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Der Eurovision Song Contest 1959


kursal

4. Eurovision Song Contest - 11. März 1959  
       Cannes

Halle Palais des Festivals
Moderation Jacqueline Joubert
Pausen-Act Eric Robinson's Orchestra
Wertung 10 Juror*innen pro Land  - 1 Punkt für den jeweiligen Favoriten
Teilnehmer 11Länder

 

norway

 Siegerland: Niederlande

Interpretin:

Teddy Scholten

Titel:

"Een beetje"

Musik: 

Dick Schallies

Text:

Willy van Hemert

  

    Siegerin 1958© RTF

                           


 

PLATZIERUNGEN UND PUNKTE 

 

Finale
Platz         Land  PunkteStartnr.
1.
Niederlande
Teddy Scholten
"Een beetje"
21 5
2.
Ver. Königreich
Pearl Carr & Teddy Johnson
"Sing Little Birdie"
16  10
3.
Frankreich
Jacques Philippe
"Oui, oui, oui, oui"
15 1
4.
Schweiz
Christa Williams
"Irgendwoher"
14 8
5.
Dänemark
Birthe Wilke
"Uh - jeg ville onske jeg var dig"
12 2
6.
Italien
Domenico Modugno
"Piove"
9 3
7.
Belgien
Bob Benny
"Hou toch van mij"
6 11
8.
Deutschland
Alice & Ellen Kessler
"Heute Abend woll'n wir tanzen geh'n"
5 6
 9.
Schweden
Brita Borg
"Augustin"
4 7

Österreich
Ferry Graf
"Der K.u.K  Calypso aus Wien"
4 9
 11.
Monaco
Jacques Pills
"Mon ami Pierrot"
1 4

 

 


 

ALLGEMEINE INFORMATIONEN

 

© ECG e. V. / MS
Das französische Fernsehen bekam ordnungsgemäß den Zuschlag für die Austragung des Song Contests 1959. Er fand statt im Palais des Festivals in Cannes und wurde moderiert von Jacqueline Joubert. Sie war TV-Ansagerin des französischen Fernsehens, außerdem moderierte sie Musiksendungen und arbeitete als TV-Produzentin. In den 1980er Jahren war sie Programmchefin bei Antenne 2.  Sie moderierte auch den ESC 1961. 2005 verstarb sie im Alter von 84 Jahren.

 

 

FAZIT

 

Elf Länder zeigten an einer Teilnahme Interesse, darunter zum ersten Mal auch Monaco. Leider endete das Debüt des kleinen Fürstenturms erfolglos: letzter Platz für Jacques Pills und seinen Freund Pierrot („Mon ami Pierrot“). Luxemburg war nicht dabei, dafür aber wieder Großbritannien. Pearl Carr & Teddy Johnson sangen “Sing Little Birdie”. Sie wurden Zweite, und damit begann eigentlich die glorreiche Geschichte des Vereinigten Königreichs.

 

Italien setzte ein weiteres Mal auf den Weltstar Domenico Modugno. “Piove - Ciao Ciao Bambina”, konnte sich auch nicht durchsetzen, es wurde aber wieder zu einem kommerziellen Erfolg. Birthe Wilke aus Dänemark ließ ihren Begleiter von 1957 Gustav Winckler zu Hause und beteiligte sich diesmal solo am Song Contest – und das genauso erfolgreich wie vor zwei Jahren.

Die 34-jährige Christa Williams, in Trier geboren als Rita Maria Gracher, sang für die Schweiz "Irgendwoher", während Ferry Graf aus Österreich mit "K. und K. Kalypso aus Wien" sein Glück versuchte. 

 

Die damals 23-jährigen Zwillinge Alice & Ellen Kessler aus Nerchau gehörten, auch angesichts ihrer Popularität in Deutschland und Italien, zum engen Favoritenkreis. Sie waren jung, charmant und elegant. Vom deutschen Fernsehen direkt als Vertreterinnen des Landes nominiert, forderten sie singend die jungen Männer zum Tanzen auf, bei den Juroren aber fanden sie nur wenig Anklang und wurden nur Achte.

 

Seit dem ersten Song Contest ist Belgien abwechselnd in den beiden Landessprachen aufgetreten. In den geraden Jahren sang man in Französisch, in ungeraden Jahren dann in Flämisch, so auch 1959. Bob Benny sang “Hou toch van mij”. Er belegte den sechsten Rang. Diese Platzierung ist von keinem anderen in Flämisch gesungenen Beitrag übertroffen worden.

 

Für die Niederlande ging die junge Sängerin Teddy Scholten ins Rennen. Sie sang ein Lied von Dick Schallies mit dem Titel “Een beetje”. Zum Schluss der Veranstaltung stand fest, dass diese Sängerin etwas überraschend den zweiten Sieg für die Niederländer geholt hatte. 

 


  

DIE TEILNEHMENDEN

 

1.


Frankreich

Jacques Philippe

"Oui, oui, oui, oui"

M.: Hubert Giraud
T.: Pierre Cour
D.: Franck Pourcel

   
 

2.

AD
Dänemark

Birthe Wilke

"Uh - jeg ville onske
jeg var dig"

LIT13n

M.: Otto Lington
T.: Carl Andersen
D.: Kai Mortensen

   
 

3.

AD
Italien

Domenico Modugno

”Piove”

 MOL13

M.: Domenico Modugno
T.: Dino Verde
D.: William Galassini

   

4.

ADMonaco

Jacques Pills

""Mon ami Pierrot"

FIN13

M.: Florence Veran
T.: Raymond Bravard
D.: Franck Pourcel

   

5.

AD
Niederlande

Teddy Scholten

"Een beetje"

NOR14

M.: Dick Schallies
T.: Willy van Hemert
D.: Dolf van der Linden

   

6.

AD
Deutschland

Alice & Ellen
Kessler

"Heute Abend woll'n
wir tanzen geh'n"
arnaud 02

 M.: Helmut Zander
T.: Astrid Voltmann
D.: Franck Pourcel

   

7.

AD
Schweden

Brita Borg

"Augustin"
ASE 10 2

 M.: Harry Sandin
T.: Åke Gerhard
D.: Franck Pourcel

   

8.

AD
Schweiz

Christa Williams

„Irgendwoher”
BLR 10

 M.: Lothar Loffler
T.: Lothar Loffler
D.: Franck Pourcel

   

9.

AD
Österreich

Ferry Graf

"Der K.u.K. Calypso
aus Wien
"
AUT 59

M.: Norbert Pawlicki
T.: Günther Leopold
D.: Franck Pourcel 

   

10.

AD
Ver. Königreich

Pearl Carr &
Teddy Johnson

"Sing Little Birdie"
ARM 10

M.: Stan Butcher
T.: Syd Cordell
D.: Eric Robinson

   

11.

AD
Belgien

Bob Benny

"Hou toch van mij"
RUS14n

M.: Hans Flower
T.: Ke Riema
D.: Francis Bay

 


(Fotos der Teilnehmertabellen: © ECG e. V. / M. Sonneck)


                      

                                                 

DIE WERTUNG

 

 

 

 

 


Der Eurovision Song Contest 1958


kursal

3. Eurovision Song Contest - 12. März 1958  
       Hilversum

Halle AVRO Studio
Moderation Hanni Lips
Pausen-Act Het Metropole Orkest
Wertung 10 Juror*innen pro Land  - 1 Punkt für den jeweiligen Favoriten
Teilnehmer 10 Länder

 

norway

 Siegerland: Frankeich

Interpret:

André Claveau

Titel:

"Dors mon amour"

Musik: 

Pierre Delanoë

Text:

Hubert Giraud

  

    Siegerin 1958© AVRO

                       


 

PLATZIERUNGEN UND PUNKTE

 

Finale
Platz         Land  PunkteStartnr.
1.
Frankreich
André Claveau
"Dors mon amour"
27 3
2.
Schweiz
Lys Assia
"Giorgio"
24  10
3.
Italien
Domenico Modugno
"Nel blu dipinto di blu"
13 1
4.
Schweden
Alice Babs
"Lilla stjärna"
10 4
5.
 
Belgien
Fud Leclerc
"Ma petite chatte"
8 7

Österreich
Liane Augustin
"Die ganze Welt braucht Liebe"
8 9
7.
Deutschland
Margot Hielscher
"Für zwei Groschen Musik"
5 8
8.
Dänemark
Raquel Rastenni
"Jeg rev et blad ud af min dagbog"
3 6
 9.
Niederlande
Corry Brokken
"Heel de wereld"
1 2

Luxemburg
Solange Berry
"Un grand amour"
1  4

 


 

ALLGEMEINE INFORMATIONEN

 

avro 4www.vanhoogevest.nl/Schon 1957 wurde von der EBU festgelegt, dass das Siegerland für die Ausrichtung des nächsten Song Contests zuständig sein sollte. So versammelte sich 1958 die Elite der europäischen Musikszene im Fernsehstudio der AVRO in Hilversum/Niederlande.

 

 

 

 

 

 

 

 

Moderatorin 58© ECG e. V. / MS

 

Die Moderation übernahm Hanni Lips.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

FAZIT

 

Es waren zehn Länder am Start. Großbritannien nahm wegen des schlechten Abschneidens von 1957 nicht teil. Die Skandinavier waren in diesem Jahr mit zwei Ländern vertreten: Neben Dänemark kam Alice Babs aus Schweden. Lys Assia vertrat zum dritten Mal die Schweiz. Nach einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen mit Frankreich wurde ihr "Giorgio" knapp zweiter. Auch Corry Brokken versuchte es nach 1956 u.1957 noch einmal. Dieses Mal sang sie über die Herrlichkeit unserer Welt. Es reichte zu einem enttäuschenden neunten und letzten Platz, gemeinsam mit Luxemburg.

 

Margot Hielscher aus Deutschland hielt dieses Jahr keinen Telefonhörer in der Hand, sondern einige Schallplatten. “Für zwei Groschen Musik” hieß der Titel, mit dem sie im Outfit von  Miss Juke Box zum zweiten Mal Deutschland vertrat. Fud Leclerc sang nach 1956 wieder für Belgien. Die Dänin Raquel Rasteni riss - passend zum Titel ihres Liedes „Ich reiße ein Blatt aus meinem Tagebuch“ – während ihres Vortrags mehrere Seiten aus einem Tagebuch.

 

Gewonnen hat André Claveau aus Frankreich. Überraschend landete er vor der Schweiz und Italien. Sein Lied “Dors, mon amour” fand nur bei den Juroren Zustimmung. Der Sänger selbst ist nach seinem Sieg weitgehend in Vergessenheit geraten.

Den größten kommerziellen Erfolg lieferte aber Domenico Modugno aus Italien. Mit der Startnummer 1 musste er zum Abschluss der Vorstellung aller Beiträge wegen einer technischen Panne noch einmal sein Lied vortragen. Sein “Nel blu dipinto di blu”, bekannt als „Volare“, stürmte die Charts nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika, wo er die Spitzenposition der Verkaufslisten eroberte. In Großbritannien kam er ebenfalls in die TOP 10. Ein Evergreen war geboren. 

 


 

 

DIE TEILNEHMENDEN

 

1.

AD
Italien

Domenico Modugno

"Nel blu dipinto di blu"

SLO15

M.: Domenico Modugno
T.: Franco Migliacci
D. Modugno
D.: Alberto Semprini

   
 

2.

AD
Niederlande

 

Corry Brokken

""Heel de wereld"

LIT13n

M.: Benny Vreden
T.: Benny Vreden
D.: Dolf van der Linden

D.: Willy Berking

   
 

3.

AD
Frankreich

André Claveau

”Dors mon amour”

 MOL13

M.: Pierre Delanoë
T.: Hubert Giraud
D.: Franck Pourcel

   

4.

ADLuxemburg

Solange Berry

"Un grand amour"

FIN13

M.: Michel Eric
T.: Monique Laniece,
Raymond Roche
D.: Dolf van der Linden

   

5.

AD
Schweden

Lill Babs

"Lilla stjärna"

NOR14

M.:Åke Gerhard
T.: Åke Gerhard
D.: Dolf van der Linden

   

6.

AD
Dänemark


Raquel Rastenni

"Jeg rev et blad ud
af min dagbog"
arnaud 02

M.: Harry Jensen
T.: Harry Jensen
D.: Kai Mortensen

   

7.

AD
Belgien


Fud Leclerc

"Ma petite chatte"
ASE 10 2

M.: André Dohet
T.: André Dohet
D.: Dolf van der Linden

   

8.

AD
Deutschland


Margot Hielscher

„Für zwei Groschen
Musik”
ASE 10 2

M.: Friedrich Meyer
T.: Fred Rauch,
Walter Brandin
D.: Dolf van der Linden

   

9.

AD
Österreich

Liane Augustin

"Die ganze Welt
braucht Liebe"
ARM 10

M.&.T.:
Gunther Leopold,
Kurt Werner
D.: Willy Fantl

   

10.

AD
Schweiz

Lys Assio

"Giorgio"
RUS14n

M.: Paul Burkhard
T.: Fridolin Tschudi
D.: Dolf van der Linden

 

 

(Fotos der Teilnehmertabellen: © ECG e. V. / M. Sonneck)

 


 

DIE WERTUNG

 

Wertung

 

 

 


Der Eurovision Song Contest 1957


kursal

2. Eurovision Song Contest - 3. März 1957   
       Frankfurt

Halle Großer Sendesaal des HR
Moderation Anaïd Iplicjian
Wertung 10 Juror*innen pro Land  - 1 Punkt für den jeweiligen Favoriten
Teilnehmer 10 Länder

 

norway

 Siegerland: Niederlande

Interpretin:

Corry Brokken

Titel:

"Net als toen"

Musik: 

Guus Jansen

Text:

Willy van Hemert

  

    Siegerin 1957 copy© HR

                     


 

PLATZIERUNGEN UND PUNKTE

 

Finale
Platz         Land  PunkteStartnr.
1.
Niederlande
Corry Brokken
"Net als toen
31 6
2.
Frankreich
Paule Desjardins
"La belle amour"
17  8
3.
Dänemark
Birthe Wilke &
Gustav Winckler
"Skibet skal sejle i nat"
10 9
4.
Luxemburg
Danièle Dupré
"Tant de peine"
8 2

 
Deutschland
Margot Hielscher
"Telefon, Telefon"
8 7
6.
Italien
Nunzio Gallo
"Chorde della mia
chitarra"
7 4
7.
Ver. Königreich
Patricia Bredin
"All"
6 3
8.
Belgien
Bobbejaan Scheupen
"Straatdeuntje"
5 1
 9.
Schweiz
Lys Assia
"L'enfant que j'étais"
5 10
10.
Österreich
Bob Martin
"Wohin, kleines Pony?"
3  5

 


ALLGEMEINE INFORMATIONEN

 

© frankfurt.city-map.de/Der Hessische Rundfunk stellte den Großen Sendesaal zur Verfügung für die Durchführung des Song Contests 1957.  DIe Moderatorin war die Schauspielerin Anaïd Iplicjian. Vertreter aus zehn Ländern kamen nach Frankfurt - unter anderen Großbritannien, Österreich und Dänemark - und kämpften am ersten Märzsonntag um die Musikkrone Europas.

 

 

 

 

 

 

© ECG e. V. / MS

 

Der Sieger wurde ab diesem Jahr durch ein neu eingeführtes Wertungssystem ermittelt. In jedem Teilnehmerland saßen zehn Personen in einer Jury, die in verschiedene Altersgruppen eingeteilt waren. Jeder Juror konnte nur seinen Favoriten bewerten. Die Wertung wurde zum Schluss der Sendung telefonisch an die Moderatorin Anaïd Iplicjian durchgegeben. Es ist noch gerade gut gegangen mit den Telefonleitungen, denn Verständigungsprobleme gehörten zur Tagesordnung.

 

 

 

FAZIT 

Für die Schweiz sang die Gewinnerin des ersten Song Contests, Lys Assia, über ihre Kindheitserinnerungen. Sie konnte aber diesmal die Juroren in Europa nicht so richtig beeindrucken und wurde nur Achte.

 

Das Vereinigte Königreich Großbritanniens wurde von der Musicalsängerin Patricia Bredin vertreten. Sie trug ein operettenhaftes Lied vor. Die Spieldauer ihres Liedes “All” ist neben dem luxemburgischen Titel von 1956 “Ne crois pas” der kürzeste der Grand Prix Geschichte. Der Song des Italieners Nunzio Gallo “Corde della mia chitarra” dauerte über fünf Minuten. Das war der längste ESC-Titel.

 

Dänemark debütierte in diesem Jahr eindrucksvoll. Das dänische Fernsehen stellte das erste Duett in der ESC-Geschichte. Birthe Wilke & Gustav Winkler inszenierten ihr Lied in einer einmaligen Art und Weise. Beendet wurde dieser dramatische Vortrag mit einem langen Abschiedskuss zwischen den beiden, bevor das Schiff auf hohe See ging.

 

Für die bekannte deutsche Schauspielerin Margot Hielscher schrieb ihr Ehemann Friedrich Meyer den Titel “Telefon, Telefon”. Während ihres Vortrags hielt sie einen Telefonhörer in der Hand und versuchte, Kontakt zu ihrem Geliebten aufzunehmen. Diese Darbietung wurde mit dem vierten Rang belohnt.

 

Paule Desjardins aus Frankreich konnte ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden. Der Song über eine schöne Liebe landete auf dem zweiten Platz. Für die Niederlande wünschte sich Corry Brokken, dass alles so blieb wie vorher: “Net als toen”. Die im holländischen Breda geborene Sängerin absolvierte neben ihrer Gesangskarriere auch ein Jurastudium. 1957 nahm sie bereits zum zweiten Mal für ihre Heimat teil und gewann haushoch den ESC. Die große Karriere konnte beginnen. Im Jahr 1976 moderierte sie den ESC in Den Haag.

 


 

 

DIE TEILNEHMENDEN

 

1.

AD
Belgien

Bobby Scheupen

"Straatdeuntje"

 M.: Harry Frekin
T.: Eric Franssen
D.: Willy Berking

   
 

2.

AD
Luxemburg

Danièle Dupré

"Tant de peine"

M.: Jean Pierre Kemmer
T.: Jacques Taber
D.: Willy Berking

   
 

3.

AD
Ver. Königreich

Patricia Bredin

„All”

 MOL13

M.: Reynell Wreford
T.: Alan Stranks
D.: Eric Robinson

   

4.

AD
Italien

Nunzio Gallo

"Chorde della  mia
chitarra"

FIN13

M.: Maria Ruccione
T.: Fiorelli Cavaliere
D.: Armando Trovaioli

   

5.

AD
Österreich

Bob Martin

"Wohin kleines Pony?"

NOR14

M.: Kurt Svab
T.: Hans Werner & K.Svab
D.: Carl de Groof

   

6.

AD
Niederlande

Corry Brokken

"Net als toen"
arnaud 02

M.: Guus Jansen
T.: Willy van Hemert
D.: Dolf van der Linden

   

7.

AD
Deutschland

Margot Hielscher

"Telefon, Telefon"
ASE 10 2

M.: Friedrich Meyer
T.: Ralph Maria Siegel
D.: Willy Berking

   

8.

AD
Frankreich


Paule Desjardins

„La belle amour”
BLR 10

M.: Guy Lafarge
T.: Francis Caro
D.: Paul Durand

   

9.

AD
Dänemark


Birthe Wilke &
Gustav Winckler

"Skibet skal sejle i nat"
ARM 10

M.: Géo Voumard
T.: Emile Gardaz
D.: Fernando Paggi

   

10.

AD
Schweiz


Lys Assia

"L'enfant que j'étais"
RUS14n

M.: Géo Voumard
T.: Emie Gardaz
D.: Willy Berking

 

 (Fotos der Teilnehmertabellen: © ECG e. V. / M. Sonneck)

 


DIE WERTUNG

 

 

 


Der Eurovision Song Contest 1956


kursal

1. Eurovision Song Contest - 24. Mai 1956   
       Lugano

Halle Teatro Kursaal
Moderation Lohengrin Filipello
Pausen-Act Les Joyeux Rossignols
Wertung 2 Juror*innen pro Land 
Teilnehmer 7 Länder

 

norway

 Siegerland: Schweiz

Interpretin:

Lys Assia

Titel:

"Refrain"

Musik: 

Geo Voumard

Text:

Emile Gardaz

  

    Siegerin© SRG SSR


                      


 

 ALLGEMEINE INFORMATIONEN

 

Es war einmal an einem Frühlingsabend im Mai im Kursaal zu Lugano...  

Künstler aus sieben europäischen Ländern kamen nach Lugano in die Schweiz, um am ersten Eurovision Song Contest teilzunehmen. So wie eine Märchenerzählung könnte die langjährige Geschichte dieser Institution beginnen, die einerseits über die Jahre hinweg große Krisen überstehen musste, andererseits vielen Leuten große Freude bereitet hat. Ein Ende ist am Horizont noch nicht zu sehen, denn es handelt sich um eine unendliche Geschichte.

 

 

Am Abend des 24. Mai 1956 wurde die Planung über mehrere Gemeinschafts-Fernsehproduktionen und -Übertragungen realisiert. Zur Überraschung aller Funktionäre fehlten die Briten, die an diesem Objekt mitgewirkt haben und zu den Befürworter dieser Veranstaltung gehörten. Sie verpassten die Anmeldefrist, ebenso wie Österreich und Dänemark.

 

FAZIT

 

Beim allerersten ESC gab es noch keine Regelungen über die Sprache, die Spieldauer der Lieder und den Veranstaltungsort. Einzige Regel: Jedes Teilnehmerland war verpflichtet, im Vorfeld der Veranstaltung eine nationale Endausscheidung durchzuführen. Alle Länder schickten Solisten ins Rennen. Nur die Schweiz nahm eine Chorsängerin in Anspruch. Es gab auch nicht irgendwelche Jurys, die Punkten vergaben. Jedes Land sandte neben dem Künstler auch zwei Jurymitglieder mit nach Lugano. Luxemburg verzichtete aus finanziellen Gründen auf eigene Juroren.  Das Gastgeberland stellte zwei weitere Juroren zur Verfügung, die stellvertretend für Luxemburg abstimmten. Vierzehn Leute entschieden also hinter verschlossenen Türen über Sieg und Niederlage. Punkte fürs eigene Land durften sie damals auch noch verteilen. Nur der Sieger des Abends wurde zum Schluss bekannt gegeben. Darum ist auch der angebliche zweite Platz des deutschen Teilnehmers, Walter Andreas Schwarz, nie offiziell bestätigt worden.

 

Durch den Abend führte Monsieur Lohengrin Filipello, ein Schweizer TV-Moderator, der erste - und bis heute der einzige - männliche Solomoderator.

Diese Premiere war in jeder Hinsicht sehr stark vom dem 1952 ins Leben gerufenen San Remo Festival beeinflusst. Damit der Abend mit nur sieben musikalischen Beiträgen nicht so kurz werden sollte, entsandte jedes Land zwei Songs nach Lugano. Der allererste Beitrag in der Grand Prix Geschichte kam aus den Niederlanden: Jetty Paerl sang “De Vogels von Holland”.

 

Italien sandte die beiden erstplatzierten Lieder des Sanremo-Festivals “Aprite le finestre” und “Amami se vuoi” ins Rennen. Keiner der beiden Songs konnte sich durchsetzen.

 

Für Deutschland ging neben dem Newcomer Walter Andreas Schwarz auch Freddy Quinn an den Start. Sein Lied “So geht das jede Nacht” war zwar sehr kommerziell, konnte aber keine Lorbeeren bei den Juroren ernten. Es lag vielleicht an den Rock 'N' Roll- Elementen, die diesen Song sehr stark prägten.

 

Rosel Schärer, alias Lys Assia, aus Hürlikon in der Schweiz, sang beide Songs des Gastgebers: “Das alte Karussell” und “Refrain”. Im selben Jahr versuchte sie auch für Deutschland ins Rennen zu gehen, sie scheiterte aber schon bei der nationalen Vorentscheidung, obwohl sie auch hier im Lande sehr populär war mit Titeln wie „Auf der Heide blüh’n die letzten Rosen“ (1952), „Oh, Mein Papa!“ (1954), „Arrivederci Roma“ (1956), „Wenn die Glocken hell erklingen“ (1960) u.v.a.. Nachdem sie 1942 den Titel der Miss Schweiz gewann, holte sie auch den Titel beim allerersten Song Contest und sie vergaß während des Vortrags des Siegertitels den Text. Der Siegertitel “Refrain” stammte aus der Feder von Géo Voumard und Emile Gardaz.

 


 

DIE TEILNEHMENDEN

 

1.


Niederlande


Jetty Paerl

"De vogels van Holland"

SLO15

 M.: Cor Lemaine
T.: Annie Schmidt
D.: Fernando Paggi

   
 

2.

AD
Schweiz

Lys Assia

"Das alte Karussel"

LIT13n

 M.: Georg Betz-Stahl
T.: Georg Betz-Stahl
D.: Fernando Paggi

   
 

3.

AD
Belgien

Fud Leclerc

„Messieurs les noyés
de la Seine”

 MOL13

M.: Jean Miret,
Jack Say
T.: Robert Montal
D.: Leo Souris

   

4.

AD
Deutschland


Walter Andreas Schwarz

"Im Wartesaal zum
großen Glück"

FIN13

M.: Walter A. Schwarz 
T.: Walter A. Schwarz
D.: Fernando Paggi

   

5.

AD
Frankreich


Mathé Althéry

"Le temps perdu"

NOR14

M.: André Lodge
T.: Rachèle Thoreau
D.: Franck Pourcel

   

6.

AD
Luxemburg

Michèle Arnaud

"Ne crois pas"
arnaud 02

M.: Christian Guittreau
T.: Christian Guittreau
D.: Jacques Lassry

   

7.

AD
Italien

Franca Raimondi

"Aprite le finestre"
ASE 10 2

M.: Virgilio Panzuti
T.: Pinchi
D.: Gian Stellari

   

8.

AD
Niederlande

Corry Brokken

„Voor goed voorbij”
BLR 10

M.: Jelle de Vries
T.: Jelle de Vries
D.: Fernando Paggi

   

9.

AD
Schweiz

Lys Assia

"Refrain"
ALB 10

M.: Géo Voumard
T.: Emile Gardaz
D.: Fernando Paggi

   

10.

AD
Belgien


Mony Marc

"Le plus beau jour
de ma vie"
GRE14n

M.: Claude Alix
T.: David Bee
D.: Leo Souris

   

11.

AD
Deutschland


Freddy Quinn

""So geht das
jede Nacht”
CYP15

M.: Lothar Olias
T.: Peter Mösser
D.: Fernando Paggi

   

12.

AD
Frankreich


Dany Dauberson

"Il est là"
BLR 10

M.: Simone Vallauris
T.: Simone Vallauris
D.: Franck Pourcel

   

13.

AD
Luxemburg


Michèle Arnaud

"Les amants
de minuit"
ARM 10

M.: Pierre Lambry
T.: Simone Laurencin
D.: Jacques Lassry

   

14.

AD
Italien


Tonina Torrielli

"Amami se vuoi"
RUS14n

M.: Vittorio Mascheroni
T.: Mario Panzeri
D.: Gian Stellari

 

 

(Fotos der Teilnehmertabellen: © EBU)


Über unser ESC-Archiv


 

Der Eurovision Song Contest übt seit vielen Jahren auf viele Leute eine außergewöhnliche Faszination aus. Warum das so ist, kann man nicht erklären. Jeder Grand-Prix-Fan verfolgt dieses Ereignis aus ganz persönlichen Gründen: Sind es die Lieder, ist es die festliche Atmosphäre der Veranstaltung, ist es der Kampf um die Punkte, ist es die Verbundenheit, die durch die Musik entsteht oder ist es der friedliche Umgang unter Menschen? Viele Fragen, die keine Antwort finden. Eines ist sicher: Jeder ESC- Fan identifiziert sich mit diesem Ereignis, das oft mit persönlichen Erfahrungen in Verbindung gebracht wird. Witzige oder traurige Situationen, die im Zusammenhang mit dem Song Contest unvergesslich bleiben.

 

Das ist die Seite für alle ESC - Fans: Alles über den Eurovision Song Contest, die Geschichte des Song Contests und der deutschen Vorentscheidungen seit 1956 wie auch die Geschichte aller Teilnehmerländer, kurz, alles, was ihr schon immer mal wissen wolltet: Informationen über alle Jahrgänge, über die Teilnehmer, über die Wertungen, Texte der Siegertitel und der deutschen Beiträge. Und natürlich viele Bilder und Statistiken.

 

 

Texte von 1956 - 1999: Apostolos Gussios und Michael Sonneck

Texte von 2000 - 2009: Brigitte Krawinkel und Michael Sonneck

Texte von 2010 - 20XX: Michael Sonneck (Text 2011: Jörg Schleifer)

 

Fotos: Falls nicht anders angegeben, stammen die Fotos entweder von der EBU selbst oder vom Eurovision Club Germany e. V.

 

 


Der Eurovision Song Contest 2010


ESC Logo 2010

55. Eurovision Song Contest - 29. Mai 2010
Oslo

Halle Telenor Arena
Motto Share The Moment
Moderation Erik Solbakken, Haddy N'jie, Nadia Hasnaoui
Pausen-Act Madcon - "Glow" (Flashmob)
Wertung Jury-/Televoting 50/50%
Teilnehmer 39 Länder (Finale 25 / Semifinale jeweils 17)

 

norway

Siegerland: Deutschland

Interpretin:

Lena

Titel:

"Satellite"

Musik & Text:

Julie Frost & John Gordon

    Lena© www.eurovision.tv  

  


 

PLATZIERUNGEN UND PUNKTE

 

Finale - 29. Mai 2010
Platz         Land  PunkteStartnr.
1.
Deutschland
Lena
"Satellite"
246 22
2.

Türkei
maNga
"We Could Be The Same"
170 14
3.

Rumänien
Paula Seling & Ovi
"Playing With Fire"
162 19
4.
Dänemark
Chanée & N'evergreen
"In A Moment Like This"
149 25
5.

Aserbaidschan
Safura
"Drip Drop"
145 1
6.
Belgien
Tom Dice
"Me And My Guitar"
143 7
7.

Armenien
Eva Rivas
"Apricot Stone"
141 21
8.

Griechenland
Giorgos Alkaios & Friends
"OPA"
140 11
9.

Georgien
Sofia Nizharadze
"Shine"
136 13
 10.

Ukraine
Alyosha
"Sweet People"
108

17

11.

Russland
Peter Nalitch & Friends
"Lost And Forgotten"
90 20
12.

Frankreich
Jessy Matador
"Allez! Ola! Olé!"
82 18
13.

Serbien
Milan Stanković
"Ovo je Balkan"
72 8
14.
Israel
Harel Skaat
"Milim"
71 24
15.
Spanien
Daniel Diges
"Algo pequeñito"
68 2
16.

Albanien
Juliana Pasha
"It's All About You"
62 15
17.
Bosnien & Herzegowina
Vukašin Brajić
"Thunder And Lightning"
51 6
18.
Portugal
Filipa Azevedo
"Há dias assim"
43 23
19.
Island
Hera Björk
"Je ne sais quoi"
41 16
20.

Norwegen
Didrik Solli-Tangen    
"My Heart Is Yours"
35 3
21.
Zypern
Jon Lilygreen & The Islanders
"Life Looks Better In Spring"
27 5
22.

Moldau
SunStroke Project & Olia Tira
"Run Away"
27 4
23.

Irland
Niamh Kavanagh
"It's For You"
25 10
24.

Belarus
3+2
"Butterflies"
18 9
25.

Ver. Königreich
Josh
"That Sounds Good To Me"
10 12

  


  

Semifinale 1 - 25. Mai 2010
Platz         Land  PunkteStartnr.
1.

Belgien 167 10
2.

Griechenland
133 13
3.

Island 123 17
4.

Portugal 89 14
5.

Serbien 79 7
6.

Albanien 76 12
7.

Russland 74 2
8.

Bosnien & Herzegowina 59 8
9.

Belarus 59 16
10.

Moldau 52 1
 11.

Finnland
Kuunkuiskaajat
"Työlki ellää"
49

5

12.

Malta
Thea Garrett
"My Dream"
45 11
13.

Polen
Marcin Mroziński
"Legenda"
44 9
14.

Estland
Malcolm Lincoln 
"Siren"
39 3
15.

EJR Mazedonien
Gjoko Taneski
"Jas ja imam silata"
37 15
16.

Slowakische Republik
Kristina Pelakova
"Horehronie"
24 4
17.

Lettland
Aisha
"What For? 
11 6
Semifinale 2 - 27. Mai 2010
1.

Türkei 118 17
2.

Aserbaidschan 113 7
3.

Georgien  106 16
4.

Rumänien 104 10
5.

Dänemark

101 4
6.

Armenien 83 2
7.

Ukraine 77 8
8.

Israel 71 3
9.

Irland 67 12
10.

Zypern 67 14
11.

Schweden
Anna Bergendahl
"This Is My Life"
62 6
12.

Litauen
InCulto
"Eastern Europe Funk"
44 1
13.

Kroatien
Feminnem
"Lako je sve"
33 15
14.

Niederlande
Sieneke
"Ik ben verliefd (Sha-la-lie)"
29 9
15.

Bulgarien
Miro
"Angel si ti"
19 13
16.

Slowenien
Ansambel Žlindra & Kalamari
"Narodno zabavni rock"
6 11
17.

Schweiz
Michael von der Heide
"Il pleut de l'or"
2 5

 

  


 

ALLGEMEINE INFORMATIONEN 

 

© www.eurovision.tvDer ausrichtende TV-Sender NRK hatte als Veranstaltungsort die neuerbaute Telenor-Arena ausgewählt. Sie ist Nord-europas größtes Indoor-Stadion mit ca. 23.000 Plätzen. Insgesamt 39 Länder haben einen Act nach Oslo entsandt. Wegen der Finanzkrise haben Ungarn, Andorra, Montenegro und San Marino abgesagt, Österreich blieb erneut fern wegen zu hoher Kosten und Unzufriedenheit mit dem Reglement, und in Tschechien fehlte nach dreimaligem Scheitern im Semifinale angeblich das Zuschauerinteresse. Die sog. Big 4 - Länder und der Gastgeber Norwegen waren für das Finale gesetzt, die restlichen 34 Länder wurden auf die beiden Semifinale aufgeteilt. Aus jedem Semifinale erreichten die besten Zehn das Finale.

Nachdem 2009 die hälftige Jurywertung nur im Finale zur Anwendung gekommen war, entschied die EBU, das 50/50-Splitvoting auch in den Semifinalen anzuwenden. Außerdem wurden die Telefonleitungen bereits nach dem ersten Lied freigeschaltet.

Erstmals in der ESC-Geschichte wurde für das Finale ein sog. "Flash-Mob" inszeniert. In mehreren europäischen Städten (z.B. Oslo, London, Ljubljana) und sogar auf dem Burgplatz in Düsseldorf trafen sich auf Anregung des NRK Tausende von ESC-Fans, um gemeinsam nach einer im Internet gezeigten Choreografie zu tanzen. Die "Postcards" wurden nach längerer Zeit wieder in den einzelnen Teilnehmerländern gedreht unter Beteiligung von ESC-Fans. So waren bei der deutschen Postkarte ECG-Mitglieder in Berlin vor dem Brandenburger Tor dabei. 

 

Die Moderation übernahm ein Trio:Moderatoren 10© ECG e. V.

Erik Solbakken und Haddy N'jie moderierten die Show, Nadia Hasnaoui die Wertung.

Erik Solbakken ist Moderator von Kindersendungen im norwegischen Fernsehen.

Haddy N'jie ist eine norwegische Komponistin, Sängerin und Journalistin, ihr Vater stammt aus Gambia.

Nadia Hasnaoui moderierte seit 1991 verschiedene Formate im norwegischen Fernsehen. Ihr Vater stammt aus Marokko.

 

FAZIT

 

Deutschland gewann den ESC, und zwar in einer solchen Deutlichkeit, wie man sie selten erlebt hat.  Das Gesamtpaket „Lena“ hat so ziemlich ganz Europa überrascht, aber auch überzeugt.  So etwas aus Deutschland zu sehen und zu hören, damit haben wohl die wenigsten Zuschauer gerechnet. Da stellt sich eine junge Abiturientin auf diese Bühne, singt einen flotten Popsong und hopst dazu ein wenig herum. Keine ausgefeilte Choreographie hat es gebraucht, keine theatermäßige Inszenierung. Dass eine solche Performance zum Sieg führen kann, dürfte all diejenigen erschreckt haben, die wieder einmal das ganze doch so ESC - typische Arsenal an Kostümen und Requisiten aufgeboten hatten. „Das wollen wir nicht mehr sehen“ schien die Mehrzahl der Televoter und Juroren sich gedacht zu haben. Und so hagelte es nur so Höchstwertungen für Lena und ihr „Satellite“.

 

Wie immer, gab es auch dieses Mal handfeste Überraschungen bei der Wertung. Der als einer der Favoriten immer wieder genannte Vertreter des Gastgeberlandes, der norwegische Tenor Didrik Solli-Tangen, stürzte ebenso ab wie die ESC-Siegerin von 1993, Niamh Kavanagh, die es noch einmal wissen wollte.Und erstmals seit der Einführung der Semifinals scheiterte Schweden im Halbfinale. Anna Bergendahls Gitarren-Lied  fiel halt auch aus dem Rahmen des sonst so üblichen Schweden-Pop. 

 

Und einmal mehr gelang es der  Favoritin der ESC - Fangemeinde, in diesem Jahr der Isländerin Hera Björk - ECG-Clubtreffen-Stargast 2009, nicht, eine gute Platzierung zu erreichen. Stattdessen belegte überraschender Weise die türkische Rock-Band maNga den zweiten Platz, und der Belgier Tom Dice konnte mit seinem ruhigen Gitarren-Titel immerhin Platz sechs erreichen.

 

Natürlich gab es auch in diesem Jahr wieder die eine oder andere ESC - typische Inszenierung, so die überladene Performance Armeniens und der verkitschte Auftritt der Weißrussen, passend zum Titel "Butterflies" mit Schmetterlingsflügeln ausgestattet! Die - wie man lesen konnte - äußerst kostenintensive Promotion-Maschinerie Aserbaidschans brachte der 19-jährigen Safura (in den Medien zur schärfsten Konkurrentin Lenas hochstilisiert) immerhin den fünften Platz ein.

 

Während des Auftritts des Spaniers Daniel Diges gelang es eine Störnfreid namens "Jimmy Jump", die Bühne zu stürmen. Er wurde von Sicherheitskräften abgeführt. Spanien durfte seine Performance als Nummer 26 wiederholen.    

Die Niederländer versuchten es mit einem Lied von Vader Abraham, dem Vater der Schlümpfe, aber Sieneke erreichte mit "Ik ben verliefd (Sha-la-lie)" das Finale nicht, obwohl sie die Halle zum Mitschunkeln brachte. 

 

Dieser 55. Eurovision Song Contest wird in die Geschichte eingehen, auch wegen der glänzenden Umsetzung durch den ausrichtenden norwegischen Sender NRK. Der verzichtete auf die vermeintlich schon unentbehrlichen riesigen LED-Animationen, brachte eine technisch perfekte Show auf den Bildschirm, der es aber dennoch an Charme nicht mangelte. Genial war der Pausenact. In einigen europäischen Städten (u.a. in Düsseldorf) waren zuvor lokale Flashmobs veranstaltet und von NRK gefilmt worden. Überall tanzten junge Menschen zur Musik des norwegischen Duos Madcon - "Glow". Und während der Wertungspause wurde ein Zusammenschnitt dieser Filme mit Bildern aus der Telenor-Arena in Oslo kombiniert, wo Madcon live auftraten und das gesamte Hallenpublikum mittanzte. Das in der Halle mitzuerleben als auch am Bildschirm anzusehen, war eine wahre Freude.

In Deutschland kannte der Jubel über diesen Sieg 28 Jahre nach Nicoles "Ein bisschen  Frieden" keine Grenzen. Und bereits in der Sieger-Pressekonferenz in der Nacht des 29. Mai verkündete Stefan Raab, dass Lena ihren Titel im nächsten Jahr in Deutschland (in welcher Stadt auch immer) verteidigen wolle!

 


    

 DIE TEILNEHMENDEN - FINALE

  

1.Aserbaidschan

Safura

"Drip Drop"

M.: Anders Bagge,
Stefan Örn
T.: Sandra Bjurman

   
 

2.

Spanien

Daniel Diges

"Algo pequeñito"

M. & T.:
Jesus Cañadilla.
Luis Miguel de la Varga,
Alberto Jodar,
Daniel Diges

   
 

3.

Norwegen

Didrik Solli-Tangen

”My Heart Is Yours"

M. & T.:
Hanne Sørvaag,
Fredrik Kempe

   

4.
MD
Moldau

SunStroke Project &
Olia Tira

"Run Away"

FIN13

M.: Anton Ragoza,
Sergey Stepanov
T.: Alina Galetskaya

   

5.
ADZypern


Jon Lilygreen &
The Islanders

"Life Looks Better
In Spring"

TUR 83

M.: Nasos Lambrianides,
Melis Konstantinou
T.: Nasos Lambrianides

   

6.
AD
Bosnien & Herzegowina

Vukašin Brajić

"Thunder And
Lightning"

TUR 83

M. & T.:
 Dino Saran

   

7.
ADBelgien

Tom Dice

"Me And My Guitar"
RUS 02

 M. & T.:
Tom Dice,
Jeroen Swinnen,
Ashley Hicklin

   

8.
AD
Serbien

Milan Stanković

"Ovo je Balkan"

BLR 10

M.: Goran Bregović
T.: Goran Bregović,
Martina Tucaković,
Ljiljana Jorgovanović

   

9.ADBelarus

3+2

"Butterflies"

FIN 83

M.: Maxim Fadeev
T.:Malka Chaplin

   

10.
AD
Irland
 

Niamh Kavanagh

"It's For You"


ARM 10

M. & T:
Niall Mooney,
Mårten Erikson,
Jonas Gladnikoff,
Lina Eriksson

   

11.
AD
Griechenland

Giorgos Alkaios &
Friends

"OPA"
POR 01

M.: Giorgos Alkaios
T.: Giorgos Alkaios &
Friends

   

12.
AD
Ver. Königreich

Josh

  "That Sounds Good
To Me"

SWE 02

 M. & T.:
Peter Waterman,
Mike Stock,
Steve Crosby 

   

13.
AD
Georgien

Sofia Nizharadze

  "Shine"

FRA 60

M. & T.:
Hanne Sørvaag,
Harry Sommerdahl,
Christian Leuzzi

   

14.
ADTürkei

maNga

"We Could Be
The Same"

FRA 01

 M.: maNga
T.: Evren Özdemir,
maNga,
Movery Akinci

   

15.ADAlbanien

Juliana Pasha

"It's All About You"

GBR  61

M.: Ardit Gjebrea
T.: Pirro Cako

 

16.
AD
Island

Hera Björk

 "Je ne sais quoi"

ITA  61

   M. & T.:
Örlygur Småri,
Hera Björk

 

17.ADUkraine

Alyosha

"Sweet People"
SLO 01

M.: Olena Kucher,
Borys Kukoba,
Vadim Lisitsa
T.: Olena Kucher

 

18.
AD
Frankreich

Jessy Matador

"Allez! Ola! Olé!"
SLO15

M. & T.:
H. Ducamin,
J. Ballue

 

19.
AD
Rumänien

Paula Seling & Ovi

"Playing With Fire"
SLO15

M. & T.:
Ovidiu Cernauteanu

 

20.
AD
Russland


Peter Nalitch & Friends

"Lost And Forgotten"

POR 86

  M. & T.: 
Peter Nalitch

 

21.
AD
Armenien

Eva Rivas

"Apricot Stone"
ROM 02

M.: Armen Martirosyan
T.: Karen Kavaleryan

 

22.
AD
Deutschland

Lena

"Satellite"
SLO 02

 M. & T.:
Julie Frost,
John Gordon

 

23.
AD
Portugal

Filipa Azevedo

"Há dias assim"
DEN 01

 M. & T.:
Augusto Madureira

 

24.
AD
Israel

Harel Skaat

"Milim"
DEN 01

M.: Torner Adaddi
T.: Noam Horev

 

25.
AD
Dänemark

Chanée & N'evergreen

"In A Moment Like This"
ROM 02

M. & T.:
Thomas G:son,
Henrik Sethsson,
Erik Bernholm

 

  

 DIE TEILNEHMENDEN - SEMIFINALE 1

  

1.Moldau

SunStroke Project &
Olia Tira

"Run Away"

SLO15

M.: Anton Ragoza,
Sergey Stepanov
T.: Alina Galetskaya

   
 

2.

Russland

Peter Nalitch & Friends

"Lost And Forgotten"

LIT13n

M. & T.:
Peter Nalitch

   
 

3.

Estland

Malcolm Lincoln 

”Siren"

MOL13

M. & T.:
Robin Juhkental

   

4.
MD
Slowakische Republik

Kristina Pelakova

"Horehronie"

FIN13

M.: Martin Kavulic
T.: Kamil Peteraj

   

5.
ADFinnland


Kuunkuiskaajat

"Työlki ellää"

FIN 10

M. & T.:
Timo Kiiskinen 

   

6.
AD
Lettland

Aisha

"What For?"

TUR 83

M.: Janis Lusens
T.: Guntars Racs

   

7.ADSerbien

Milan Stanković

"Ovo je Balkan"
RUS 02

M.: Goran Bregović
T.: Goran Bregović,
Martina Tucaković,
Ljiljana Jorgovanović

   

8.
AD
Bosnien & Herzegowina

Vukašin Brajić

"Thunder And
Lightning"

BLR 10

M. & T.:
 Dino Saran

   

9.ADPolen

Marcin Mroziński

"Legenda"

FIN 83

M.: Marcin Nierubiec
T.: Marcin Mroziński

   

10.
AD
Belgien
 

Tom Dice

"Me And My Guitar"


ARM 10

M. & T.:
Tom Dice,
Jeroen Swinnen,
Ashley Hicklin

   

11.
AD
Malta 

Thea Garrett

"My Dream"
POR 01

M.: Jason Cassar
T.: Sunny Aquilina

   

12.
AD
Albanien

Juliana Pasha

 "It's All About You"

SWE 02

M.: Ardit Gjebrea
T.: Pirro Cako

   

13.
AD
Griechenland


Giorgos Alkaios &
Friends

"OPA"
FRA 60

M.: Giorgos Alkaios
T.: Giorgos Alkaios & Friends

   

14.
ADPortugal

Filipa Azevedo

"Há dias assim"

FRA 01

M. & T.:
Augusto Madureira 

   

15.ADEJR Mazedonien

Gjoko Taneski

"Jas ja imam silata"

GBR  61

M. & T.:
Kristijan Graboski

 

16.
AD
Belarus

3+2

 "Butterflies"

ITA  61

M.: Maxim Fadeev
T.:Malka Chaplin

 

17.

AD
Island

Hera Björk

 "Je ne sais quoi"

SLO15

   M. & T.:
Örlygur Småri,
Hera Björk

 

 DIE TEILNEHMENDEN - SEMIFINALE 2

  

1.
LT

Litauen

InCulto

"Eastern European Funk"

M. & T.:
InCulto

   
 

2.

Armenien

Eva Rivas

"Apricot Stone"

M.: Armen Martirosyan
T.: Karen Kavaleryan

   
 

3.

Israel

Harel Skaat

”Milim"

DEN 01

M.: Torner Adaddi
T.: Noam Horev

   

4.
MD
Dänemark

Chanée & N'evergreen

"In A Moment Like This"

DEN 01

M. & T.:
Thomas G:son,
Henrik Sethsson,
Erik Bernholm

   

5.
ADSchweiz


Michael von der Heide

"Il pleut de l'or"

SLO 02

M.: Michael.v.d. Heide,
Pele Loriano
T.: Heike Kospach,
Michael v.d. Heide,
André Grüter

   

6.
AD
Schweden

Anna Bergendahl

"This Is My Life"

SLO 02

M.: Bobby Ljunggren
T.: Kristian Lagerström

   

7.ADAserbaidschan

Safura

"Drip Drop"
DEN 01

M.: Anders Bagge,
Stefan Örn
T.: Sandra Bjurman

   

8.
AD
Ukraine

Alyosha

"Sweet People"

DEN 01

M.: Olena Kucher,
Borys Kukoba,
Vadim Lisitsa
T.: Olena Kucher

   

9.ADNiederlande

Sieneke

"Ik ben verliefd
(Sha-la-lie)"

SLO 02

M. & T.:
 Pierre Kartner

   

10.

AD
Rumänien

Paula Seling & Ovi

"Playing With Fire"


SLO 02

M. & T.:
Ovidiu Cernauteanu

   

11.
AD
Slowenien

Ansambel Žlindra &
Kalamari

"Narodno zabavni rock"
DEN 01

M.: Marino Legović
T.: Leon Oblak

   

12.
AD
Irland

Niamh Kavanagh

"It's For You"

DEN 01

M. & T:
Niall Mooney,
Mårten Erikson,
Jonas Gladnikoff,
Lina Eriksson

   

13.
AD
Bulgarien

Miro

"Angel si ti"
SLO 02

M. & T.: 
Miroslav Kostadinov

   

14.
ADZypern

Jon Lilygreen &
The Islanders

"Life Looks Better
In Spring"

SLO 02

M.: Nasos Lambrianides,
Melis Konstantinou
T.: Nasos Lambrianides

   

15.ADKroatien

Feminnem

"Lako je sve"

DEN 01

M.: Branimir Mihaljević
T.: Pamela Ramljak,
Neda Parmac

 

16.
AD
Georgien

Sofia Nizharadze

 "Shine"

DEN 01

M. & T.:
Hanne Sørvaag,
Harry Sommerdahl,
Christian Leuzzi

 

17.

AD
Türkei

maNga

"We Could Be The Same"

SLO 02

  M.: maNga
T.: Evren Özdemir,
maNga,
Movery Akinci

 
(Fotos der Teilnehmertabellen: © EBU / eurovision.tv. und ECG e. V.) 

 


 

DIE WERTUNG

 

© ECG e. V.

 

 


 

DIE WERTUNG SEMIFINALE 1 + 2

 

© ECG e. V.

Scoreboard Semifinale 2© ECG e. V.

   

 

 


 

 

AUS DER PRESSE 

 

 

Love, oh Love

von Matthias Oden und Anja Rützel , Financial Times Deutschland, 31. Mai 2010 

 

Sie ging als einer der Favoriten nach Oslo, aber dass ihr Sieg so deutlich ausfallen würde, hätte keiner gedacht. Lenas Auftritt beim Eurovision Song Contest war ein Triumph – und ein Durchmarsch des Unkonventionellen. 

Er wird den Strauß einfach nicht los. Christian Wulff steht da, am Sonntagnachmittag auf dem Flughafen in Hannover, und findet keine Gelegenheit, seine Blumen an die Frau zu bringen. Gerade eben ist sie gelandet, drückt ihm erst mal einen Kuss auf die Wange – und wendet sich ab, um die beiden Moderatoren Matthias Opdenhövel und Sabine Heinrich zu begrüßen. Dann reden alle ein bisschen miteinander, Wulff steht daneben, die Blumen im Arm, und endlich, endlich gelingt es ihm doch noch, Lena Meyer-Landrut den Strauß zu überreichen. Er spricht vom „Symbol der großen Freude“ und von den „Grüßen der Frau Bundeskanzlerin“. Sie sagt „danke“ und stapft dann los, vorbei am roten Teppich, rüber zu den Fans, die schon seit Stunden warten: „Ihr seit ja verrückt“, ruft sie ihnen durchs Megafon eines Polizeiwagen zu. „Geht doch rein, es regnet.“

Es ist eine Szene, wie sie besser kaum symbolisieren könnte, warum Lena am Vortag beim Eurovision Song Contest die Konkurrenz auf die Plätze verwies und ihr Lied „Satellite“ knapp 30 Jahre nach Nicoles Pazifistenschnulze „Ein bisschen Frieden“ den Siegespokal nach Deutschland holte. Lena – das blieb nämlich auch in Oslo die Verkörperung unbekümmerter Unperfektheit und unberechenbarer Spontaneität, Wesenszüge, die nun nicht eben als sprichwörtlich typisch deutsch gelten.

Zu Hause war sie in den vergangenen Monaten die bildungsbürgerliche Alternative zu Dieter Bohlens Hartz-IV-Sonnenbänkelsängern von DSDS. Nun, international, bildete sie den Gegenentwurf zu hoch geschnallten armenischen Showbrüsten, Hans-Klok-Föhnfrisuren aus Dänemark und weißrussischen Schmetterlingssängern: eine beim Tanzen in den Knien einknickende 19-Jährige, die zwischen den Versen hörbar nach Luft japste, und deren Bühnenauftritt ebenso minimalistisch war wie ihr Lied eingängig.

Tatsächlich sollte das bohrend-betörende Leitmotiv von „Satellite“ der einzige Ohrwurm des Abends sein. Die restlichen Beiträge: das übliche Grand-Prix-Pandämonium aus über dramatisch vorgetragenen Schmachtballaden und wummerndem Neopop à la Balkandisko.

Selbst den beiden treibendsten Beiträgen – Griechenlands Antikrisensong „OPA“ und Frankreichs stark an Ricky Martins Fußballhymne „Copa de la Vida“ erinnerndes „Allez! Olla! Olé!“ - fehlte das letzte bisschen Kraft, um sich von der Banalität des Durchschnittlichen befreien zu können. Und das war dann die vielleicht größte Überraschung des Abends: dass es nicht einen Kandidaten gab, der auch nur annähernd so begeisterte wie die Abiturientin aus Hannover.

Bereits nach der sechsten Punktevergabe lag Lena in Führung, und während sich die besten ihrer Wettbewerber ein Rennen um Platz zwei und drei lieferten, geriet ihr Vorsprung nie wirklich in Gefahr. So fand das, was NDR-Kommentator Peter Urban den „kometenhaftesten Aufstieg der deutschen Popgeschichte“ nannte, seine Vollendung im Durchmarsch von Oslo: Mit 76 Punkten Vorsprung siegte Lena am Ende überdeutlich vor dem Zweitplatzierten Türkei.

Rund 14,69 Millionen Fernsehzuschauer verfolgten den Song Contest – mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr, mehr als das zeitgleiche Länderspiel Deutschland-Ungarn und Vitali Klitschkos Boxkampf zusammen. Und spätestens als Lena während ihres Siegesauftritts die Deutschlandfahne verkehrt herum und wie ein besudeltes Handtuch über die Bühne trug, war klar, dass sie sich diese Rekordquote mehr als verdient hatte.

„Total irreal“, lautete das recht fassungslose Fazit der Siegerin, die nach Stefan Raabs Willen auch nächstes Mal wieder antreten soll. Und damit hatte sie wohl irgendwie recht: Nach Jahren herzerweichender Niedrigqualität der deutschen Teilnehmer findet der Eurovision Song Contest 2011 nun ausgerechnet hierzulande statt.

Oder, wie es ein begeisterter Zuschauer bereits in der Siegesnacht auf Twitter ausdrückte: „Jetzt Aktien kaufen, nun ist alles möglich!“   

Europas Glückskind

von Holger Kreitling, Die Welt, 31. Mai 2010  

Mit überwältigender Mehrheit gewann die 19-jährige Lena Meyer-Landrut den Eurovision Song Contest. Sie bleibt ein Rätsel: Es hat noch nie einen Star gegeben, über den man so wenig weiß. 

 

Vierzig Meter können für einen Sieger eine verdammt lange Strecke sein, egal wie glückstrunken und freudeberauscht er ist. Es ist nach zwei Uhr in der Frühe, als Lena Meyer-Landrut die große Party nach dem Eurovision Song Contest erreicht. In einem Hotel im Stadtzentrum ist eine Etage freigeräumt, es gibt zum Erstaunen der anderen Teilnehmer des Wettbewerbs viel deutsche Bratwurst und kleine Frankfurter Würstchen. Im Tanzsaal ist die Stimmung bestens. Die Europäer wollen Lena feiern. Und sie wollen singen. „Love, oh love“.

Der deutsche Tross steht auf einmal da, zu erkennen am Blitzlichtgewitter, Lena wird durch Gänge in Richtung Saal geschoben. Worte werden gebrüllt, erst erklingt aus den Lautsprechern das Lied „Congratulations“, dann unter großem Jubel „Satellite“, ihr Siegersong. 40 Meter weit kommt Lena in Richtung Tanzfläche, um dort vielleicht ein paar Tanzschritte für die Kameras zu wagen, 40 Meter, dann ist der Rummel zu groß. Der Pulk dreht sich, Lenas Gesicht ist bleich und starr, sie schüttelt den Kopf, Stefan Raab hält sie an der schmalen Schulter fest, glatzköpfige Männer kämpfen den Weg frei.

In diesem Augenblick steht im schönen Gesicht der 19-Jährigen Ratlosigkeit, Schrecken und Furcht. Lena, das Glückskind Europas, die neue Prinzessin des internationalen Pop, will nur weg. Und es ist, als erkenne sie in diesem Moment tatsächlich, was in den kommenden Tagen, Wochen, Monaten auf sie zukommt. Nach 40 Meter Strecke. Sie schüttelt still den Kopf und geht wie ferngesteuert. Es ist ihr zu viel.

Man weiß heute von der Sängerin Nicole wenig, nur, dass die letzte deutsche Siegerin des Song Contests immer noch „Ein bisschen Frieden“ singt. Seit nunmehr 28 Jahren. Nicole war damals 17 Jahre alt, Lena ist vor einer Woche 19 geworden. Es ist das Privileg der Gewinner, ihr Lied unaufhörlich vortragen zu dürfen, ob sie das will oder nicht, eine lange Zeit noch, und sie wird sich an viel Aufruhr gewöhnen müssen. Bei der After-Show-Party geht der Rückzug flott, eine breite Treppe herunter, durchs Foyer und raus. Die begeisterten Fans und die Fotografen bleiben zurück. Stefan Raab hatte vorher angekündigt, Lena und er wollten sich so richtig weg schießen, mit den Mitarbeitern feiern, Party machen. Anderswo.

Ist das Mädchen anders als die Darstellerin und Sängerin von „Satellite“? Aber ja! Das ist eben, Teil ihres Erfolgs. In den drei Minuten auf der Bühne hat sie es geschafft, fast ganz Europa mit ihrem Auftritt zu bezaubern. Von 39 Nationen vergaben nur vier keine Punkte (Anm. d. Red.: Es waren 5 – Belarus, Israel, Moldau, Georgien und Armenien), mehrere Juroren sandten die zwölf Punkte direkt an „Lovely Lena“... Lenas ungezwungene Art, ihr Lächeln und ein sehr guter Popsong verführten so unterschiedliche Länder wie Estland, die Slowakei und die Schweiz zu Höchstwertungen. Sie kam, sang und siegte. Die Veteranen stimmen begeistert die Schlagerweisheit an: „Wunder gibt es immer wieder.“ ...

Wie klar und vernünftig Lena Meyer-Landrut ist, wie schalkhaft und zugleich ausgekocht, beweist sie gleich nach dem Sieg. Vor der versammelten Presse sind ihre ersten Worte: „Hallo.“ Jubel und Fahnenschwenkerei im Publikum. „Hallo, ich bin Lena, ich bin 19 Jahre alt, und ich komme aus Hannover.“ Wie beim Formel-1-Rennen spritzen sie und Stefan Raab mit Sektflaschen die Meute nass, sie singen „Ich – liebe – deutsche – Land“ und schwenken die schwarz-rot-goldene Fahne.

Dann folgen immer wieder Stimmungsbeschreibungen wie „Wahnsinn“, „irreal“, „surreal“, geschockt“. Wie „500 kleine Hundebabys“ freue sie sich, ruft Lena, und fügt eine Zahl hinzu, die irgendwie nicht korrekt wiederzugeben, jedenfalls enorm riesengroß ist und das ganze Glücksausmaß verdeutlichen soll. Wie immer rettet sich das fröhliche Mädchen in flapsige Gesten, in spleenige Ausflüchte, die nie richtig einleuchten, doch stets beredsam sind. Sie ist spontan, doch sich ihrer Wirkung sehr bewusst, auch wenn sie selbst darüber überrascht scheint, wenn 120 Millionen Europäer sie schlicht toll finden. Ihre gespielten Zusammenbrüche, ihr Teenager-Reichtum sind unschlagbar europäisch, Sie zeigt Generationen und Nationen, wie es ist, heute jung und froh zu sein.

Wie der kurze Besuch bei Norwegens Kronprinzessin Mette-Marit direkt nach dem Sieg war, wird sie gefragt. Ehrliche Antwort: „So eine Prinzessin ist schon was Geiles.“ Ein ulkiges rosa Kostüm habe Mette-Marit getragen, erzählt Lena. Dann eine kleine Bedenkpause: „Komisch“ sei es gewesen, entfährt es ihr mit einem Kräuseln um die Nase, komisch im Sinne von seltsam. Und klar: Die Pop-Prinzessin redet hier nicht bloß über Mette-Marit. Wie sie sich jetzt fühle? „So wahnsinnig verdammt anders.“ Eben.

(…) Der Siegeszug der Lena Meyer-Landrut ist eine der erstaunlichsten und mit Sicherheit positivsten Geschichten, die das Castingshow-Zeitalter der letzten Jahre hervorgebracht hat. Sie selbst hat mehrfach daraufhin gewiesen, dass noch vor wenigen Monaten ihr Leben ganz normal war. Lena stand auf keiner Bühne. Dann entschied sie heimlich, sich für den Wettbewerb „Unser Star für Oslo“ zu melden, sie wurde unter mehr als 4000 Bewerbern angenommen und setzte sich durch.

Was sie vor der Entdeckung tat und dachte, weiß man nicht. Was sie heute denkt und jenseits der Glitzerwelt tut, weiß man auch nicht. Es hat wohl noch nie einen Star gegeben, über den so wenig bekannt ist. Wer ihre Familie ist, wer ihre Freunde sind – unbekannt. Es gibt kein Bild der Mutter, der Diplomaten-Großvater hält sich zurück, der leibliche Vater wurde von „Bild“ entdeckt, er hat Lena seit 16 Jahren nicht gesehen. Lena wehrt wie ihr Beschützer Stefan Raab konsequent alle Fragen über ihr Privatleben ab. Auch Sonntagnacht wurde sie gefragt, ob sie einen Freund habe und ihm vielleicht den Erfolg widme? Fehlanzeige. „I don't talk about my private life.“ Die Wunschtochter des deutschen Bürgertums bleibt verschlossen; so verschlossen und zurückhaltend übrigens wie das echte Bürgertum des 19. Jahrhunderts, von dem die glühenden Neuverfechter kaum eine Ahnung haben, es ebenfalls war. Man spricht darüber nicht.

(…) Auf ihrem Album sind genug Songs, um die Hitparaden Europas für eine Weile zu bestimmen. Doch die Popgeschichte ist angefüllt mit überforderten Musikern, die den Erfolg verkraften müssen und zu ihren eigenen Darstellern wurden. Wird sich Lena weiter verhüllen können und ihre Stärken ausspielen, ohne einzufrieren?

Stefan Raab sagt dazu, man werde behutsam planen und sie beschützen. Er bittet um Nachsicht mit der Künstlerin. Lena selbst hat in den letzten Tagen immer wieder Zuflucht zur Musik gesucht, hat mehrfach mit Mentor Stefan Raab gesungen und witzige Einlagen aufgeführt. Das hat wunderbar funktioniert. Sie soll plappern, sie soll Lena sein. Doch es bleibt eine Wahrheit: Die 40 Meter in der Nacht von Oslo waren ein Klacks. „Love, oh love.“ Vorhang auf.

Unser Mädchen

von Edo Reents, Frankfurter Allgemeine, 31. Mai 2010 

Lenas Sieg zeigt Europa, dass es noch über eine andere gemeinsame Währung verfügt. 

 

War wenigstens das Koketterie – als sie hinterher sagte, sie sei nicht stark genug, die Trophäe zu tragen? Der Sieg Lena Meyer-Landruts beim Eurovision Song Contest in Oslo ist schon insofern historisch, als er der erste deutsche seit achtundzwanzig Jahren ist. 1982 gewann, siebzehnjährig, in einem rührend biederen Kleid, mit Föhnwelle und akustischer Gitarre Nicole mit dem Lied „Ein bisschen Frieden“; dieses Mal eine neunzehnjährige Abiturientin, ebenfalls als Solistin, in einem auffallend schlichten schwarzen Kleid, mit fast noch ein wenig ungelenken Bewegungen und dem eher konventionellen Liebeslied „Satellite“. Wieder war es das Unschuldig-Unbedarfte, das sich durchsetzte gegen Abgebrühteres. Ist die Zeit denn stehen geblieben?

Dieser Sieg, der trotz der enormen Aufmerksamkeit wie aus dem Nichts kommt und mit den Tennis-Erfolgen Boris Beckers und Steffi Grafs zu vergleichen ist, war wohl eher deswegen möglich, weil die Zeiten sich geändert haben; er birgt insofern auch eine äußerst ästhetische Dimension.

Nach dem Ende der Sowjetunion suchten die ost- und südosteuropäischen Ländern, die mit Macht, Selbstbewusstsein und lustvoller Unverbrauchtheit in diesen Wettbewerb drängten, Anschluss an die Ästhetik westlicher Unterhaltungsmusik: Statt der traditionellen, steif-kontrollierten Anmutung gaben in den vergangen Jahren durchchoreographierte, extrovertierte, bisweilen auch ordinäre, aber insgesamt austauschbare Darbietungen den Ton an.

Von dieser gleichsam internationalisierten, schnell verbrauchten Ästhetik hebt sich Lena Meyer-Landrut auffällig ab. Auf öffentlichen Bühnen gibt es nichts, was nicht inszeniert wäre; aber der Auftritt dieser unausgebildeten Sängerin ließ einen Willen zur Stilisierung kaum erkennen und käme insofern dem nahe, was wir unter einer natürlichen Ausstrahlung verstehen, die in Zeiten des Überdrusses an Konfektionsware einfach besser ankommt.

Dabei wäre es verfehlt, hier eine besonders ausgeprägte individuelle Note zu wittern. Lena Meyer-Landrut wird vor allem für das bewundert, was nicht individuell an ihr ist: dass sie sich vernünftigerweise reifer, cooler gibt, als sie ist. In Übersee würde man sie ein „all American girl“ nennen; hier attestiert man ihr, zu Recht, die keineswegs sonderlich beflissene Nettigkeit und Natürlichkeit des Mädchens von nebenan, das auch unter größter Anspannung und Belagerung, aber vor allem auch im größten Triumph auf dem Teppich bleibt und niemanden provoziert. Das ungeachtet ihres attraktiven Äußeren Harmlos-Unverruchte wirkte auch deswegen so überzeugend, weil sich seine Präsentation keiner Absicht zu verdanken schien, die, bei einem Hintermann namens Stefan Raab, natürlich trotzdem dahinter steckte.

Wenn also Lena Meyer-Landrut in der reduzierten, ganz auf sich allein gestellten und ohne Mätzchen auskommenden Darbietungsweise die Fortsetzung Nicoles mit anderen Mitteln ist, dann ist Stefan Raab der moderne Ralph Siegel, der seinerzeit Nicole betreute und ebenfalls das Maß aller Dinge war.

Das ist deswegen verwunderlich, weil Raab es war, der mit seinen programmatisch gegen die alte Siegel-Ästhetik gerichteten Grand-Prix-Engagements für jene sogenannte Spaßgesellschaft stand, die der späten Kohl- und der Schröder-Ära als ein vom Boulevard und vom Privatfernsehen befeuerter Sittenverfall angekreidet wurde. Dass sich Raab, der vom in dieser Sache zunehmend ratlosen öffentlich-rechtlichen Fernsehen gleichsam als Retter an Bord geholt wurde, nach mehrmaligen musikalisch keineswegs minderwertigen Anläufen nun mit seinem Schützling durchgesetzt hat, sollte immerhin Anlass sein, ihm als einem von wenigen nicht nur die ohnehin vorhandene Professionalität, sondern auch künstlerisches Gespür und, im behütenden Umgang mit seiner Sängerin, Verantwortungsbewusstsein zuzugestehen. Denn unverkennbar mischte sich in die große Freude auch eine gewisse Bangigkeit – jeder weiß, unter welchem Druck zumal sehr junge Objekte einer solchen Aufmerksamkeit stehen.

Was sagt dieser auch in der Punktzahl erstaunlich souveräne Sieg über unsere Zeit aus? Als Lena Meyer-Landrut im Mai 1991 geboren wurde, war Michail Gorbatschow Präsident der bald darauf endgültig kollabierenden Sowjetunion. Aus ihrer Heimatstadt Hannover schickten die Scorpions „Wind of Change“ um die Welt. Helmut Kohl betrieb mit noch einmal verstärkter Energie die europäische Einigung, deren Ergebnisse den damals Geborenen heute wie selbstverständlich erscheinen. Auch in diesem Lichte sind dieser so oft diskreditierte Liederwettbewerb und der überraschend deutsche Sieg Ereignisse als Bestätigung dafür, dass es in diesen Zeiten, die für die EU schwieriger denn je sind, einer europäischen Öffentlichkeit nicht nur möglich ist, sondern auch geboten erscheint, sich auf bemerkenswert faire, skandalfreie Weise über ästhetische Fragen zu verständigen, die in die Gesellschaft hineinwirken und nicht nur ein vordergründiges Interesse bedienen. Lena Meyer-Landruts Triumph von Oslo zeigt uns, wenn auch nur für einen Moment, dass es in Europa noch eine andere Währung gibt, auf die sich alle einigen können: die menschlich-künstlerische.     

 

 

 >> Informationen über die nationalen Vorentscheidungen gibt es derzeit noch im "alten Archiv".

dummy-michael


In weniger als einem Monat findet der Eurovision Song Contest 2024 im schwedischen Malmö statt. Ab sofort können sich deutschsprachige Fans mit täglich mindestens einem neuen YouTube-Video, in dem prominente Songchecker*innen auf die 37 Beiträge des aktuellen ESC-Jahrgangs reagieren, auf den Wettbewerb einstimmen. Für die Produktion der „ESC kompakt Reactions 2024“ hat sich ESC kompakt, der reichweitenstärkste unabhängige deutschsprachige Nachrich- tenblog zum Eurovision Song Contest, mit der bfg filmproductions – Schülerfirma am babelsberger filmgymnasium zusammengetan.

 

Erst Anfang März hatte der Norddeutsche Rundfunk bekanntgegeben, die bei den Fans beliebten deutschsprachigen Reaction-Videos nicht mehr zu produzieren. ESC kompakt hat sich daraufhin mit der Schüler- firma „bfg filmproductions“ am Babelsberger Filmgymnasium zusam- mengetan, die mit einem Team aus FSJlern und Schüler*innen rund um Danio Schneider die Reaction-Videos im MedienCampus aufge- nommen hat und das Material auch schneidet. Unterstützung bekam dieses Team von ESC-kompakt-Leser Chris, der Videomacher ist und einige Reactions in einem zweiten Studio in Hamburg produziert hat. Alle Beteiligten vor und hinter der Kamera arbeiten ehrenamtlich, die übrigen Produktionskosten trägt ESC kompakt.

 

Zu den prominenten Songchecker*innen, die in den ESC kompakt Reactions 2024 die diesjährigen ESC-Beiträge analysieren und bewerten, zählen unter anderem Chris Harms (Sänger der ESC- Teilnehmer 2023 Lord of the Lost), der YouTuber CreepyPastaPunch (mehr als 1,3 Millionen Abonnent*innen), RBB-Moderatorin Alina Stiegler, der Comedian Johannes Floehr sowie die ehemaligen Vorent- scheidungs-Teilnehmer*innen Felicia Lu und Ryk. Veröffentlicht wer- den die Reaction-Videos über den YouTube-Kanal von ESC kompakt: https://www.youtube.com/c/esckompakt.

 

 

          AlinaChris

 

          PlietSchnackRyk


dummy-markus


Semifinale 1

 

 

  Benni DJ Ohrmeister Markus Michael Stephan
Litauen X X X X X
Slowenien O O      
Russland X X X X X
Schweden X X X X X
Australien          
Nordmazedonien          
Irland     O    
Zypern X X X X X
Norwegen X X   X X
Kroatien O     O O
Belgien   X X X X
Israel     X    
Rumänien          
Aserbaidschan X X X X X
Ukraine X X X X X
Malta X X X X X
richtig getippt 8 9 9 9 9

 

 

 

Semifinale 2

 

 

  Benni DJ Ohrmeister Markus Michael Stephan
San Marino X   X X
Estland          
Tschechische Republik     O    
Griechenland X X X X X
Österreich O O O    
Polen          
Moldau         X
Island X X X X X
Serbien X X   X X
Georgien          
Albanien X X X X X
Portugal X   X X X
Bulgarien X X X X X
Finnland X X X X X
Lettland          
Schweiz X X X X X
Dänemark   O O O  
richtig getippt SF2 9 8 7 9 10
richtig getippt SF1 & SF2 17 17 16 18 19

 

 Finale

 

 

Benni   DJ Ohrmeister Markus   Michael   Stephan  
Tipp Erg Diff Tipp  Erg Diff Tipp Erg Diff Tipp Erg Diff Tipp Erg Diff
1. FRA 2 -1 1. MLT 7 -6 1. POR 12 -11 1. LIT 8 -7 1. ITA 1 0
2. ISL 4 -2 2. FRA 2 0 2. ISL 4 -2 2. ISL 4 -2  2. FRA 2 0
3. ITA 1 2 3. LIT  8 -5 3. BUL 11 -8 3. ITA 1 2 3. POR 12 -9
4. UKR 5 -1 4. ISL 4 0 4. LIT 8 -4 4. FRA 2 2 4. ISL 4 0
5. SUI 3 2 5. ITA 1 4 5. UKR 5 0 5. SUI 3 2 5. MLT 7 -2
6. MLT 7 -1 6. UKR 5 1 6. ITA 1 5 6. NOR 18 -12 6. BUL 11 -5
7. LIT 8 -1 7. BUL 11 -4 7. MLT 7 0 7. MLT 7 0 7. LIT 8 -1
8. FIN 6 2 8. SUI 3 5 8. RUS 9 -1 8. CYP 16 -8 8. RUS 9 -1
9. RUS 9 0 9. POR 12 -3 9. FRA 2 7 9. GRE 10 -1 9. UKR 5 4
10.BUL 11 -1 10.FIN 6 4 10.CYP 16 -6 10.UKR 5 5 10.SWE 14 -4
    13     32     44     41     26

Der Eurovision Song Contest 2011


ESC Logo 2010

56. Eurovision Song Contest - 14. Mai 2011
Düsseldorf

Halle ESPRIT Arena
Motto Feel Your Heartbeat
Moderation Anke Engelke, Stefan Raab, Judith Rakers
Pausen-Act Jan Delay
Wertung Jury-/Televoting 50/50%
Teilnehmer 43 Länder (Finale 25 / Semifinale jeweils 19)

 

norway

Siegerland: Aserbaidschan

Interpreten:

Ell & Nikki

Titel:

"Running Scared"

Musik:

Stefan Örn, Sandra Bjurman,
 Iain James Farquharson

 Text:

Stefan Örn, Sandra Bjurman

    Lena© www.eurovision.tv  

  


  

PLATZIERUNGEN UND PUNKTE

 

Finale -14. Mai 2011
Platz         Land  PunkteStartnr.
1.

Aserbaidschan
Ell & Nikki
"Running Scared"
221 19
2.

Italien
Raphael Gualazzi
"Madness of Love"
189 12
3.

Schweden
Eric Saade
"Popular"
185 7
4.

Ukraine
Mika Newton 
"Angel"
159 23
5.

Dänemark
A Friend In London
"A New Tomorrow"
134 3
6.

Bosnien & Herzegowina
Dino Merlin
"Love In Rewind"
125 2
7.

Griechenland
Loucas Yiorkas feat. Stereo Mike
"Watch My Dance"
120 9
8.

Irland
Jedward
"Lipstick"
119 6
9.

Georgien
Endrine
"One More Day"
110 25
 10.

Deutschland
Lena
"Taken By a Stranger"
107

16

11.

Ver. Königreich
Blue
"I Can"
100 14
12.

Moldau
Zdob şi Zdub
"So Lucky"
97 15
13.

Slowenien
Maja Keuc
"No One"
96 20
14.

Serbien
Nina
"Čaroban"
85 24
15.

Frankreich
Amaury Vassili
"Sognu"
82 11
16.

Russland
Alex Sparrow
"Get You"
77 10
17.

Rumänien
Hotel FM
"Change"
77 17
18.

Österreich
Nadine Beiler
"The Secret Is Love"
64 18
19.

Litauen
Evelina Sašenko
"C'est ma vie"
63 4
20.

Island
Sjonny's Friends  
"Coming Home"
61 21
21.

Finnland
Paradise Oscar
"Da Da Dam"
57 1
22.

Ungarn
Kati Wolf
"What About My Dreams?"
53 5
23.

Spanien
Lucía Pérez
"Que me quiten lo bailao"
50 22
24.

Estland
Getter Jaani
"Rockefeller Street"
44 8
25.

Schweiz
Anna Rossinelli
"In Love For a While"
19 13

  


  

Semifinale 1 - 10. Mai 2011
Platz         Land  PunkteStartnr.
1.

Griechenland 133 19
2.

Aserbaidschan
122 18
3.

Finnland 103 10
4.

Island 100 14
5.

Litauen 81 17
6.

Georgien 74 9
7.

Ungarn 72 15
8.

Serbien 67 6
9.

Russland 64 7
10.

Schweiz 55 8
 11.

Malta
Glen Vella
"One Life"
54

11

12.

Armenien
Emmy
"Boom Boom"
54 4
13.

Türkei
Yüksek Sadakat
"Live It Up"
47 5
14.

Albanien
Aurela Gaçe
"Feel The Passion"
47 3
15.

Kroatien
Daria 
"Celebrate"
41 13
16.

San Marino
Senit
"Stand By"
34 12
17.

Norwegen
Stella Mwangi
"Haba Haba"
30 2
18.

Portugal
Homens Da Luta
"Lute é alegria"
22 16
19.

Polen
Magdalena Tul
"Jestem"
18 1
Semifinale 2 - 12. Mai 2011
1.

Schweden 155 8
2.

Dänemark 135 18
3.

Slowenien 112 13
4.

Rumänien 111 14
5.

Bosnien & Herzegowina

109 1
6.

Ukraine 83 6
7.

Österreich 69 2
8.

Irland 68 19
9.

Estland 60 15
10.

Moldau 54 7
11.

Belgien
Witloof Bay
"With Love Baby"
53 4
12.

Bulgarien
Poli Genova
"Na inat"
48 10
13.

Slowakische Republik
TWiiNS
"I'm Still Alive"
48 5
14.

Belarus
Anastasia Vinnikova
"I Love Belarus"
45 16
15.

Israel
Dana International
"Ding Dong"
38 12
16.

EJR Mazedonien
Vlatko Ilievski
"Rusinka"
36 11
17.

Lettland
Musiqq
"Angel In Disguise"
25 17
18.

Zypern
Christos Mylordos
"San aggelos s'agapisas"
16 9
19

Niederlande
3Js
"Never Alone"
13 3

 


 

ALLGEMEINE INFORMATIONEN

 

Nach dem Sieg Lenas war Deutschland Gastgeber des 56. ESC. Nachdem sich insgesamt vier Städte (Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Hannover) um die Austragung beworben hatten, bekam letztlich die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt den Zuschlag.    

 

© Stadt Düsseldorf

 

Dort wurde der ESC in der ESPRIT - ARENA ausgetragen. Hier haben u.a. schon Konzerte von Madonna und Herbert Grönemeyer stattgefunden. Die Halle hatte bei einem Bühnenaufbau lt. Angaben des NDR beim ESC  ca. 36.000 Plätze. Für das Finale am 14. Mai und das Jury-Finale am 13. Mai wurden insgesamt rund 64.000 Karten vergeben. Das ist absoluter Rekord!

Deutschland wurde in Düsseldorf wieder von Lena vertreten, der deutsche Beitrag wurde in einer dreiteiligen TV-Show unter dem Titel "Unser Song für Deutschland" ab 31. Januar 2011 gesucht. 

Insgesamt 43 Länder nahmen am ESC in Düsseldorf teil, das war der gleiche Rekord wie in Belgrad 2008. 

 

Am 02.12.2011 wurde offiziell bekannt gegeben, dass Italien nach 13 Jahren Abwesenheit in Düsseldorf wieder dabei sein werde! Damit wurden aus den  sog. "Big 4" die "Big 5" mit garantiertem Startplatz im Finale!  San Marino nahm ebenfalls wieder teili, ebenso Ungarn. Österreich kehrte zurück, Andorra  blieb aus finanziellen Gründen wiederum fern, ebenso Montenegro.

 

 

© ECG e. V.

Es gab - wie in Oslo - auch in Düsseldorf ein Moderatoren-Trio:
Anke Engelke, Judith Rakers und Stefan Raab 

Die Rollen waren klar verteilt: Anfangsmoderation von allen dreien mit "Satellite" in ihrer eigenen wittzigen Version, wechselnde Roben der Damen, häufgie Frotzeleien zwischen Anke und Stefan, Anke dabei eindeutig in der komödiantischen Rolle, Judith hauptsächlich als rasende Reporterin im Green Room (der sich hinter der Bühne befand und später wie auf Knopfdruck geöffnet wurde, indem die LED-Wände sich teilten). Dazu gab es in beiden Semifinales Einspieler mit Anke und Stefan: So ließen die beiden beim Willkommensempfang alle Teilnehmer das deutsche Volkslied "Mein Vater war ein Wandersmann" intonieren und es gab ein witziges Medley aus ESC- und Nicht-ESC-Klassikern. Bemerkenswert auch der Moment, als Stefan sich Anke über die Schulter legte, damit sie mit ihren Schuhen die Treppe hochkam, und Anke hängend  munter weiter moderierte. 

 

 Moderatoren 2011 klein© NDR

 

Anke Engelke, 1965 in Montreal/Kanada geboren, begann ihre Karriere als Kinderstar Ende der 70er Jahre.  Mit der „Sat.1-Wochenshow“ (1996-2000) und „Ladykracher“ (Sat.1 2002) etablierte sie sich als feste TV-Größe und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. 1999 den Grimme-Preis „Spezial“. Als Moderatorin u.a. des Europäischen Filmpreises hat sie diesbzgl. internationale Erfahrung. 

 

Judith Rakers, 1976 in Paderborn geboren, ist seit 2005 Sprecherin der "Tagesschau" und seit September 2010 Co-Moderatorin der Talk-Show "3 nach 9".


Stefan Raab, 1966 in Köln geboren, ist der wohl erfolgreichste und innovativste deutsche TV-Moderator, mehrfacher Teilnehmer beim ESC in unterschiedlichen Funktionen sowie Mentor von Lena. Für das Format "Unser Star für Oslo" erhielt er 2010 den Deutschen Fernsehpreis.

 


Logo 2011© www.eurovision.tv

Das Motto des ESC in Düsseldorf lautete: "FEEL YOUR HEART BEAT" und das Logo dazu zeigt ein pulsierendes Herz aus Lichtstrahlen.  

Dieses Motto "nimmt die großen Gefühle auf, die Musik hervorrufen kann - und die typisch sind für den Eurovision Song Contest: Begeisterung, Herzklopfen, Mitfiebern, Liebe, Leidenschaft. Diese Gefühle kennen keine Grenzen oder Sprachbarrieren. Gleichzeitig hat jedes einzelne Lied seinen Rhythmus - auch das wird im Motto aufgefangen. Ein Herz dient passend zum Motto als Hauptmerkmal für den Eurovision Song Contest in Düsseldorf - ein internationales Symbol, das alle kennen. Die Anregung für diese Idee kommt vom ESC-Finale im vergangenen Jahr in Oslo: Lena formte im Live-Gespräch mit Moderator Erik Solbakken aus ihren Fingern ein Herz als Dank an alle, von denen sie schon Punkte bekommen hatte. Die Geste wurde während der weiteren Punktevergabe von zahlreichen Ländervertretern wiederholt. Das Herz wird in den ESC-Shows 2011 animiert eingesetzt. Es besteht aus farbigen Lichtstrahlen, die leuchten und pulsieren. Die Lichtstrahlen haben mehrere Funktionen: Sie verbinden Länder, Menschen und Lieder und können in unterschiedlichen Farbkonstellationen Länderfahnen abstrakt darstellen" (Pressemeldung des NDR). Entworfen wurde die Bildwelt für den ESC 2011 von der Agentur Turquoise in London.

 

Insignia 2011 1© Eurovision Club Germany e. V.


Am 17. Januar 2011 fand in Düsseldorf die Auslosung der einzelnen Länder auf die Semifinale statt. In den beiden Semifinale traten je 19 Länder an, jeweils 10 qualifizierten sich für das Finale, in dem die "BIG 5", Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und das Ver. Königreich automatisch gesetzt waren. 

 

Wie in den vergangenen Jahren gab es mehrere "Töpfe" von Ländern, in denen die Länder zusammengefasst wurden, die am ehesten für das sog. Nachbarschaftsvoting in Frage kommen. So will man verhindern, dass zu viele dieser Länder im gleichen Semifinale antreten. Es wurde auch ausgelost, in welcher Hälfte des Semifinales die einzelnen Länder jeweils antraten, damit die einzelnen Delegationen schon frühzeitig ihre Probentermine einplanen konnten. Außerdem wurde festgelegt, in welchen Semifinalen die BIG 5 werten sollten. Israel wurde von der Auslosung ausgenommen und direkt für das 2. Semifinale gesetzt wegen eines nationalen Feiertages am 10. Mai. Deutschland wertete im 2. Semifinale, weil dieses in der ARD übertragen wurde. Grundsätzlich sind die BIG 5 nur verpflichtet, die jeweiligen Semifinale auch live  auszustrahlen, in denen sie werten. 

 

FAZIT

 

Düsseldorf? Nach 28 Jahren kam der Eurovision Song Contest endlich wieder nach Deutschland, und er fand statt in: Düsseldorf. Die ARD hatte die Veranstaltung ausgeschrieben, und Düsseldorf bekam den Zuschlag vor Berlin, Hamburg und Hannover. Wichtigstes Argument war die ESPRIT-Arena, eine relativ neue Multifunktionsarena, die sich für die Ausrichtung des ESC 2011 als ideal erweisen sollte.

 

Dennoch gab es zunächst überwiegend Häme von allen Seiten, vor allem seitens der Mitbewerber-Städte, und auch die Presse tutete gern ins selbe Horn. Um es ganz klar zu sagen – Düsseldorf hätte selbst mit Feldern, auf denen Blumen aus Gold wachsen und die jeder hätte nach Belieben mitnehmen dürfen, nicht punkten können bei all den vorgefertigten Meinungen über die Stadt, die interessanterweise die meisten, die über sie schrieben, nie besucht hatten.

 

Ein häufiges Wort, das man lesen konnte, war „Provinz“ und damit verbunden „Provinzialität“, was ja auch so viel bedeutet wie hinterwäldlerisch, nicht offen und unmodern. Jedoch hätte jeder, auch der Düsseldorf-Verächter, in den zwei Wochen vom 1. bis zum 14. Mai feststellen müssen, dass sich die Stadt vorbildlich auf den ESC vorbereitet hatte, sowohl in Bezug auf das sog. "City Dressing" als auch das äußerst  bunte und reichhaltige Rahmenprogramm, bei dem wirklich jeder etwas für sich finden konnte, wenn er denn gewollt hätte.

 

Der Eurovision Club Germany e. V. mit seinem Vereinssitz in Düsseldorf konnte hier eine Menge zum Erfolg beitragen. Glücklicherweise wurden wir in die Planungen seitens der Stadtverwaltung von Anfang an mit einbezogen, und wir konnten einige eigene Projekte erfolgreich verwirklichen: Die Altstadt hielt neben dem von den deutschen Fanclubs betreuten Eurocafé z. B.  mit der Kneipe „Knoten“ eine richtige Düsseldorfer Altstadtkneipe für Fans bereit, die zwei Wochen lang nur Eurovisionsmusik spielte und sich äußerster  Beliebtheit erfreute.

 

Euroboat neu klein© EVENTqube

 

Am Abend des Juryfinales waren wir Mitveranstalter des "EuroBoat", eines ESC-Disco-Schiffes, auf dem  an die 1000 ESC-Fans aus aller Herren Länder zu ESC-Musik feiern konnten, während die "MS Rheinfantasie" u.a. am malerischen Altstadtpanorama entlangfuhr. Gastauftritte von Nicki French (GB 2000), Igor Cukrov (HR 2009) und WIND (DE 1985,1987,1992) rundeten dieses grandiose Event ab. Und auch an der Planung der "Grand Prix Classics", einem ESC - Konzert in der Düsseldorfer Tonhalle mit  Ingrid Peters, Mary Roos, Katja Ebstein, Guildo Horn u.a. war der ECG beteiligt. 

 

Tonhalle

 

Und dann war da ja noch etwas, um das man einfach nicht herumkam: Die ESPRIT-Arena.  Gigantisch von der Größe her mit ihren 36.000 Sitzplätzen, mit der Rheinbahn in wenigen Minuten von der Innenstadt aus bequem zu erreichen und mit einer traumhaften Bühne, LED-Wand, dahinter verborgenem Green Room, Scheinwerfern in der ganzen Halle und einer unglaublich guten Akustik ausgestattet. Man hätte lange suchen müssen, um anderenorts so etwas zu finden. Praktisch war dann auch die der Arena benachbarte Leichtathletikhalle, die in ein Pressezentrum umgewandelt wurde von einer Größe, wie es der ESC noch nicht gesehen hat mit einer wunderbaren Atmosphäre der Höflichkeit und Freundlichkeit sowohl von den Security-Leuten als auch von den unzähligen immer bereiten Volontären.   

 

Es hat sich eine deutsche Stadt so präsentiert, wie man sich das wünscht als Fan dieses Events. Und alle sind mitgezogen. Die Berichterstattung in den Tageszeitungen, vor allem in der Rheinischen Post, war ausführlich, wartete z. T. sogar täglich mit Sonderseiten auf, das Fernsehen war präsent wie nie, die Halle trotz der immensen Größe ein Glücksgriff, die Bühne war live wie im Fernsehen ein Knaller, die Akustik war sowohl in der Halle als auch an den Bildschirmen sehr gut, die sogenannten Postkarten vor den einzelnen Beiträgen waren originell und das Publikum in Düsseldorf sorgte auch jenseits der vorderen Blöcke, in denen traditionsgemäß die Fanclubs mit ihren Fahnen sitzen, für eine unvergessliche Atmosphäre. Das konnte sich alles wirklich sehen lassen – vermutlich wird man diesen ESC sogar länger im Gedächtnis behalten als so manchen anderen.

 

Das mag evtl. auch an dem ungewöhnlichen Moderatoren-Trio Anke Engel, Judith Rakers und Stefan Raab gelegen haben. Man hätte die drei zugegebenermaßen nicht besser einsetzen können. Stefan Raab zeigte sich bei den Moderationen locker und sicher, zudem wurde sein großes Talent in den Einspielern deutlich, als er zum Beispiel im 1. Semifinale mit Anke Engelke auf dem Bürgermeister-Empfang sämtliche Künstler des ESC 2011 „Mein Vater war ein Wandersmann“ einstudieren ließ. Noch besser das Medley aus ESC- bzw. Nicht-ESC-Melodien im 2. Semi – ebenfalls mit Anke Engelke, die auch hier ihr Comedy-Talent bewies. Bemerkenswert auch der Moment, als Raab sie sich Anke über die Schulter legte, damit sie in ihrem Kleid und den Schuhen die Treppe hoch kam, und sie über der Schultern hängend munter weiter moderierte.  Während Anke Engelke im Finale eindeutig nicht mehr ganz so lustig war wie in den Semifinalen und offensichtlich der großen Final-Show mehr Seriosität entgegenbringen musste oder wollte, hatte Stefan Raab seinen ganz großen Moment.

Der Opener mit der Big-Band-Version von "Satellite" und Lena mit ihren 42 Doubles - eingeleitet durch Anke Engelke mit in Raabs Gesicht wedelndem Pferdeschwanz und Judith Raakers (in Lena-Englisch „I wore it just the other DAAII“) war ein Knaller: Was für ein Auftakt!!!

 

Vermutlich wird sich das Vorurteil, Deutsche seien nicht lustig, ein wenig verflüchtigt haben bei unseren Nachbarn und anderen europäischen oder vorderasiatischen Mitmenschen, jedenfalls setzten sich die Moderatoren wohltuend von den doch sehr braven und biederen der letzten Jahre deutlich ab und werden in guter Erinnerung bleiben.  Danke, Deutschland,  Danke, Düsseldorf!

 

Und musikalisch? Die größte Überraschung war sicher der äußerst gelungene Einstand Italiens bei seiner ersten Wiederteilnahme seit 1997: Auf Anhieb erreichte Raphael Gualazzi den zweiten Platz! Demgegenüber stürtzten vorherige Favoriten wie Frankreich und der Fanfavorit Ungarn ziemlich ab, und auch die irischen Jedward-Zwillinge  konnten mit dem achten Platz die in sie gesteckten Erwartungen nicht ganz erfüllen, genau so wie die britische Boygroup Blue, die sich mit einem für die britische Insel sicher enttäuschenden 11. Platz begnügen musste.

 

ESC-Siegerin Dana International schaffte es für Israel nicht einmal ins Finale, ebenso wie Poli Genova für Bulgarien, das erreichte sie erst bei ihrer zweiten Teilnahme 2016. Ihren zweiten Anlauf machten nach 2005 Zdob şi Zdub aus Moldau, und wieder erreichten sie das Finale und dort den zehnten Platz.

Auch für Dino Merlin aus Bosnien & Herzegowina war es nach 1999 der zweite Anlauf, und er erreichte einen hervorragenden sechsten Platz. Für Island traten nach dem plötzlichen Tod von Sjonny Brink seine Freuden als "Sjonny's Friends" an: Platz 20. Zwei Plätze schlechter endete der große Fanfavorit, die Ungarin Kati Wolf mit "What About My Dreams?". Mika Newton hat ihren vierten Platz für die Ukraine wohl eher der mitgebrachten Sandmalerin zu verdanken.

 

Vorjahressiegerin Lena gelang das großmundig verkündete Ziel der Titelverteidigung nicht, sie erreichte einen zufriedenstellenden zehnten Platz. Den Sieger Aserbaidschan hatten im Vorfeld wohl die wenigstens vorhergesagt.

 

Zur deutschen ESC-Jury gehörten in diesem Jahr Entertainerin Ina Müller, Juli-Sängerin Eva Briegel, Alina Süggeler, Sängerin der Newcomerband Frida Gold, ECHO-Produzent Gerd Gebhardt und Edi van Beek, Musikchef von BAYERN 3. Die Jurys gsben ihre Bewertung jeweils nach der Generalprobe am Vorabend jeder Show ab. Deutschland war beim zweiten Halbfinale am 12. Mai stimmberechtigt. Daher vergab die Jury um Ina Müller ihre erste Wertung am Mittwochabend und entschied mit darüber, welche weiteren zehn Halbfinalisten in das Finale am 14. Mai einzogen. Am Freitagabend beim sogenannten Juryfinale bewerteten die fünf Musikexperten dann die 24 Songs, die neben Lenas "Taken by a stranger" beim Finale des Eurovision Song Contests 2011 in Düsseldorf zur Wahl standen. Die Präsidentin der Jury Ina Müller verkündete das deutsche Votum live von der Reeperbahn in Hamburg im Finale des ESC.

 

Erstmals wurden alle 3 Shows im deutschen Fernsehen bundesweit live übertragen: Das 1. Semifinale am Dienstag, dem 10. Mai, zeigte PRO SIEBEN, das 2. Semifinale Donnerstag, dem 12. Mai und das Finale am 14. Mai 2011 wurde von der ARD übertragen. 

In der ESC-Woche änderte die ARD ihr normales Vorabendprogramm aussetzen zugunsten einer tgl. Live-Berichterstattung aus der ESPRIT-Arena von Montag bis Freitag ab 18.50 Uhr. 

Der ESC in Düsseldorf wurde mit dem Deutschen Fernsehpreis und der Goldenen Rose von Montreux für den besten Live-Event ausgezeichnet.

 

 


  

 DIE TEILNEHMENDEN - FINALE

 

1.Finnland

Paradise Oscar

"Da Da Dam"

M. & T.:
Axel Ehnström
(Paradise Oscar)

   
 

2.

Bosnien & Herzegowina

Dino Merlin

"Love In Rewind"

M. & T.:
Dino Merlin

   
 

3.

Dänemark

A Friend In London

”New Tomorrow"

MOL13

M. & T.:
Lise Cabble,
Jakob Schack Glæsner

   

4.

Litauen

Evelina Sašenko

"C'est ma vie"

FIN13

M.: Paulius Zdanavicius
T.: Andrius Kairys

   

5.
Ungarn


Kati Wolf

"What About My
Dreams?"

TUR 83

M.: Viktor Rakonczai,
Gergo Racz
T.: Peter Geszti,
Johnny K. Palmer

   

6.
AD
Irland

Jedward

"Lipstick"

TUR 83

M. & T.:
Daniel Priddy,
Lars Halvor Jensen,
Martin Michael Larson

   

7.
ADSchweden

Eric Saade

"Popular"
RUS 02

M. & T.:
Fredrik Kempe

   

8.
AD
Estland

Getter Jaani

"Rockefeller Street"

BLR 10

 M. & T.:
Sven Lõhmus

   

9.ADGriechenland

Loucas Yiorkas feat.
Stereo Mike

"Watch My Dance"

FIN 83

M.: Giannis
Christodoulopoulos
T.:Eleana Vrachali

   

10.
AD
Russland
 

Alex Sparrow

"Get You"


ARM 10

M. & T:
Alexej Vorobjov
(Alex Sparrow),
RedOne,
AJ Junior,
Bilal "The Chef",
Eric Sanicola

   

11.
AD
Frankreich

Amaury Vassili

"Sognu"
POR 01

M.: Daniel Moyne,
Quentin Bachelet
 T.: Jean-Pierre Marcellesi,
Julie Miller

   

12.
AD
Italien

Raphael Gualazzi

   "Madness of Love"

SWE 02

 M. & T.:
Raffaele Gualazzi

   

13.
AD
Schweiz

Anna Rossinelli

  "In Love For a While"

FRA 60

M. & T.:
Hanne Sørvaag,
Harry Sommerdahl,
Christian Leuzzi

   

14.
ADVer. Königreich

Blue

"I Can"

FRA 01

 M. & T.:
Ciaron Bell,
Ben Collier,
Ian Hope,
Duncan James,
Liam Keenan,
Lee Ryan,
StarSign

   

15.ADMoldau

Zdob şi Zdub

"So Lucky"

GBR  61

M.: Mihai Gincu,
Marc Elsner
T.: Andy Shuman,
Marc Elsner

 

16.
AD
Deutschland

Lena

 "Taken By a Stranger"

ITA  61

M. & T.:
Gus Seyffert,
Nicole Morier,
Monica Birkenes

 

17.ADRumänien

Hotel FM

"Change"
SLO 01

M.: Gabriel Baruta
T.: Alexandra Ivan,
Gabriel Baruta

 

18.
AD
Österreich

Nadine Beiler

"The Secret Is Love"
SLO15

M.: Thomas Rabitsch
T.: Nadine Beiler

 

19.
AD
Aserbaidschan

Ell & Nikki

"Running Scared"
SLO15

M.: Stefan Örn,
Sandra Bjurman,
Iain Farquharson
T.: Stefan Örn,
Sandra Bjurman

 

20.
AD
Slowenien


Maja Keuc

"No One"

POR 86

M.: Matjaz Vlasić
T.: Ursa Vlasić
Peter Nalitch

 

21.
AD
Island

Sjonny's Friends

"Coming Home"
ROM 02

M.: Sjonni Brink
T.: Thorunn Clausen,
Sjonni Brink

 

22.
AD
Spanien

Lucía Pérez

"Que me quiten lo bailao"
SLO 02

 M. & T.:
Rafael Artesero

 

23.
AD
Ukraine

Mika Newton

"Angel"
DEN 01

M.: Ruslan Kvinta
T.: Maryna Skomorohova

 

24.
AD
Serbien

Nina

"Čaroban"
DEN 01

 M. & T.:
 Kristina Kovač

 

25.
AD
Georgien

Eldrine

"One More Day"
ROM 02

M.: DJ BE$$
T.: DJ Rock,
Mikheil Chelidze

 

    

 DIE TEILNEHMENDEN - SEMIFINALE 1

  

1.Polen

Magdalena Tul

"Jestem"

SLO15


M. & T.:
Magdalena Tul 

   
 

2.

Norwegen

Stella Mwangi

"Haba Haba"

LIT13n

M.: Big City/Beyond51
T.: Stella Mwangi

   
 

3.

Albanien

Aurela Gaçe

”Feel The Passion"

MOL13

 M.: Shpetim Saraci
T.: Sokol Marsi

   

4.

Armenien

Emmy

"Boom Boom"

FIN13

M.: Hayk Harutyunyan,
Hayk Hovhannisyan
T.: Sosi Khanikyan

   

5.
Türkei


Yüksek Sadakat

"Live It Up"

TUR 83

M.: Kutlu Özmakinaci
T.: Ergün Arsal

   

6.
AD
Serbien

Nina

"Čaroban"

TUR 83

 M. & T.:
 Kristina Kovač

   

7.
ADRussland

Alex Sparrow

"Get You"
RUS 02

M. & T:
Alexej Vorobjov,
RedOne,
AJ Junior,
Bilal "The Chef",
Eric Sanicola

   

8.

AD
Schweiz

Anna Rossinelli

  "In Love For a While"

BLR 10

M. & T.:
David Klein

   

9.

AD
Georgien

Eldrine

  "One More Day"

FIN 83

M.: DJ BE$$
T.: DJ Rock,
Mikheil Chelidze

   

10.
AD
Finnland
 

Paradise Oscar

"Da Da Dam"


ARM 10

M. & T.:
Axel Ehnström
(Paradise Oscar)

   

11.
AD
Malta

Glen Vella

"One Life"
POR 01

M.: Paul Giordimaina
T.: Fleur Balzan

   

12.
AD
San Marino

Senit

   "Stand By"

SWE 02

 M. & T.:
Radiosa Romani

   

13.
AD
Kroatien

Daria

  "Celebrate"

FRA 60

M.: Boris Djurdjević
T.: Boris Djurdjević, 
Marina Mudrinić

   

14.
ADIsland

Sjonny's Friends

"Coming Home"

FRA 01

 M.: Sjonni Brink
T.: Thorunn Clausen,
Sjonni Brink

   

15.ADUngarn

Kati Wolf

"What About My
Dreams?"

GBR  61

M.: Viktor Rakonczai,
Gergo Racz
T.: Peter Geszti,
Johnny K. Palmer

 

16.
AD
Portugal

Homens Da Luta

 "Luta é alegria"

ITA  61

M.: Vasco Duarte
T.: Jel

 

17.ADLitauen

Evelina Sašenko

"C'est ma vie"
SLO15

M.: Paulius Zdanavicius
T.: Andrius Kairys 

 

18.

AD
Aserbaidschan

Ell & Nikki

"Running Scared"

SLO15

M.: Stefan Örn,
Sandra Bjurman,
Iain Farquharson
T.: Stefan Örn,
Sandra Bjurman

 

19.
AD
Griechenland

Loucas Yiorkas feat.
Stereo Mike

"Watch My Dance"
SLO15

M.: Giannis
Christodoulopoulos
T.:Eleana Vrachali 

 

 DIE TEILNEHMENDEN - SEMIFINALE 2

  

1.Bosnien & Herzegowina

Dino Merlin

"Love In Rewind"


M. & T.:
Dino Merlin

   
 

2.

Österreich

Nadine Beiler

"The Secret Is Love"

SLO 02

M.: Thomas Rabitsch
T.: Nadine Beiler

   
 

3.

Niederlande

3Js

"Never Alone"

DEN 01

M. & T.:
Jaap Kwakman,
Jan Dulles,
Jaap de Witte

   

4.

Belgien

Witloof Bay

"With Love Baby"

DEN 01

M. & T.:
Benoît Giaux,
RoxorLoops

   

5.
Slowakische Republik


TWiiNS

"I'm Still Alive"

SLO 02

M. & T.:
Bryan Todd,
Sandra Nordstrom,
Branislav Jancich

   

6.
AD
Ukraine

Mika Newton

"Angel"

SLO 02

M.: Ruslan Kvinta
T.: Maryna Skomorohova

   

7.
ADMoldau

Zdob şi Zdub

"So Lucky"
DEN 01

M.: Mihai Gincu,
Marc Elsner
T.: Andy Shuman,
Marc Elsner

   

8.

AD
Schweden

Eric Saade

  "Popular"

DEN 01

M. & T.:
Fredrik Kempe

   

9.

AD
Zypern

Christos Mylordos

 "San aggelos
s'agapisas"

SLO 02

M.: Andreas Anastasiou
T.: Mihalis Antoniou

   

10.
AD
Bulgarien
 

Poli Genova

"Na inat"


SLO 02

M. & T.:
Sebastian Arman,
David Bronner,
Borislav Milanov,
Poli Genova

   

11.
AD
EJR Mazedonien

Vlatko Ilievski

"Rusinka"
DEN 01

M.: Grigor Koprov,
Vladimir Dojchinovski
 T.: Marko
Marinkovikj-Slatkaristika,
Jovan Jovanov

   

12.
AD
Israel

Dana International

   "Ding Dong"

DEN 01

M. & T.:
 Dana International

   

13.
AD
Slowenien

Maja Keuc

  "No One"

SLO 02

M.: Matjaz Vlasić
T.: Ursa Vlasić

   

14.
ADRumänien

Hotel FM

"Change"

SLO 02

M.: Gabriel Baruta
T.: Alexandra Ivan,
Gabriel Baruta

   

15.ADEstland

Getter Jaani

"Rockefeller Street"

DEN 01

M. & T.:
Sven Lõhmus

 

16.
AD
Belarus

Anastasia Vinnikova

"I Love Belarus"

DEN 01

M.: Evgeny Oleynik
T.: Evgeny Oleynik,
Svetlana Geraskova

 

17.ADLettland

Musiqq

"Angel In Disguise"
SLO 02

M. & T.:
Marats Ogleznevs

 

18.

AD
Dänemark

A Friend In London

"New Tomorrow"

SLO 02

M. & T.:
Lise Cabble,
Jakob Schack Glæsner

 

19.
AD
Irland

Jedward

"Lipstick"
SLO 02

M. & T.:
Daniel Priddy,
Lars Halvor Jensen,
Martin Michael Larson


 (Fotos der Teilnehmertabellen: © EBU / eurovision.tv.)

 


  

 

DIE WERTUNG - FINALE

 

© ECG e. V.

  

DIE WERTUNG SEMIFINALE 1 + 2

 

© ECG e. V.

Scoreboard Semifinale 2© ECG e. V.

 

 


  

 

 AUS DER PRESSE

 

 

Grand-Prix-Gastgeber Deutschland sagt: „Danke, Anke!“

von Hans-Peter Siebenhaar, Handelsblatt, 16.Mai 2011  

 

Düsseldorf? Nach 28 Jahren kam der Eurovision Song Contest endlich wieder nach Deutschland, und er fand statt in: Düsseldorf. Die ARD hatte die Veranstaltung ausgeschrieben, und Düsseldorf bekam den Zuschlag vor Berlin, Hamburg und Hannover. Wichtigstes Argument war die ESPRIT-Arena, eine relativ neue Multifunktionsarena, die sich für die Ausrichtung des ESC 2011 als ideal erweisen sollte. Dennoch gab es zunächst überwiegend Häme von allen Seiten, vor allem seitens der Mitbewerber-Städte, und auch die Presse tutete gern ins selbe Horn. Um es ganz klar zu sagen – Düsseldorf hätte selbst mit Feldern, auf denen Blumen aus Gold wachsen und die jeder hätte nach Belieben mitnehmen dürfen, nicht punkten können bei all den vorgefertigten Meinungen über die Stadt, die interessanterweise die meisten, die über sie schrieben, nie besucht hatten.

Als am Samstagabend pünktlich um 21 Uhr in der Düsseldorf Arena mit einer opulenten Lichtshow der Eurovision Song Contest begann, war Entertainer Stefan Raab sichtlich nervös. Kein Wunder, denn der Entertainer steht mit der englischen Sprache traditionell auf Kriegsfuß. Seine multilinguale Co-Moderatorin Anke Engelke – zum Auftakt im knallroten, trägerlosen Abendkleid – hatte hingegen ihren großen Auftritt.

Die in Montreal geborene Tochter eines Lufthansa-Managers parlierte in Englisch und Französisch, als seien es ihre Muttersprachen, und war dabei noch schlagfertig. Mit ihrem natürlichen Witz prägte die „Ladykracher“-Erfinderin, die einst als Elfjährige von Radio Luxemburg (Anm.: Ebenso wie Désirée Nosbusch, Moderatorin von 1984) entdeckt worden war, die größte Unterhaltungsshow Europas.

Der Abend, an dem Lena sich mit einem Platz zehn zufriedengeben musste, wurde zu ihrem Tag. Ohne ihr Showtalent wäre selbst Grand-Prix-Übervater Raab nur die Hälfte wert gewesen. Das Duo, das sich seit Jahren durch die intensive Zusammenarbeit bei der Kölner TV-Produktionsfirma Brainpool kennt, spielte sich mit Leichtigkeit die Bälle zu und integrierte auch noch die Co-Moderatorin, Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers.

Der Abend machte die 45-jährige Engelke, die einst Lehrerin werden wollte und Pädagogik studierte, zum europaweiten Star. Die zugeschalteten Jurymitglieder zwischen Lissabon und Baku wurden nicht müde, die wunderbare Show zu loben (Anm.: Naja, was die Jurysprecher halt jedes Jahr ausgiebig und rein oberflächlich tun!). Und das Gastgeberland? Deutschland sagt: „Danke Anke!“

 

Twelve Points für Düsseldorf

von Ken Chowanetz, Wiesbadener Kurier, 16. Mai 2011

 

Das muss wohl so sein in Deutschland: Steht die Aufgabe an, eine international Großveranstaltung zu stemmen, wird erst einmal alles und jeder in Grund und Boden kritisiert. Untauglich sei das provinzielle Düsseldorf (die Stadt hat 586000 Einwohner!), den Eurovision Song Contest auszurichten, kalt und emotionslos werde trotz des Slogans „Fühle Dein Herz schlagen“ die Mega-Fernsehshow in einem umgebauten Fußballstadion geraten, die Moderatoren Anke Engelke, Stefan Raab und Judith Rakers würden Deutschland blamieren. Und nun das: Der federführende NDR lieferte eine Musikparty der Superlative ab, Düsseldorf erwies sich als eine von A bis Z liebenswerte Stadt mit Bewohnern, die sich nach Startschwierigkeiten sehr wohl für das Mega-Ereignis begeistern konnten. Die italienischen Punktevergeberin brachte es auf den Punkt: Die Show sei voller Technik, aber auch voller Seele gewesen. Für den nächsten ESC-Ausrichter Baku ist die Messlatte sehr, sehr hoch gelegt.



Psychedelischer Pomp

von Hans Hoff, Süddeutsche Zeitung, 16. Mai 2011

Aserbaidschan hin oder her – diesmal war der Eurovision Song Contest vor allem ein schwindelerregendes, optisches Gesamtkunstwerk

 

Und plötzlich ist der Wahn vorbei. Um 0.17 Uhr am Sonntagmorgen steht es schon fest. Obwohl noch zwei Länder abstimmen müssen, ist Aserbaidschan der Sieg beim Eurovision Song Contest (ESC) nicht mehr zu nehmen. Fünf Minuten später ist es amtlich. Alle 43 Länder haben abgestimmt und dem Duo Ell & Nikki 221 Punkte gegeben. Der zugehörige Titel heißt „Running scared“ und klingt nach dem aus früheren ESC-Jahren bekannten und eigentlich längst überwunden geglaubten Grabbeltisch-Pop. Um 0.23 Uhr übergibt die Vorjahressiegerin Lena auf der Bühne in Düsseldorf ihre Trophäe an die Nachfolger. Ihr Titel ist nun futsch. „Taken by a stranger“ sozusagen. Schwülstige Fremdlinge haben ihn nach Vorderasien geholt. Viel östlicher geht es nicht in der den ESC ausrichtenden Sendergemeinschaft European Broadcasting Union. „We are waiting for you in Baku“, brüllt ein Delegationsmitglied euphorisch in ein Mikrofon. Eine Einladung soll das sein in die Hauptstadt am Kaspischen Meer.

Ein Meer aus weggeworfenen Glasflaschen ist um halb zwei in der Nacht am Johannes-Rau-Platz zu bestaunen. Hier, am Düsseldorfer Rheinufer, fand das Rudelgucken statt. Die Massen sind längst abgezogen. Nur einige wenige Betrunkene torkeln noch grölend herum, bevor auch sie heimwärts streben. Wahrscheinlich werden sie bald mal googlen, wie tief im Osten denn dieses komische Land liegt, das fast von überall ordentlich Punkte zugesprochen bekam, also nicht nur von den hierzulande traditionell unter dem Generalverdacht der Mauschelei stehenden osteuropäischen Nachbarn.

Natürlich gab es erneut viel Nachbarschaftshilfe. Wer allerdings wieder die Verschwörungsfolklore von der Abstimmungsmafia Abteilung Ost anstimmen möchte, der sei nur auf ein heimisches Beispiel verwiesen. Deutschland heimste zehn Punkte aus Österreich ein, dafür bekam Österreich glatte zwölf Punkte zurück. Auf die Höchstwertung Douze Points kam Lena mit ihren Silberfischen nicht ein einziges Mal. Mit gerade mal 107 Punkten wurde sie Zehnte in einem Feld von 25 und erreichte damit so gerade noch das von ihr selbst gesteckte Klassenziel. „Top Ten wäre schön“, hatte sie vorher gesagt und damit den Erwartungsrahmen bewusst weit gesteckt.

Im Fernsehinterview redet Lena nach der großen Show wie ein Politiker nach einer Wahl. „Es geht mir phantastisch“, sagt sie. Sie sei zufrieden und superhappy. Was man halt als Medienprofi so sagt, wenn man es gerade vor 13,83 Millionen Zuschauern nur mit Ach und Krach über die Fünfprozenthürde geschafft hat und erkennen muss, dass man mit Unterkühltheit beim traditionell auf Gefühlsbombast angelegten ESC kaum weit kommt. Im Prinzip geht es Lena ein bisschen wie der allerersten Siegerin dieses Wettbewerbs. Lys Assia hatte für die Schweiz 1956 den ersten Platz geholt und trat im Folgejahr noch einmal an. Da aber reichte es nur für einen bescheidenen achten Rang, allerdings bei lediglich zehn Teilnehmern.

Dass Lenas Mentor Stefan Raab, der die Titelverteidigung relativ großmäulig vorangetrieben hat, kaum den offensiven Ton wechseln wird, liegt in der Natur seiner Person. Richtig zufrieden sein kann er allerdings nur mit der eigenen musikalischen Leistung. Zum Start hatte er als Moderator verkündet, dass es üblich sei, den Vorjahressieger noch einmal den Gewinnertitel singen zu lassen. Das aber sei in diesem Jahr schwierig, merkte er an, da Lena sich auf ihren aktuellen Beitrag konzentrieren müsse. Raab schlug dann vor, den Song selbst zu interpretieren. Also griff er zur Gitarre und legte mit einer wie aus dem Nichts auf die Bühne gezauberten Band eine absolut mitreißende Rockabilly-Version von „Satellite“ hin. Hätte man auch für die abstimmen können, wäre es für Aserbaidschan womöglich noch eng geworden.

Eng wird es auch auf den Straßen, die von der Arena wegführen. Über 36000 Zuschauer waren in der Halle, und nicht wenige stehen noch lange im Stau, weil die Stadt Düsseldorf wegen der ESC-Aftershow-Party einen der wichtigsten Abflusswege auf eine Spur verengt. Wen interessiert schon das zahlende Volk, wenn so die VIPs bequemer zum roten Teppich kommen? Kein Vergleich mit der logistischen Meisterleistung, die in der Arena über die Bühne ging. Aufbau und Abbau in Windeseile, dazu die großartigen Bilder auf der LED-Wand, alles hat an diesem Abend funktioniert. Groß geplant, groß gespielt, groß gewonnen. Ein bisschen dürfen sich die Organisatoren wie Aserbaidschan oder das mit einer Jazz-Nummer auf Platz zwei gelangte Italien fühlen: als Gewinner.

Ganz im Gegensatz zu Düsseldorf, das beim Stau nach Mitternacht einmal mehr seine zwischen Protz und Provinz oszillierende Einstellung offenbart. Das Ländliche war vor allem am Samstag zu spüren, als die örtlichen Schützenvereine stramm ins ESC-Beiprogramm einmarschierten. Viel Pseudomilitärisches gab es da zu bestaunen, viel Rumtata zu hören. So viel, dass dagegen der aserbaidschanische Schwulst-Pop-Beitrag fast schon wieder sympathisch anmutet. Ernste Herren in Uniform und Reih und Glied machten in Düsseldorf deutlich, dass man nach wie vor nicht unbedingt falsch liegt, wenn man den Stadtnamen auf der dritten Silbe betont. Schlimmer kann es in Baku kaum werden.    

 

 >> Informationen über die nationalen Vorentscheidungen gibt es derzeit noch im "alten Archiv".

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