Ein fröhliches strastwutje aus Kiew. Während vom Majdan live-Musik in mein Hotelzimmer im elften Stock eines riesigen Hotels dringt, versuche ich gerade die ersten Eindrücke der Gastgeberstadt 2017 zu verarbeiten. Auf den ersten Blick ist Kiew eine äußerst lebendige Großstadt, die sich im Zentrum schon im ESC-Kleid präsentiert. Unzählige Menschen sind hier gerade am Sonntagabend auf den Prachtstraßen der Innenstadt unterwegs und musizieren oder flanieren ganz einfach durch den recht milden Abend. Mitten auf einem großen Boulevard wird gerade das Euro-Village aufgebaut.
Und doch kann man sich von den Ereignissen im Vorfeld des ESC nicht ganz frei machen. Auch ich habe mir die Frage gestellt, ob es richtig ist einen ESC in einem Land auszutragen, welches sich im Grunde im Krieg befindet, zumindest in einigen Landesteilen. Und tatsächlich sieht man auf dem Weg in die Stadt auf den Brücken Mitlgieder des Militärs stehen. Auch in der Metro vielen mir heute einige sehr sehr junge Männer in Uniform auf, die einen Stahlhelm unter den Arm geklemmt hatten. Und ja, ich finde die Vorstellung, dass diese fast Kinder tatsächlich in Kürze in den Osten ziehen könnten oder gar gerade von da kommen, wirklich schlimm. Aber es geht laut EBU ja nicht um Politik, deshalb genug dieser Gedanken.
Leider begannen ja die Proben bereits heute, sodass ich die meisten Länder verpasst habe.
Lediglich der Darbietung Aserbaidschans durfte ich lauschen. Nun ja, verwirrt lässt mich die gute Dihaj im weichen Sessel der "Fan-Zone" im Pressezentrum zurück. Sie steht von Schultafeln umschlossen neben einem Mann auf einer großen Leiter, der eine Pferdemaske trägt. Was habe ich an diesem Song nicht verstanden? Doch ganz schockiert war ich von der gesanglichen Leistung. Puh, da muss sie aber noch einige große Schippen drauf legen. Sollte die Inszenierung gar vom schlechten Gesang ablenken? Auf der Pressekonferenz meinte sie, dass das Setting ihrem Inneren gleiche. Aha. Auch irgendwie tragisch. Doch täuschen darf man sich nicht, schließlich war das die erste Probe, vielleicht stimmte auch an den Einstellungen noch etwas nicht.
Salvador Sobral aus Portugal glänzte heute durch Abwesenheit und ließ sich auf der Bühne von seiner Schwester vertreten. Angeblich hat er noch Promotermine, wobei dies nicht bestätigt wurde.
Morgen dann das ganze Paket, worauf ich mich sehr freue!
Fanzone im Pressezentrum
Gute Nach aus Kiew.
Stephan