jemanden, der sich in einer ähnlichen Situation befand, trifft das genau ins Herz. Dass alles in schlichtem Englisch vorgetragen wird – warum nicht? Wie im Vorentscheid singt Klemen einen Teil des Songs kopfüber. Neu sind die Hintergrundeinspieler, die wohl private Aufnahmen seiner Familie zeigen. Am Ende kommt seine Frau auf die Bühne – ein emotionaler Abschluss. Ob das die Zuschauer anspricht? Keine Ahnung.

Estland
Tommy Cash wagt keine Experimente – obwohl im SPIEGEL mal stand, er habe italienische Rentnerinnen für die Bühne in Basel gecastet. Alles Quatsch: Die Inszenierung ist die gleiche wie im Vorentscheid. Einen Schockmoment gibt es aber, als eine Frau mit Transparent auf die Bühne stürmt – man denkt an eine Flitzerin – aber sie beginnt plötzlich mit ihm zu tanzen. Ich war jedenfalls wieder wach. Estland kommt sicher ins Finale.

Spanien
Melody gibt, wie erwartet, 150 %. Zu Beginn sieht man sie als Scherenschnitt in schwarzem Kleid mit langer Schleppe vor weißem Hintergrund. Stück für Stück legt sie Teile des Outfits ab – der letzte Strip war unnötig. Stimmlich wie gewohnt im grünen Bereich, aber es wirkt insgesamt recht verbissen. Am Samstag dürfte es Spanien wieder schwer haben – aber eine Bereicherung fürs Finale ist sie trotzdem, gerade für die feierwütigen Fans in der Halle.

Ukraine
Die Ukraine beweist erneut, dass sie jeden Act perfekt inszenieren kann. Ziferblatt haben zwar keinen leicht zugänglichen Song, aber die bunten Outfits und die energiegeladene Performance des Sängers geben dem Beitrag eine besondere Note. Zittern muss die Ukraine auch dieses Jahr nicht – das überrascht selbst mich.

Schweden
Wer schon beim Vorentscheid alle Acts international präsentabel macht, reist entspannt zum ESC. Alles ist wie bekannt – und alles funktioniert perfekt. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.

Portugal
Portugal ist dieses Jahr mein Platz 37 – und es gibt auch nur 37 Beiträge. Drei Minuten gepflegte Langeweile, wenn auch professionell dargeboten. Weder stimmlich noch visuell gibt es etwas zu kritisieren. Mein Sitznachbar in der Probe war begeistert – ich bin weniger optimistisch. Ich sehe Portugal nicht im Finale.

Norwegen
Bis heute war Norwegen für mich ein sicherer Finalkandidat – das hat sich vor einer Stunde geändert. Kyle macht nichts falsch, und die Show ist wie in Oslo. Aber hier wirkt alles blutleer, wie aus der Retorte. Vielleicht springt der Funke beim Fernsehpublikum über – das würde mich freuen.

Belgien
Red Sebastian war die positive Überraschung der Probe. Eine kraftvolle, stimmige Inszenierung – Belgien nutzt den Bühnenrahmen perfekt, wenn Sebastians Tänzer darin marschieren. Auch stimmlich überzeugt er voll. Einfach toll. Vorher konnte ich mit dem Act wenig anfangen – jetzt sehe ich Belgien sicher im Finale.

Italien
Lucio beginnt am riesigen Flügel, dahinter überdimensionale Retrolautsprecher. Der Song ist retro und wird komplett englisch untertitelt. Ansonsten: alles wie gehabt, solide. Die Jury könnte helfen – beim Televote bin ich skeptischer.

Aserbaidschan
Mich erinnert der Sänger – stimmlich wie musikalisch – an Ben Dolic (der 2020 nicht für Deutschland antreten konnte). Die hohe Stimme nervt stellenweise, passt aber manchmal gut. Alles in allem solide, der folkloristische Balalaika-Teil sticht hervor. Es könnte aber knapp werden.

San Marino
Neben Belgien eine weitere positive Überraschung – allerdings mit Einschränkungen: Solche Acts funktionieren oft besser in der Halle als am Bildschirm. Die Hintergrundbilder (Trevibrunnen, blumenumranktes Kolosseum) sind stimmungsvoll, aber nicht zu klischeehaft. Die Masken der Darsteller bleiben mir ein Rätsel. San Marino liefert, was es in Italien bestellt hat. Langweilig wird’s nicht – vielleicht reicht’s fürs Finale.

Albanien
Dieser Beitrag wird von Fans extrem gefeiert – und erhielt heute auch den lautesten Applaus. Alles ist auf die charismatische Sängerin zugeschnitten, die den Job fast alleine trägt – und es funktioniert wirklich gut. Sicher im Finale.

Niederlande
Starker Songbeginn – Claude fängt die Zuschauer sofort ein. Im schnelleren Teil bin ich mir nicht sicher, ob stimmlich alles saß. Die dunklen Outfits – auch Claudes – empfinde ich als unvorteilhaft. Sollte eigentlich sicher weiterkommen – aber ein Schocker ist nicht ausgeschlossen.

Kroatien
Dieser Beitrag hatte schon im Vorfeld nicht viele Fans – das dürfte sich kaum ändern. Der Sänger trägt zunächst einen Mantel mit Flokati-Kragen, den er später ablegt. Mit seinen Tänzerinnen macht er nichts falsch – aber der Song ist meiner Meinung nach zu schwach.

Schweiz
Die Schweiz wirkt live großartig – auch wenn klar ist, dass dieser Beitrag für die Kamera, nicht für die Halle inszeniert wurde. Kein einziger Schnitt, alles in einem Guss. Zoe singt phantastisch – sie beherrscht den Spagat aus Zerbrechlichkeit und Kraft. Könnte bei den Jurys sehr gut ankommen.

Zypern
Im Vorfeld wurde viel spekuliert, wie außergewöhnlich Zypern sein würde. Nun ja – um Theo wurde ein solides Konzept gezimmert. Er führt akrobatische Übungen mit seinen Tänzern in einem Gerüst auf – kommt in der Halle gut an. Vielleicht wirkt es am Fernseher noch besser. Für mich: ein Wackelkandidat.

Das war’s erstmal aus dem Pressezentrum. In rund zwei Stunden sehe ich dann die Juryshow in der Halle.

Freigegeben in ESC 2025 - Blog
Montag, 12 Mai 2025 12:48

Das war wohl nichts!

MiSoGuten Tag allerseits. Zu Probenbeginn hatte ich angekündigt, dass ich mir heute das 1. Dress Rehearsal anschauen und darüber schreiben werde. So habe ich es in den vergangenen Jahren immer gehalten. Allerdings wird diese erste Durchlaufprobe in diesem Jahr weder im Mediacenter noch im Online-Mediacenter gestreamt. 


Ich freue mich also mit euch auf den Bericht, den Stephan später schreibt, nachdem er die Probe in der Halle miterlebt hat. Ob ich dann morgen Nachmittag über die Probe berichte, weiß ich noch nicht. Irgendwie hat es auch einen Reiz, sich mal total überraschen zu lassen. Dieses Gefühl hatte ich ja seit 2001 nicht, weil ich immer alle Proben vorher gesehen hatte. 

  

 

 

Freigegeben in ESC 2025 - Blog
Montag, 12 Mai 2025 12:11

Basel ist ready!

stephanGuten Morgen aus dem noch spärlich besetzten Mediacenter. Man kann mit Fug und Recht sagen: Der ESC ist in Basel angekommen. Noch nie gab es ein derart großartiges Volksfest, bei dem die einheimische Bevölkerung so stark in die Eröffnungsfeier eines ESC einbezogen wurde. Eine Mischung aus Karneval, Oscarverleihung und CSD bot den Zuschauenden entlang des türkisfarbenen Teppichs ein echtes Potpourri der guten Laune – wie man früher gesagt hätte.

Wenig überraschend wurde der fröhliche Festzug von Demonstrierenden genutzt, um auf die Lage im Nahen Osten aufmerksam zu machen – ein Thema, das nun leider erneut die Schlagzeilen in Europa beherrscht. In der Basler Zeitung findet sich dazu ein Kommentar mit der Überschrift: „Mahnwachen verbieten, aber Aktivisten gewähren lassen – das geht nicht.“ Wie schon im letzten Jahr wird es also auch diesmal ein Ritt auf der Rasierklinge, wie die Veranstalter mit den Protesten gegen die Teilnahme Israels umgehen werden.

 

Am Abend hatte ich Gelegenheit, mich mit unserer Delegationsleiterin Alex Wolfslast zu unterhalten, die von der Fahrt vom Rathaus ins Eurovision Village berichtete. Die Organisatoren hatten entschieden, dass sich Deutschland und Israel einen Tramwagen teilen – was sich im Nachhinein als Spießrutenlauf erwies. Propalästinensische Aktivisten bedrängten die Tram – um es vorsichtig auszudrücken. Abor & Tynna hätten sich dabei sehr korrekt verhalten und auch ihre Solidarität mit Yuval Raphael gezeigt. Einmal mehr bewahrheitet sich die alte Binsenweisheit: Der ESC findet nicht im politisch luftleeren Raum statt.

Für die Medienvertreter bot sich am Zielort die Gelegenheit, kurze Interviews mit den Teilnehmenden zu führen. In einer Messehalle wurden hierfür nach Prioritäten verschiedene abgetrennte Bereiche eingerichtet – sogenannte Boxen. Natürlich waren die „spezialisierten Medien“, wie Fanmedien in diesem Jahr genannt werden, in Box Nummer sieben von sieben untergebracht.
Nach fünf Stunden an der Bande unserer Box kam die erste Delegation vorbei. Weitere anderthalb Stunden später waren gerade einmal fünf Delegationen durch. Etliche bogen bereits nach der zweiten Box ab und gingen direkt zum Empfang – was man ihnen angesichts des bevorstehenden Juryfinales nicht verdenken kann.

 

Teppich leer© Stephan Mehner/ECG e. V.

 

Erstaunt war man darüber, dass das ansonsten nüchterne Messegelände eine so schöne Oase bieten kann wie die kreisförmige Terrasse, die sich um einen begrünten Innenhof erstreckt. Kein Wunder also, dass sich der Willkommensempfang der Delegationen genau dort konzentrierte. Eine Person überstrahlte die Veranstaltung: die Queen of Austria – Conchita. Zahlreiche Sängerinnen und Sänger suchten die Nähe der Diva wie die Motten das Licht.

 

Rundellansicht© Stephan Mehner/ECG e. V.

 

Ich gebe zu, dass ich Abor & Tynna bei diversen TV-Auftritten eher distanziert wahrgenommen habe – fast, als würden sie ihren eingeschlagenen Weg bereuen. Im direkten Gespräch jedoch musste (oder durfte) ich meine Befürchtungen revidieren: Sie wirken sehr reflektiert und sympathisch. Noch immer arbeiten sie daran, ihren Auftritt zu perfektionieren – auch unabhängig von den offiziellen Bühnenproben.
Mir persönlich fehlte in dem von der EBU zur Verfügung gestellten Clip noch die nötige Power, vor allem in der Bildregie. Aber auch daran wird weiterhin gefeilt, sodass wir wohl erst zur ersten Generalprobe am Mittwoch ein realistisches Bild vom deutschen Beitrag bekommen werden.

 

 

ClaudeClaude © Stephan Mehner/ECG e. V.  EmmyEMMY © Stephan Mehner/ECG e. V.  KLavdiaKlavdia © Stephan Mehner/ECG e. V.

 

Teppich CROMarko Bosniak © Stephan Mehner/ECG e. V.  TommyCashTommy Cash © Stephan Mehner/ECG e. V.  

 

MamagamaMamagama © Stephan Mehner/ECG e. V.  haEZEL sANDRAUHazel Brugger & Sandra Studer© Stephan Mehner/ECG e. V.  PrincPrinc © Stephan Mehner/ECG e. V.

 

GERundWurstAbor & Tynna mit Conchita © Stephan Mehner/ECG e. V.

 

GERund LATAbor & Tynna mit Tautumaitas © Stephan Mehner/ECG e. V.

 

Wurst udn ConteMiriana Conte & Conchita © Stephan Mehner/ECG e. V.  Wurst und AdonxsAdonxs & Conchita © Stephan Mehner/ECG e. V.  Wurst und EvanTheo Evan & Conchita © Stephan Mehner/ECG e. V.

 

 

In etwas mehr als drei Stunden dürfen wir in der Halle die erste Generalprobe mitverfolgen – von der ich im Anschluss berichten werde, auch wenn kein Bildmaterial nach außen gelangen darf.

Freigegeben in ESC 2025 - Blog

   

 

 Folgt uns auch auf Facebook und Instagram!

Einträge nach Datum

« Mai 2025 »
Mo Di Mi Do Fr Sa So
      1 2 3 4
5 6 7 8 9 10 11
12 13 14 15 16 17 18
19 20 21 22 23 24 25
26 27 28 29 30 31  

Das Team

Michael n  
Michael Stephan  
     
     
 

Ein Hinweis in eigener Sache:

In diesem Jahr gibt es leider wieder erhebliche Einschränkungen, was das Anschauen der Proben betrifft. Einzelproben finden „im Geheimen“ statt und werden auch auf TikTok nicht mehr gezeigt.
Individuelle Pressekonferenzen mit den einzelnen Künstler*innen wurden komplett gestrichen. Auch wir sind mit dieser Entwicklung verständlicherweise überhaupt nicht glücklich. Normalerweise würden wir an dieser Stelle jetzt von den Einzelproben berichten. So werden wir uns notgedrungen mit der offiziellen Probenbeschreibung des EBU-Online-Teams begnügen müssen, die wir ins Deuitsche übersetzt hier posten zusammen mit einigen wenigen offiziellen Probenfotos.