Nachdem ich am Nachmittag die vorerst vermeintlich letzten Sonnenstrahlen der ersten Generalprobe vorgezogen und das Höhlenkloster Petscherka Lawra besucht habe, war ich am Abend zum Juryhalbfinale doppelt gespannt. Der Austragungsort glich eine Festung. Ähnlich wie beim Roten Teppich wurde Straßen und Wege drumherum weitläufig abgesperrt oder zumindest mit starker Polizeipräsenz erwacht. Ähnlich war es schon beim Empfang und am Roten Teppich gewesen, wo man ohne Akkreditierung und erst recht mit Fahrzeugen kaum in die Nähe kam. Das Weltgeschehen der vergangenen Monate rechtfertigt leider diese Maßnahmen. Dadurch fühle ich mich sicher. Die Show an sich – da muss ich meinen Vorrednern zustimmen – bietet ukrainische Hausmannskost: Einen unspektakulären Opener, Beweihräucherung von Jamala im Intervalact mit noch schlimmerem Gejaule als im albanischen Beitrag und die für mich uninteressantere Hälfte des ESC-Starterfeldes. Das Publikum in der Halle liebte es aber. Lustig ist aber ein Video mit Verka Serduchka in der Votingpause. Technische Probleme gab es bei Griechenland, Demy musste/durfte nach allen Teilnehmern noch einmal auftreten. Der Umbau vor und nach UK haute zeitlich nicht hin. Es winkt dem Vereinigten Königreich ein Startplatz nach einer Werbeunterbrechung oder Greenroom-Schalte. Ein massives Problem gab es beim Auftritt von Artsvik aus Armenien, bei ihr wurde einfach noch einmal das Playback von Tschechiens Martina Barta eingespielt. Sie blieb wie angewurzelt stehen und nach 15 Sekunden wurde der Fauxpas dann auch einmal bemerkt. Dies sollte in der Liveshow besser nicht noch einmal passieren. Nach der Show wollte ich besonders schlau sein und einen Shuttle zur israelischen Party in den Euroclub nehmen. Da keiner in Sichtweite war, habe ich einfach den Hotelshuttle genommen. Irgendein Hotel wird schon in der Nähe des Euroclubs sein. Äääähm… nein! Der Bus fuhr einen riesigen Bogen, den ich voller Sorge via Google Maps verfolgte. Immerhin war ein Stopp in der Nähe meiner Unterkunft, in die ich mich dann auch zurückzog. Mal sehen, wie es heute klappt…
Zum Semi: Ich glaube, mindestens eine Überraschung wird es geben. Womöglich fällt sie zu Lasten Australiens aus. Auch Belgien wackelt, aber ich glaube, dass der Song dann doch noch genug Punkte ziehen wird. Stattdessen sehe ich dank des tollen Bühnenbildes, der Reaktion in der Halle und den vielen polnischstämmigen Menschen in ganz Europa Kasia Mos im Finale am Samstagabend. Unterschätzen sollte man aber auch Georgien und Lettland nicht...
Mein Tipp ist aber: Schweden, Belgien, Finnland, Aserbaidschan, Portugal, Griechenland, Polen, Moldau, Zypern, Armenien.
Benni