Die EBU hat einen Brief an alle ihre Mitglieder verschickt, um im November eine außerordentliche Online-Sitzung einzuberufen, bei der über die Teilnahme Israels und dem TV-Sender KAN am kommenden Eurovision Song Contest 2026 abgestimmt werden soll. Grund dafür sind die zunehmenden internationalen Forderungen, Israel aufgrund des Krieges im Gazastreifen vom ESC 2026 auszuschließen. Die entscheidende Sitzung war eigentlich für den Dezember angekündigt, wurde jedoch auf Anfang november vorverlegt.
In einem Schreiben an die teilnehmenden Rundfunkanstalten erklärte die EBU, dass angesichts der „beispiellosen Meinungsvielfalt” unter den EBU-Mitgliedern kein Konsens erzielt werden konnte. Daher stützt sie sich auf eine breitere, demokratische Entscheidungsgrundlage in Form einer Abstimmung.
In dem Brief von Delphine Ernotte-Cucci (Präsidentin der EBU) heißt es:
"Liebe Freunde und Kollegen,
der Vorstand hat sich heute mit dem ehemaligen Vizepräsidenten der EBU, Petr Dvořák, getroffen, um über den Eurovision Song Contest 2026 zu sprechen. Im Anschluss an die Diskussion, die auf der Sommer-Generalversammlung der EBU in London stattfand, legte Petr dem Vorstand seinen Bericht vor, der auf den Rückmeldungen basiert, die er bei seinen Treffen mit den Mitgliedern erhalten hatte. Der Vorstand erkannte an, dass es unter den EBU-Mitgliedern eine beispiellose Vielfalt an Meinungen zur Teilnahme von KAN gibt. Der Vorstand ist der Ansicht, dass die Union für Inklusivität und einen offenen kulturellen Dialog steht, der die Werte der öffentlich-rechtlichen Medien widerspiegelt. Dennoch erkannte der Vorstand, dass es nicht möglich sein würde, einen Konsens über die Teilnahme von KAN zu erzielen.
Da die Union noch nie zuvor mit einer derart kontroversen Situation konfrontiert war, kam der Vorstand überein, dass diese Frage eine breitere demokratische Entscheidungsgrundlage verdient, bei der alle Mitglieder zu Wort kommen sollten. Daher beschloss der Vorstand, Anfang November eine außerordentliche Sitzung der Generalversammlung online abzuhalten, damit die Mitglieder über die Frage der Teilnahme am Eurovision Song Contest 2026 abstimmen können. Das formelle Schreiben zur Einberufung dieser außerordentlichen Sitzung mit weiteren Einzelheiten wird Ihnen nächste Woche zugesandt."
Der israelische TV-Sender KAN reagierte prompt:
„Die israelische Rundfunkgesellschaft „Kan” hofft, dass der Eurovision Song Contest seinen kulturellen und unpolitischen Charakter beibehält. Der Ausschluss der israelischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt, die seit Jahrzehnten zu den ältesten, beliebtesten und erfolgreichsten Teilnehmern des Wettbewerbs zählt, insbesondere kurz vor den Feierlichkeiten zum 70-jährigen Jubiläum des Eurovision Song Contests, der als Symbol für Zusammenarbeit, Freundschaft und Brüderlichkeit steht, könnte erhebliche Auswirkungen haben. Nicht umsonst legen die EBU-Statuten eindeutig fest, dass solche außergewöhnlichen Entscheidungen eine Mehrheit von mindestens 75 % der Teilnehmer der Generalversammlung erfordern. Wir sind überzeugt, dass die Europäische Rundfunkunion den unpolitischen, professionellen und kulturellen Charakter des Wettbewerbs auch weiterhin bewahren wird, insbesondere am Vorabend des 70-jährigen Jubiläums des Eurovision Song Contests.“