Artikel nach Datum gefiltert: Donnerstag, 05 Mai 2022

Die natürlich schon beim MGP perfekt ausgefeilte Choreographie mit den beiden Wölfen, den drei kahlköpfigen Tänzerinnen und DJ Astronaut (hier in einem schwebenden Mini-UFO) wird quasi für die große Bühne adaptiert. Es werden Begriffe aus dem Text (Banana, Yum Yum) auf dem Bildschirm eingeblendet. Das schaut gut aus, klingt wie von Platte und wird diejenigen, die es noch nicht viral gesehen haben sollten, sofort im Sturm erobern – naja, zumindest die jüngeren Zuschauer.

Ich habe mich mittlerweile völlig sattgehört daran und mag es nicht mehr durchhören. Aufgefallen ist mir, dass sie sich neben der dominierenden Farbe Gelb der Kostüme für Tiefblau für die Bühne entschieden. Das ist fürs Unterbewusstsein der Zuschauer natürlich nicht ungeschickt in diesen Zeiten…

Ich gestehe, dass ich wahnsinnig enttäuscht war, als Subwoolfer in Norwegen gewonnen haben. Ich liebte Elsie Bay. Und ich fand das Siegerlied billig und den Auftritt lächerlich. Mittlerweile kann ich dem doch etwas abgewinnen, vor allem natürlich der Textzeile "Before that wolf eats my Grandma give that wolf a banana".  Das ist hier sehr wirkungsvoll in Szene gesetzt mit Texteinblendungen und einer perfekten Choreografie. Gibt es große Uterschiede zur Vorentscheidung? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, weil ich bisher vermieden hatte, mir den VE-Auftritt nochmal anzuschauen. Es scheint allerdings auch sehr anstrengend zu sein, denn nach dem ersten Durchlauf war Keith (oder war es Jim, man weiß es nicht) ziemlich aus der Puste. 

Norwegen - Probe © EBU / Nathan Reinds

Zu Island gibt es hauptsächlich Visuelles anzumerken. Die Konstellation bleibt unverändert zum Söngvakeppnin – die drei Schwestern stehen im Abstand nebeneinander mit Gitarren an Standmikros, links davon sitzt der Bruder am Schlagzeug.

Dafür wird die Bühne in warme Farben getaucht, vorn leuchtet das Wasserspiel in Gold und hinten geht die Sonne (natürlich, passend zum Liedtitel) immer dann besonders schön auf, wenn die feenhaften Harmonien des Chorus einsetzen. Insgesamt also deutlich farbenfroher und freundlicher inszeniert als die düstere Vorentscheiddarbietung. So wird ein Lied, dessen Text man nicht versteht, natürlich zugänglicher. Und so früh am Morgen mag man sich direkt wieder zurück ins Reich der Träume wiegen, wunderschön.  

Stimmlich ist das perfekt und funktioniert auch mit der Technik – wie bei Portugal hatte ich aber auch hier keinen Zweifel daran.

Guten Morgen aus Hilden. Ja, ich bin immer noch hier und bleibe leider auch hier. Das hat familiäre Gründe. Leider wurde mir die erhoffte Online-Akkreditierung - wie so vielen Fans - verwehrt. Aber auf verschlungenen Pfaden werde ich heute die Gelegenheit haben, die Proben zu verfolgen. 

Der Probentag begann mit Island. Das Lied ist für meinen Geschmack "ganz nett", und die drei Schwestern machten das Beste daraus. Sie stehen die ganze Zeit allerdings ziemlich statisch hinter ihren Mikroständern und machen ein freundliches Gesicht. Abwechslung entsteht durch Kameraeinstellungen und Farbeffekte. Besonders gut gefällt mir der verschiedenfarbig angestrahlte "Wasserfall" um die Bühne herum. Und ich muss sagen, ich finde es eigentlich ganz wohltuend, dass man nicht von LED-Backdrops "erschlagen" wird. Ich vermute, es wäre wesentlich unruhiger gewordne, wenn die kinetische Sonne mit ihren sieben beweglichen Elementen sich gedreht hätte. 

Island - Probe © EBU / Nathan Reinds